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WIEN / Staatsoper DER ROSENKAVALIER von Richard Strauss

Auf zum nächsten Tausender

22.03.2019 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Chen REISS als Sophie und Stephanie HOUTZEEL als Octavian Foto:M.PÖHN

AUF ZUM NÄCHSTEN TAUSENDER
DER ROSENKAVALIER feiert die 1000.Vorstellung in der Wiener Staatsoper mit einem
unspektakulären aber unterhaltsamen Repertoireabend in der Regie von Otto Schenk

Donnerstag, 21. März 2019        381. Aufführung in dieser Inszenierung
Von P.SKOREPA – OnlineMERKER

 

Zunächst gab es für das Ereignis eines so seltenen Jubiläums launige Worte Direktor Meyers vor dem Vorhang und Vorgelesenes durch Peter Matic aus zeitgenössischen Kritiken der Wiener Erstaufführung, Kritiken die der aufwändigen Komödie für Musik mit gleich einmal einunddreissig Mitwirkenden auf der Bühne und einem Riesenorchesterapparat nur ein kurzes Dasein gönnen wollten. Die Zählung dieser 1000 Vorstellungen beginnt am 8.April 1911, die „Walzeroper“ ist endlich auch in der Walzerstadt angekommen, im Hofopertheater der K.k. Residenz und in den noch „goldenen“ Zeiten vor dem Ersten Weltkriegsdrama. Später, in den Nachkriegszeiten, als der Komponist zusammen mit Franz Schalk die Wiener Staatsoper leiten wird, kann sich dann die Originalpartitur in pekuniären Segen in Form eines Grundstücks für eine Villa am Rennweg verwandeln.

Als ein Fest war der Abend eigentlich nicht gedacht, eine Festveranstaltung gab es nämlich schon am Vortag im Gobelinsaal der Oper. Unter der Anwesenheit von Gesangsveteranen aus dem Rosenkavalier  unseres Hauses, aber auch aktuellen Rollenvertretern aller Stimmlagen und dem Altregisseur Otto Schenk wurde der Tausender abgefeiert. In der Bildergalerie des OnlineMERKER sind die Fotos zu sehen.

Adrianne Pieczonka schwelgt und genießt die Zuneigung des jungen und so stürmischen Adoraten, weiß aber auch den Liebeshungrigen im Zaum zu halten, ehe dieses „Pantscherl“ unangenehm auffallen könnte. „Ja, ja“ sind ihre letzten Worte in dieser Komödie, mit so wissendem Tonfall dem ganzen eine Abrundung zu geben. Sie singt den Jubelton und die Resignation mit bemerkenswertem „schnitzlerischem“ Tonfall, den man bei der kanadischen Sängerin schon gut heraushören kann. Und Stephanie Houtzeel ist figürlich ein Bild eines Oktavian, draufgängerisch im Gesang. Und ihre/seine Angebetene ist auch tatsächlich so lieb, reizend und schmal wie ein Henderl, mit klarem Sopran bis in die höchsten Höhen und wirkt tatsächlich so hilfebedürftig neben dem als Baron getarntem Bauernlümmel. Aber auch ein wenig berechnend ist dieses kleine Luder: Chen Reiss komplettiert als Sophie.

Die Männerriege ist mit altbewährten Sängern besetzt. Peter Rose, ein schon seit Jahren im wienerischen Tonfall bestens eingeführter Ochs, in der Höhe eher prunkend, in der Tiefe weniger punktend, Markus Eiche, köstlich in seinem erfolglosen Bemühen um Adelserlangung. Und Michael Laurenz hat mit hörbarem Erfolg eines seiner weiteren Rollendebüts, diesmal als quirliger Valzacchi.

Die Damenriege ist noch mit der verführerischen Annina von Ulrike Helzel und der hyperventilierenden Jungfer Leitmetzerin der Caroline Wenborn zu hören.

Sie seien alle bedankt, ausnahmslos alle: die Nebenrollenträger, sie machten alle einen hervorragenden Job und vor allem den dritten Akt zu einem köstlichen Höhepunkt der Komödie. Stellvertretend aus diesem Ensemble zwei Debüts: Mariam Battistelli als reizende aber keck aufdringliche Modistin und Jörg Schneider als höhensicherer Wirt, dem es noch ein wenig an der Schlitzohrigkeit seiner Vorgänger fehlt. Aber das lernt man in so einem Beisel bald.

Adam Fischer, musikalische Welten überspannender Routinier, ein richtiger österreichisch-ungarischer Musikant mit der entsprechenden musikalischen Blutgruppe. Er versetzte die Philharmoniker in Spiellaune, manchmal waren sie fast schon nicht mehr in ihrer Dynamik zu bremsen.

Peter Skorepa

 

 

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