EIN WALZERTRAUM VON OSCAR STRAUS: NETT ABER GAR NICHT SPEKTAKULÄR (8.9.2012)
Caroline Melzer, Thomas Paul. Foto: Barbara Zeininger
Die Ohrwürmer von Oscar Straus aus dem Jahr 1907 greifen nach wie vor, die Sänger von Caroline Melzer (Helene) bis zum Volksopern-Debütanten Thomas Paul (Niki) haben alle Niveau, die Ausstattung von Christof Cremer ist durchaus elegant und geschmackvoll.
Und doch – echte Begeisterung wollte den ganzen Abend nicht aufkommen. Vielleicht war es die berüchtigte Premierennervosität, die der Neuinszenierung in der Regie des Hausherrn Robert Meyer zu schaffen machte, vielleicht kann Guido Mancusi vom Pult des Volksopern-Orchesters zu wenig „Paprika“ in die Partitur stecken. Vielleicht war es eine Mischung aus allem! Wer jedenfalls Operette ohne Schutt und Systemzertrümmerung erleben will, der kam schon am Premierenabend ganz auf seine Rechnung. Die Eleganz der Kostüme ist evident, die Jugendstil-Atmosphäre perfekt. Und am Anfang provozierte auch das verbale Duell zwischen „Piefkes“ – genauer aus dem sächsischen Fürstentum Flausenthurn – und Wiener Leutnants noch viele Lacher. Hier waren Andreas Daum als Joachim XIII., der tatsächlich aus Sachsen stammt und Markus Meyer als intriganter Neffe Lothar vom Burgtheater (mit biographischem Background Hannover und Berlin) noch ganz in ihrem Element. Und die beiden österreichischen Gegenspieler, der Oberösterreicher Thomas Paul und der Wiener Michael Havlicek als Niki und Montschi parierten gekonnt. Leider fiel die Stimmung bis zur Pause ziemlich ab. Der Bräutigam, der sich nicht traut bzw. nicht bloß „Stammhalter-Erzeuger“ sein will, hatte beim Singen einige Probleme. Die Höhen kamen sicher, aber die Mittellage war immer wieder schwach und leicht angeschlagen, Caroline Melzer, die aus Mitteldeutschland stammt, wirkte lange Zeit ebenfalls viel zu opernhaft. Ihr fehlte zunächst noch die Leichtigkeit der Operette und Michael Havlicek – als Typ ideal (charmant, lausbubenhaft und fesch) – bekam einige zu enge Höhen im großen Duett in den Hals.
Michael Havlicek, Thomas Paul. Foto: Barbara Zeininger
Immerhin besserte sich der Gesamteindruck nach der Pause. Die österreichische Sopranistin Anita Götz als Franzi ließ als erste keine Wünsche offen. Ihr inniges Singen versöhnte für vieles. Und Caroline Melzer steigerte sich ebenfalls. Bleibt noch zu erwähnen, dass der Volksopern-Chor (Einstudierung Volker Kristen) in jeder Hinsicht engagiert war, dass Alexandra Kloose als Friederike eingangs eine drollige Arie vortrug und Christian Drescher als Wendolin als auch Gernot Kranner als Siegismund wirklich köstlich waren.
Der Schlussapplaus war dennoch kurz aber herzlich. Immerhin – es gab keine Buhs! Und als Repertoire-Stück wird sich die Oscar-Straus-Operette sehr wohl bewähren.
Peter Dusek