WIENER STAATSOPER: Giacomo Puccini TOSCA am 27. Juni 2014
Marcello Giordani. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn
Die Besetzung der aktuellen Tosca-Serie machte neugierig. In mancher Hinsicht wurde man sehr positiv überrascht. In mancher wurde man aber auch enttäuscht.
Beginnen wir gleich mit der erfreulichen Meldung, dass die Holländerin Barbara Haveman eine sehr gute Tosca sang. Sie hat eindeutig das Volumen für die Partie, ihre Aufschwünge in die höheren Register gelangen ihr ganz ausgezeichnet. Auch im zweiten Akt konnte sie sich gut behaupten, und das, trotz eines eher unsensiblen Sänger-Dirigates.
Zwei, drei Spitzentöne gerieten schon mal etwas scharf, und dass der finale Schlusston, beim Sprung von der Engelsburg, etwas verrutschte, ist wohl auch ihrem Einsatz geschuldet. Denn Haveman warf sich auch darstellerisch mit Leidenschaft in die Partie.
Marcello Giordani, immerhin einer der führenden Tenöre seines Faches, war als Cavaradossi aufgeboten. Giordani ist vor allem der Mann für die kraftvollen Töne. Sowohl das la vita mi costasse als auch die Vittoria-Rufe schmetterte er kraftvoll und selbstsicher ins Auditorium, wie überhaupt seine Spitzentöne ihm nicht schwer zu fallen schienen. Das Zurücknehmen der Stimme im Piano fiel ihm dagegen schon schwerer, wie man bei E lucevan le stelle feststellen konnte. Und auch die dolci mani waren dann nicht ganz so dolci wie man sich das wünschen würde. Trotzdem ist er ein guter Rollenvertreter, aber an Marcelo Alvarez, der zu Saison-Beginn einen nahezu perfekten Cavaradossi gesungen hat, kommt Giordani nicht heran.
Zum ersten Mal präsentierte sich Thomas Hampson als Scarpia dem Wiener Staatsopernpublikum. Leider zeigte sich sehr schnell, dass Hampson’s Bariton doch zu leichtgewichtig und zu hell ist, um die finstere Seite seiner Figur zu verdeutlichen. Im Te Deum drückte er schon sehr auf die Stimme, um nicht ganz in den Orchesterwogen unterzugehen, und auch im zweiten Akt musste er seinen Bariton sehr fordern, um so etwas wie vokale Dämonie zu erzeugen.
Paolo Rumetz war ein guter Mesner und auch Marcus Pelz war ein solider Angelotti. James Kryshak, Mihail Dogotari und Walter Fink waren als Spoletta, Sciarrone und Schließer angesetzt, und blieben in ihren Auftritten eher blass.
Philippe Auguin liebte es am Dirigentenpult vor allem laut und bot wenig Differenzierung. Bei so manchen Stellen hätte man sich etwas mehr Sensibilität gewünscht.
Lukas Link