Fotos: Volksoper
WIEN / Volksoper:
EIN BISSCHEN TRALALA
Eine Hommage an Fritzi Massary und Max Pallenberg
von Ruth Brauer-Kvam und Martina Gredler
Uraufführung
27. März 2024
Wenn Legenden auferstehen…
Angeblich ist ein Fächer daran schuld, ein originaler Fächer von Fritz Massary, der in den Besitz von Ruth Brauer-Kvam geriet. Seither lässt die große Operettendiva die Wiener Schauspielerin und Sängerin nicht mehr los. Schon 2013 hat sie in den Josefstädter Kammerspielen einen Abend über die Massary gestaltet.
Nun kommt er wieder, in größerem Ausmaß und größerem Rahmen – mit Mitautorin und der Regisseurin des Abends, Martina Gredler, hat Ruth Brauer-Kvam diesmal auch den ebenso legendären Gatten der Massary, Max Pallenberg, einbezogen. Und auf der Bühne der Volksoper (wenn es auch nur die Vorderbühne ist – man spielt auf dem verdeckten Orchestergraben) kann man auch ein kleines Orchester samt einem musikalischen Leiter (Adam Benzwi) einbeziehen. Eine klassische musikalische Soirée also, die von zwei bedeutenden Künstlern erzählt und viel Musik bietet, von der man erstaunlicherweise manches noch kennt.
Fritzi Massary (1882-1969) und Max Pallenberg (1877-1934), das waren zwei jüdische Künstler aus Wien, die Berlin eroberten, sie als Operettendiva und eine der berühmtesten Frauen im Show-Business ihrer Epoche zwischen Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Nationalsozialismus, er als grandioser Schauspieler bei Max Reinhardt und legendärer Komiker, der aber auch zu seiner geliebten Gattin (die beiden heirateten 1917) auf die Operettenbühne stieg – etwa in „Die Perlen der Kleopatra“, eine der vielen Operetten, die der Massary auf den Leib geschrieben wurden… Als Max Pallenberg 1934 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, hatten sich die beiden schon aus Nazi-Deutschland abgesetzt und ihre Traumkarrieren beendet… Fritzi Massary gelang die Emigration zu ihrer Tochter aus einer früheren Beziehung in die USA.
In der Volksoper sind Ruth Brauer-Kvam und Robert Palfrader nun Fritzi und Max, und sie singen vor allem – „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“ oder „Josef, ach Josef, was bist du so keusch“ sind Hits, die die Massary kreiert hat und die immer wieder nachgesungen wurden, so dass man sie heute noch kennt. Auch für Palfrader gibt es einiges zu singen.
Außerdem werden eine Menge jüdischer Witze erzählt (nicht alle gleich gut), man wechselt Kostüme, deutet eine Liebesgeschichte an. Vielleicht kann man das Ganze noch einmal überarbeiten und etwas mehr biographisch unterfüttern, denn so richtig kann man die Kenntnis dieser beiden Künstler ja nicht bei einem heutigen Publikum voraussetzen. Auch wenn sie die Volksoper füllen – aber das Interesse galt wohl eher ihren Interpreten und deren Status als Publikumslieblinge.
Es gibt an diesem Abend auf der Rückwand eine riesige Video-Wand, die anfangs Dokumentarisches aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bietet, dann immer wieder kleine Sequenzen aus einem Interview zeigt, das die alte Fritz Massary wohl (in elegantem Wiener Deutsch) in ihren letzten Lebensjahren in Beverly Hills gegeben haben muss. Am Ende des kurzen Abends (es hätte schon ein bißerl mehr sein dürfen als die eineinvierel Stunden) konnte das Publikum auch mit heftigem Applaus keine Zugabe erzwingen. So endete die Vorstellung mit dem Schleier der Melancholie – dass nämlich Fritzi Massary den Verlust ihres Max Pallenberg nie überwinden konnte…
Renate Wagner