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WIEN/ Staatsoper: NACHMITTAGSKONZERT MIT WERKEN VON ALBIN FRIES

WIEN/ Staatsoper: NACHMITTAGSKONZERT mit Werken von Albin Fries

Das Konzert fand am Nachmittag des Marathon-Events statt, so dass bis kurz vor Beginn noch der Lärm der direkt vor der Oper aufgebauten Tribüne mit Rock Musik und lautem Einpeitschen der Läufer zu hören war. Die Oper hatte heuer niemanden zur Begehung geschickt, deshalb waren die Veranstalter des Marathon nicht von dem Konzert informiert. Durch Intervention wurden aber freundlicherweise die Lautsprecher draußen im letzten Moment noch abgestellt.

 Die Musik – Lieder und Klavierwerke von Albin Fries – ein einziger Genuss. Fries scheint den Stil nach Joseph Marx, vielleicht auch Schreker fortführen zu wollen, hat dabei aber eine ganz eigene Tonsprache, gerade noch total, nie aber banal. Zwischen den Liederblöcken Klavier-Solostücke, auch diese sehr emphatisch, abwechslungsreich, sehr emotional ohne je in Kitsch abzudriften. Das Publikum, das zu Beginn eher verhalten reagierte, wurde im Lauf des Konzertes immer euphorischer und bejubelte den Komponisten am Ende mit Bravo-Rufen.

 Bewunderung verdienen der Mut und die Innovationskraft von Direktor Meyer, der es entgegen dem Mainstream gewagt hat, ein Konzert mit tonaler Neuer Musik zu veranstalten. Er hat dazu einen Komponisten von außergewöhnlicher Qualität gewählt, der sich weder flach noch irgendwie metaphysisch, aber trotzdem innerhalb des Tonsystems zu bewegen weiß.

 Auf der Webseite des Komponisten erfährt man, dass er neben Kammermusikwerken und Liedern auch zwei Opern geschrieben hat. Ich wäre gespannt, diese auf der Bühne zu erleben.

 Zu den Sängern: Stephanie Houtzeel sehr professionell, mit einer wunderschönen Stimmführung, kraftvoll sowohl in der Tiefe als auch in der Höhe, gestaltete und modulierte sehr berührend. Daniela Fally schien allerdings recht unvorbereitet, mit den Noten in der Hand, bei den ernsten Liedern stand sie da wie ein Mädchen im Kirchenchor, und distonierte besonders in der ersten Oktave. Die Spitzentöne waren trotzdem schön und klar wie sonst auch immer. In ihrem zweiten Block am Ende des Konzertes, entdeckte sie ihr komödiantisches Talent wieder und flirtete mit dem Publikum, blieb stimmlich aber leider sehr soubrettig. Clemens Unterreiner fand seinen Stimmsitz in der Mitte des zweiten Liedes, glänzte dafür darstellerisch sehr.

Die große Überraschung war für mich Olga Beszmertna, die ich zuvor noch nie gehört hatte. Ihr traue ich eine Weltkarriere zu. Sie bekam von den Sängern auch (zu Recht) den meisten Applaus und Bravorufe zwischendurch. Leider sang sie nur zwei Lieder, diese jedoch überwältigend schön, textdeutlich und überzeugend.

Langanhaltender Applaus für alle zu Ende, zwei Zugaben Klavier Solo von Albin Fries, die mit großem Jubel aufgenommen wurden.

 Sesa Kral

 

 

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