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WUPPERTAL: DIE ÄGYPTISCHE MARIA von Ottorino Respighi- Premiere

03.11.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Opernrarität in Wuppertaler Kirche: „Die Ägyptische Maria“ von Ottorino Respighi (Premiere: 2. 11. 2013)

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Dorothea Brandt in der Titelrolle mit Christian Sturm (Foto: Uwe Stratmann)

Mit einer besonderen musikalischen Rarität warteten die Bühnen Wuppertals mit der Aufführung von „Maria Egiziaca“ („Die Ägyptische Maria“) von Ottorino Respighi auf. Das Mysterium in einem Akt wurde in der Wuppertaler Immanuelskirche dargebracht, in der schon des Öfteren Konzerte stattfanden. Der italienische Komponist (1879 – 1936) verstand sich als Gegner von Giuseppe Verdi und des Verismo. Er beschwor in seinen Werken den stile antico vergangener italienischer Kultur und stand musikalisch dem französischen Impressionismus von Maurice Ravel nahe.

 Die Kirchenoper „Maria Egiziaca“, die Respighi im Jahr 1931 komponierte und deren Libretto Claudio Guastalla verfasste, basiert auf der Heiligenlegende der Ägyptischen Maria, die im 5. Jahrhundert in Alexandria ein Leben voller sexueller Leidenschaft und Verworfenheit führte. Nach Jahren der Exzesse steigt sie auf ein Schiff nach Jerusalem und bezahlt die Überfahrt mit ihrem Körper. Dort will sie Trost bei der Kreuzaufrichtung in der Kirche finden, doch wird sie mehrere Male von einer ihr unbekannten Kraft daran gehindert, das Kirchenportal zu passieren. Mit einer Ikone der Maria hält sie einen inneren Dialog und erkennt dabei ihre Verfehlungen. Vor dem Altar erfährt sie im Gebet ihren weiteren Lebensweg, der sie über den Jordan in die Wüste führt. 46 Jahre lang lebt sie dort, ehe sie der Mönch Zosimo findet. Die beiden treffen einander einmal im Jahr zur Heiligen Kommunion.  Eines Tages findet der Mönch sie tot auf.

 Die Aufführung in der Immanuelskirche in Wuppertal-Barmen fand in italienischer Sprache in einer Inszenierung von Johannes Blum statt, wobei die Sänger auf einem schmalen Podest hinter dem Orchester agierten. Für einzelne Passagen des Stücks bediente sich der Regisseur  Filmsequenzen, die im Rahmen eines Medienprojekts von Jugendlichen erstellt wurden und die das inhaltliche Spektrum des Werks illustrieren sollten, beispielsweise Laster, Verworfenheit, Wahn, Besinnung, Umkehr, Buße. Dies gelang allerdings nur bedingt, da die Filmszenen dem oft ratlosen Publikum meist zu wenig Aussagen vermittelten. Die Projektbetreuung oblag Norbert Weinrowsky, für die Videoprojektionen zeichnete Christian Hampe verantwortlich. Die vorwiegend modisch-eleganten Kostüme, die eher der heutigen Zeit entsprachen, entwarf  Johannes Weigand.  

 Aus dem stimmlich exzellenten Sängerensemble ragten die Sopranistin Dorothea Brandt als Maria, der Bariton Thomas Laske als Pilger und Mönch Zosimo sowie der junge Tenor Christian Sturm als Matrose und Aussätziger besonders heraus. Sie alle ließen ihre Stimmen im akustisch hervorragenden Kirchenoval leuchten. Durch die schmale Spielfläche waren die Darsteller gezwungen, sich vor allem auf den mimischen Ausdruck zu konzentrieren, was ihnen gut gelang.

 Die Rollen der beiden Freunde wurden von Annika Boos (Sopran) und Joslyn Rechter (Mezzosopran) verkörpert. Stimmgewaltig präsentierte sich der Chor der Wuppertaler Bühnen, der links und rechts auf dem Balkon platziert war (Einstudierung: Jens Bingert) und der Aufführung in der Kirche als „Engelsstimmen vom Himmel“ einen symbolträchtigen Effekt verlieh.

 Für die hohe musikalische Qualität der Vorstellung sorgte auch das gut einstudierte Sinfonie-Orchester Wuppertal unter der umsichtigen Leitung von Florian Frannek, das die packende und virtuos orchestrierte Partitur des Komponisten facettenreich wiedergab.

 Das begeisterte Publikum feierte am Schluss alle Mitwirkenden mit minutenlangem Beifall und teils Stehenden Ovationen sowie mit „Bravi“-Rufen für das Sängerensemble, die Orchestermusiker und ihren Dirigenten.

 Udo Pacolt

PS: Kurz vor Beginn der Vorstellung traten die Orchestermusiker in einen Art Warnstreik, indem sie in weißen Umhängen auftraten. Es wurde ein Brief der Deutschen Orchestervereinigung verlesen, in dem auf die bundesweiten Tarifverhandlungen über das Nachholen der Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes seit 2010 hingewiesen wurde und Nachzahlungen gefordert werden. Es hat den Anschein, dass sich der Konflikt in Deutschland zuspitzt.

 

 

 

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