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WIEN/ Staatsoper: UN BALLO IN MASCHERA

01.02.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER – 31.01.2013  „Un Ballo in Maschera“

Was schlecht begann, endete ebenso. Schon die ersten Takte des Vorspiels wurden dermaßen langweilig absolviert, als wollte man das Publikum auf noch Schlimmeres vorbereiten. Das kam auch bald, denn Roberto Alagna hatte als Gustaf einen rabenschwarzen Tag. Wüsste man nicht, wie viele tolle Abende er schon geboten hat, wäre man ob dieser Leistung ratlos. Kaum jemals gelang es ihm, das Tempo des Dirigenten zu halten, die Stimme klang in der Mittellage farblos und hohl und in der Höhe ziemlich angestrengt. Das Szene beim Galgen mit Amelie kann man als Solo-Duett bezeichnen, da war vom Tenor wenig zu hören (für diese Stütze bedankte er sich auch am Ende). Vor dem letzten Akt ließ er sich endlich als indisponiert ansagen, worauf seine große Arie auch völlig danebenging. Schwamm drüber, das kann passieren. Allerdings war er auch schon vor knapp 2 Monaten an der MET als Radames nicht in Hochform, das ist eigentlich bedenklich. Auch Gabriele Viviani als Rene konnte nicht überzeugen. Wohl nicht aus Solidarität zu seinem Kollegen ließ er wenig Spannendes hören, auch „Eri tu“ klang temperamentlos und uninteressant. Die hohen Töne gelangen nur mit viel Mühe. Gott sei Dank gab es aber auch sehr Erfreuliches zu hören. Sondra Radvanovsky ist derzeit wohl einer der besten dramatischen Soprane im italienischen Fach. Ihre Amelia hatte viel Kraft, wo es nötig war, aber auch sehr viel Gefühl bei den heiklen Pianostellen. Die Rolle als Rettungsengel wurde schon erwähnt. Auch Monica Bohinec bot eine prächtige Leistung, sie sang die Ulrica mit großer Intensität, ohne den Fehler zu machen, mit Kraftmeierei Eindruck zu schinden. So differenziert hat schon lange keine Sängerin diese Rolle gestaltet. Die vielleicht beste Leistung des Abends bot Ileana Tonca als Oscar. Die Stimme dieser Künstlerin hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt, sie reiht sich mit den glasklaren Koloraturen und Höhen würdig in die reihe großer Rollenvorbilder wie etwa Reri Grist.

Bleibt noch der Koordinator dieser sehr unterschiedlichen Ensemblemitglieder: Philippe Auguin dirigierte sich die Seele aus dem Leib, war um Schadensbegrenzung bemüht, wo es nötig war. Schade, dass auch das Orchester zum mäßigen Niveau der Aufführung beitrug, so schlampig und teilnahmslos müsste nicht musiziert werden. Viel Schatten und wenig Licht, eine Enttäuschung.

 Johannes Marksteiner

 

 

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