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WIEN / Haus Hofmannsthal: THOMAS MOSER

Musik war mein Leben, Gesang war meine Sprache

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WIEN / Haus Hofmannsthal: 
THOMAS MOSER
Ausstellung zum 80. Geburtsjahr von KS Thomas Moser
Vom  9. Oktober bis zum 19. Dezember 2025

Musik war mein Leben,
Gesang war meine Sprache

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Weil er aus Termingründen nicht persönlich bei der Eröffnung der Thomas Moser gewidmeten Ausstellung im Haus Hofmannsthal dabei sein konnte, sandte Ioan Holender einen Brief, in dem es hieß: „Sie waren und bleiben mein Tristan“.

Moser, der heuer am 27. Mai seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, war für Wien noch viel mehr. Als Wagner-Sänger der Parsifal und Lohengrin, Erik und Walther von der Vogelweide (weil Horst Stein ihm abgeraten hatte, den Tannhäuser zu singen). Florestan und Bacchus, Palestrina und Aron… und viel Mozart.

1977 war er (für „Capriccio“ von Richard Strauss) an das Haus gekommen, 2013 verzeichnet das Staatsopern-Archiv seine letzte Rolle mit dem Herodes in der „Salome“. Als Kammersänger und Ehrenmitglied des Hauses hat der gebürtige Amerikaner, der auch international viel unterwegs war, Wien zu seinem persönlichen Zentrum gewählt. Dass er heute in Berlin lebt, hat persönliche Gründe.

 

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„Aber ich wäre viel lieber in Wien“, sagt er, der für die Ausstellungseröffnung eigens hierher kam und in einem Gespräch mit Markus Vorzellner ausführlich aus seinem Leben berichtete. Viel Anekdotisches und Heiteres, aber auch Einblicke, wie schwierig es ist, in der Welt der Oper  zu bestehen und Karriere zu machen. Wie viel Wissen und Überlegen hinter allem steht, was man tut. 

Originell sind Mosers  Erinnerungen an seine amerikanische Frühzeit als Student und seine Begegnungen mit Berühmtheiten  – wie eine privat ganz unscheinbare Lotte Lehmann zum Leben erwachte, als Moser mit einer stocksteifen Mimi probte, sie diese Dame wegschubste und mit Moser die Szene spielte. „Muss man euch jungen Leuten immer beibringen, wie man Liebesszenen spielt?“

Als Elisabeth Schwarzkopf nach Los Angeles kam und Thomas Moser bei einer Schülervorstellung beteiligt war, die ihr zu Ehren stattfand, ließ sie ihn zu sich rufen und prophezeite: „Sie werden es zu etwas bringen.“ Und so war es auch.

Moser, der in Richmond, Virginia, geboren worden war, ging er nach Studien und Militärdienst (der ihn dreieinhalb Jahre kostete) 1975 als Dreißigjähriger nach Europa. Von einem Agenten, von einem Vorsingen zum anderen, bis er in Graz landete und dort debutierte. Der Sprung an die Wiener Staatsoper erfolgte schnell.

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Der Abend im Haus Hofmannsthal war von zahlreichen Ton- und Filmbeispielen begleitet, die Mosers Vielfalt, aber auch seine technische Brillanz aufzeigen, etwa bei der zweiten Ottavio-Arie („Vor der habe ich mich immer am meisten gefürchtet“). Videoaufnahmen zeigten ihn als Kaiser in der Solti-„Frau ohne Schatten“ oder für Bach bei Harnoncourt.

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„Moses und Aron“ sang er 2006 mit dem kürzlich verstorbenen Franz Grundheber, an den er nur die besten kollegialen Erinnerungen hat. Albin Fries fungierte damals als Korrepetitor und machte aus seiner persönlichen Abneigung gegen das Werk kein Hehl. Aber auch er musste eingestehen – so wie Moser es sang, klang es fast wie Musik…

Die Ausstellung, die (wie stets im Haus Hofmannsthal)  aus der großartigen Bilder- und Autorgrammsammlung von Erich Wirl besteht, der leider kürzlich verstorben ist, verfolgt die Karriere von Thomas Moser weltweit – so sieht man ihn als Florestan an der Mailänder Scala mit Waltraud Meier oder in Tokio mit Gabriele Fontana . Mit dem Bacchus reiste er weit, auch für sein dortiges Debut an die New Yorker Met und nach San Francisco. Die Moderne von Britten bis Krenek, Schönberg bis Berio hat er nie gescheut, aber auch den Alfred in der „Fledermaus“ sang er viele Male launig in Wien. Nur die Italiener fehlen – bis auf den Arturo in der „Lucia di Lammermoor“, den man ihm in seinen Anfängen in  Wien zuteilte, aber die Rolle ist ja auch klein genug. Thomas Moser war in anderen Opernwelten zuhause.

„Musik war mein Leben, Gesang war meine Sprache“, resümierte der Künstler, nachdem der Interviewer das Gespräch nach zweieinviertel pausenlosen Stunden abbrach. Dabei hätte man Thomas Moser gerne noch länger zugehört.

Renate Wagner

Haus Hofmannsthal:
Ausstellung zum 80. Geburtsjahr von KS Thomas Moser
Vom 9.Oktober bis zum 19.Dezember 2025
Öffnungszeiten:
Mo – Mi 10:00 – 18:00 (werktags)
Do und Fr nur nach vorheriger Vereinbarung

 

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