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WIEN / Staatsoper ARIADNE AUF NAXOS

13.03.2016 | Allgemein, KRITIKEN, Oper
KS Sophie Koch und Hila Fahima (Foto: M.Pöhn)

KS Sophie Koch und Hila Fahima (Foto: M.Pöhn)

Wiener Staatsoper
“ARIADNE AUF NAXOS”
12.März 2016
18.Aufführung in dieser Inszenierung

 

Nicht nur, dass man dem reichsten Manne Wiens drei gestrandete Klaviere, offensichtlich nach einem Fährenuntergang, als Bühnenbild vorsetzt, er musste diesmal auch noch mit mannigfaltigen Umbesetzungen fertig werden. Auch für diese Serie hätte sich also das Besetzungsbüro der Wiener Staatsoper den Namen “Umbesetzungsbüro” verdient, weil es sich, wie schon so oft in jüngster Zeit mit Absagen und Krankmeldungen herumschlagen mußte.

Zerbinetta mit Sophie (Fb)

Zerbinetta mit Sophie (Fb)

Die schönste und beste Ursache für die Umbesetzung der Rolle der ungetreuen Zerbinetta ist wohl Grund genug für eine herzliche Gratulation an Daniela Fally und an ihren Verlobten Gustavo Quaresma Ramos zu ihrem Nachwuchs, der kleinen SOPHIE, die hier auf dem ersten für die Allgemeinheit freigegebenen Foto nur an ihren winzigen Fingerchen erkennbar ist. Keine Frage, wir freuen uns mit den Beiden ungemein und wünschen viel Spass beim gemeinsamen Windelwechseln.

 

 

 

 

Dass diese Partie aus dem hauseigenen Ensemble zu ersetzen war, spricht für die Qualität der Mannschaft ebenso, wie der Ersatz der weiblichen Hauptrolle und den schnell erforderlichen Austausch eines griechischen Gottes.

Mit Nachdruck ihres markanten, in den Höhen voll aufgehenden Mezzos beklagt die jüngste Kammersängerin Österreichs Sophie Koch nicht viel ihr Schicksal, sondern setzt sich mit Vehemenz für ihr Werk und zuletzt für ihr Metier, die Musik und die Oper ein. Und ein reifer Jüngling wird da von Zerbinetta umworben, aber eher wirkt es diesmal umgekehrt. Denn nach den vielen kalten Koloraturakrobatinnen steht mit Hila Fahima jetzt tatsächlich ein junges Mädchen als ungetreue Zerbinetta auf der Bühne und spielt dieses auch so, um mit leichter Stimme über ihre ersten Männererfahrungen zu singen und man nimmt es ihr ab, dass sie die Männer noch nicht hassen gelernt hat. Nicht letzte Reife klingt aus ihrer Arie, sondern noch jene frische Neugierde auf die noch kommenden “Götter”. Bravo!

Auf höchstem Niveau Ersatz zu finden für immerhin eine Krassimira Stoyanova, das ist nicht einfach. Aber Gun-Brit Barkmin, im Haus bestens bewährte Salome, Sieglinde und Chrysothemis stand für diese Serie zur Verfügung und zeigte, dass die Zeit der Trauer mit herrlichem Gesang schnell überwunden ist, wenn sich der vermeintliche Todesbote immerhin als göttlicher Connaisseur in önologischen Produkten herausstellt. Auch mit Herbert Lippert steht ein erfahrenes Ensemblemitglied als Einspringer dafür zur Verfügung, Ariadne neue Lebensgeister einzuhauchen und der ehemalige Sängerknabe stellt auch als Gott seinen Mann, durchaus mit hörbarem Einsatz.

Dass der Haushofmeister eines Peter Matic pointiert unterwegs ist, ist ja bekannt, dass auch der Lakai eines Alfred Sramek aus dem selben präpotenten Holz geschnitzt ist, spricht über die Zustände in diesem angeblich feinen Hause Bände, kein Wunder, dass der wunderbar chargierende Musiklehrer von Jochen Schmeckenbecher am verzweifeln ist.

Wie immer köstlich und pointiert der Tanzmeister des Norbert Ernst, der Perückenmacher war auch ein Einspringer, Wolfram Igor Derntl, und Daniel Lökös ergänzte als Offizier.

Auf der Bühne traten dann noch als Najade, Dryade und Echo die Damen Andrea Carroll, Rachel Frenkel und Caroline Wenborn gesanglich tadellos in Erscheinung, ebenso ihre weltlichen Gegenspieler aus der Comedia mit Manuel Walser, Peter Jelosits, Wolfgang Bankl und Joseph Dennis.

Auch mit dem kleineren Orchesterapparat erreichte Cornelius Meister trotz übersichtlich gesteuertem und sängerorientiertem Dirigat beachtliche Lautstärken, jene gewisse, in ein Delirium abgleitende Leichtigkeit stellte sich nicht allzu oft ein.

 

Peter Skorepa

MerkerOnline

 

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