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KUNST / Klimt Auktion: Bildnis Elisabeth Lederer

Wie teuer wird Elisabeth?

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Gustav Klimt, Bildnis Elisabeth Lederer, 1914-16 (c) aus: Tobias G. Natter, Werkverzeichnis Klimt, Taschen-Verlag

Auktion bei Sotheby’s am 18. November 2025
Klimts Bildnis Elisabeth Lederer
ist auf dem freien Markt

Wie teuer wird Elisabeth?

Gustav Klimt ist einer von Österreichs Parade-Künstlern (und das zu Recht). Seine Frauenbildnisse zählen zu seinen berühmtesten und teuersten Werken. Als das Belvedere die so genannte „Goldene Adele“, das „Porträt Adele Bloch-Bauer, I“ restituierte und Ronald S. Lauder es in einer Auktion erwarb, zahlte er den damaligen Weltrekordpreis von 135 Millionen US Dollar (und brachte es in seine Neue Galerie in New York). Nun spricht man in der Kunstwelt darüber, dass Klimts Bildnis von Elisabeth Lederer diesen Rekord brechen könnte-

Von Renate Wagner

So berühmt seine Bildnisse der Damen der Wiener Gesellschaft auch sind, deren Gatten dafür etwa das Äquivalent einer Villa bezahlten, so meint man sie zu kennen – vor allem das Belvedere besitzt vier von ihnen, Sonja Knips, Fritza Riedler, Johanna Staude und Amalie Zuckerkandl. Seine Geliebte Emilie Flöge (Wien Museum) musste für ihr Bild wohl nichts bezahlen, Ferdinand Bloch für die Bildnisse seiner schönen Gattin Adele Bloch-Bauer, die in alle Welt verstreut sind, hingegen wohl ein Vermögen.

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Besonders viel in Klimt investiert hat der Industrielle August Lederer, der eine der größten Klimt-Sammlungen Wiens besaß, was teilweise auf die Initiative seiner Gattin Serena zurück ging, die eine Großnichte jenes Joseph Pulitzer war, der aus Ungarn in die USA auswanderte und dort ein bedeutender Verleger und Stifter des Pulitzer-Preises wurde.

Klimt malte Serena, das wunderschöne Gemälde hängt heute in The Metropolitan Museum of Art. Dass sie Klimt, einem notorischen Frauenhelden, auch privat verbunden gewesen sein soll, darüber gab es in Wien viel Klatsch. 

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Elisabeth Lederer mit ihrer Mutter Szerena Lederer, Foto, um 1914 (c) Archiv Natter, Wien

Serena und August Lederer hatten drei Kinder, Elisabeth (1894–1944) und die Söhne Erich (1896–1985) und Friedrich 1899–1972). Es gibt zahlreiche Bildnisse des „Lederer-Buben“ Erich von Egon Schiele, der auch Elisabeth porträtierte. Entscheidend aber ist das Gemälde, das Serena 1914 von ihrer damals 20jährigen Tochter Elisabeth bei Klimt bestellte.

Es wurde ein Werk, das selten in die Öffentlichkeit kam – Tobias G. Natter konnte es einmal in der von ihm kuratierten Ausstellung „Klimt and the Women of Vienna´s Golden Age“ (Neuen Galerie New York, 2016 / 17) zeigen. Bei dieser Gelegenheit hat er für den Katalog auch die Entstehungsgeschichte des Bildes nach  Elisabeths eigenem Bericht rekonstruiert. Klimt brauchte für dieses Spätwerk (er starb bekanntlich 1918) sehr lange, grübelte darüber, änderte, fluchte, wies alle Einwände von Elisabeths Mutter Serena zurück: ‚Ich mal mir mein Mädel, wie sie mir gefällt.“

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Das ist nun ein bezeichnender Satz. Elisabeth nannte Klimt zwar „Onkel“, aber als die Lage zur Zeit des Nationalsozialismus für Juden eng wurde, behauptete sie, eine uneheliche Tochter Klimts zu sein und bekam 1940 von den Behörden einen entsprechenden „Abstammungsbescheid“, der sie als Halbjüdin qualifizierte und ihren Verbleib in Österreich ermöglichte. Ihre „jüdischen“ Brüder emigrierten.

Abgesehen von Elisabeths Schönheit und der Ähnlichkeit mit ihrer Mutter ist ihr Klimt-Gemälde von besonderem Reiz, das „Gold“, das in früheren Werken (vor allem rund um die „Adele“-Bilder) so wichtig gewesen war, wich lichteren Farben, lockeren Ornamenten, asiatischem Figurenschmuck, und das duftige Material des Kleides verengt sich zu einer Art  modernem Hosenrock. Es scheint wie das Werk eines verliebten Künstlers, was ja nicht gänzlich unwahrscheinlich ist.

Das Bildnis von Elisabeth befand sich im Besitz von Leonard Lauder, dem 1933 geborenen, im letzten Juni verstorbenen Sohn der Kosmetikkönigin, Milliardär und Kunstsammler. Wikipedia berichtet: „Im April 2022 wurde sein Privatvermögen von Forbes auf 23,1 Milliarden US-Dollar geschätzt. Er gehörte damit zu den reichsten Amerikanern.“

Aus seiner Sammlung werden nun am 18. November 2025 im Breuer Building, dem neuen New Yorker Hauptsitz von Sotheby’s, 24 Werke aus seinem Besitz versteigert, Matisse, Munch, Van Gogh, der Gesamtwert wird auf 400 Millionen Dollar geschützt.

Sensationelles Herzstück der Versteigerung ist (neben zwei Klimt-Landschaften) aber das Bildnis von Elisabeth Lederer. Man rechnet fest damit, dass es mehr als 150 Millionen Dollar bringen wird. Allerdings – wer außer den Scheichs am Golf kann sich das leisten? Dann verschwindet Elisabeth wieder im Privatbesitz – denn ein Mäzen, der das Werk für das Belvedere erwirbt, wird sich wohl kaum finden…

Warten wir es ab. Dienstag, der 18, November 2025, wird für die Kunstszene in aller Welt jedenfalls spannend.

 

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