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WIEN/ Staatsoper: DER FLIEGENDE HOLLÄNDER

13.09.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper: 12.09.2014 – DER FLIEGENDE HOLLÄNDER

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Ricarda Merbeth. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

 Derniere der ersten Wagner-Serie der neuen Saison in erfreulicher Qualität. Nachdem wir beim „Holländer“ in den letzten beiden Spielzeiten einige Zumutungen ertragen mussten, machten diese Vorstellungen umso mehr Freude.

 Zu Beginn gestaltete Graeme Jenkins – wie in den vorherigen Vorstellungen dieser Serie Yannick Nezet-Seguin – mit dem hochkonzentrierten Staatsopernorchester eine eindrucksvolle Ouvertüre, in der weder die bedrohlichen Passagen noch die fröhlichen und die zarten Melodien zu kurz kamen. Die Spannung, die durch perfekte Wahl der Generalpausen, der Tempi und der Lautstärke erzeugt wurde, hielt bis zum eindrucksvollen Finale – zu unsrem Leidwesen wie immer in dieser Inszenierung ohne Erlösungsmotiv. Auch die Damen und Herren des Staatsopernchores waren in Bestform und erzeugten gesangliche und darstellerische Glanzpunkte. So wurde der Frust und der Ärger über manchen „genialen“ Regiegag so weit als möglich gemildert.

 Fast ungetrübte Freude bereiteten die Gesangssolisten, die das heutige internationale Spitzenniveau repräsentieren: Bryn Terfel verkörperte erstmals in Wien seine Interpretation des Holländers und setzte damit Maßstäbe. Dass der walisische Hüne einen mächtigen und bedrohlichen Seefahrer verkörpern kann, war bekannt – dass er die vielen Facetten dieser Figur – die Resignation, die zarte Hoffnung auf Erlösung und die verzichtende Liebe – so eindringlich darzustellen vermag, überraschte etwas und stellt eine erfreuliche Weiterentwicklung seiner Rollengestaltung seit München 2009 (mit Kampe und Salminen) dar. Die große, technisch perfekte Stimme erlaubt eine ungehinderte Gestaltung sämtlicher Gefühlslagen vom tiefen Bass bis in zarte Höhen.

 Die zweite angenehme Überraschung dieser Serie war die Leistung von Ricarda Merbeth in den hochdramatischen Bereichen. Wir schätzen die deutsche Sopranistin seit Jahren als lyrische Interpretin – besonders von Strauss- und Wagner-Rollen – die Selbstverständlichkeit, wie sie mit einem Bryn Terfel auf Augenhöhe mitsang, beeindruckte. Selbst in Momenten höchster Emotion blieb die elegante, warm timbrierte Stimme ohne Schärfe. Diese Senta ist ein gutes Beispiel dafür, dass früher NICHT alles besser war.

 Die dritte Weltklasseleistung dieser Serie steuerte der britische Bass Peter Rose als Daland bei. Mit erstaunlicher Wortdeutlichkeit und mächtiger Stimme sang er einen dominanten Kapitän, der auch mit überzeugender Körpersprache und vielen kleinen Gesten diesem interessanten Charakter Leben einhauchte.

 Norbert Ernst konnte als Erik mit den drei Superstars in den Hauptrollen nicht mithalten. Man merkte zu jeder Zeit, dass ihm diese Partie schwerfällt – er singt richtig, aber nicht schön. Schade – nach dem sehr guten Loge im Mai/Juni hatten wir mehr erwartet.

 Thomas Ebenstein sprang für den erkrankten Benjamin Bruns als Steuermann ein, überzeugte mit seinem klaren, technisch gut geführten Tenor und fügte sich dank seines schauspielerischen Talentes gut ins Geschehen ein.

 Carole Wilson debütierte an der Staatsoper erfolgreich in dieser Serie als Mary.

 Trotz der Turbulenzen in der Führung ist der Wiener Staatsoper der Start in die neue Saison mit „Holländer“ und „Rusalka“ musikalisch sehr gut gelungen – so darf es ruhig weitergehen.

 Maria und Johann Jahnas

 

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