WIEN / Österreichische Nationalbibliothek / Prunksaal:
300 JAHRE FREIMAURER
Das wahre Geheimnis
Vom 23. Juni 2017 bis zum 7. Jänner 2018
Und wo ist das Geheimnis?
In der Ausstellung fotografiert
Geheimnisse? Die gäbe es nicht, versicherte Georg Semler bei der Pressekonferenz zur großen „Freimaurer“-Ausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Womit der Großmeister der Österreichischen Logen wieder etwas zum „Geheimnis“ beiträgt, das diese Gesellschaft seit 300 Jahren – 1717, im Geburtsjahr Maria Theresias, wurden die „Free Masons“ in England begründet – so beharrlich umgibt. Was am Ende auch ihren Reiz ausmacht. Denn wenn alles so harmlos wäre – wozu das Theater? Und dass es da zu dreihundert Jahren Geschichte viel zu erzählen gibt, keinesfalls immer Harmloses, beweist die Ausstellung der Nationalbibliothek.
Von Renate Wagner
Ein Kind der Aufklärung Die Wiener Ausstellung, kuratiert von Christian Rapp, bestückt mit eigenen Beständen der Nationalbibliothek und Objekten, die von den Freimaurern selbst zur Verfügung gestellt wurden, übt sich in unspektakulärer Nüchternheit. Um „gesichertes Wissen“ ginge es, erklärte Dr. Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, nicht um Spekulation. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es im Heraufdämmern aufklärerischen Denkens viele neue Formen sozialer Kommunikation. Die Freimaurer unterschieden sich durch ihren idealistischen Anspruch, ihre programmatische Toleranz, die (möglicherweise in Grenzen) soziale und religiöse Schranken aufhob – und durch Rituale, die lange unter dem Schleier des Mystizismus lagen.
Die Welt der großen Köpfe Zwei „Litfasssäulen“, die im Zentrum des Prunksaals stehen, sammeln einfach Porträts: berühmteste Mitglieder. Da steht Haydn neben Goethe, Casanova neben Lessing, Churchill neben Franklin D. Roosevelt, Gershwin neben Lindbergh. Österreich hat unter Musikern (Mozart, Zemlinsky, Einem), Schriftstellern (Zweig, Bahr), Schauspielern (Karlheinz Böhm, Fritz Muliar) viele Namen aufzubieten, für die Politiker stehen Helmut Zilk oder Fred Sinowatz. Eine Frau ist in dem ganzen Männer-Reigen aufzufinden – Josephine Baker. Frauen waren in dem Männer-Club nicht vorgesehen, heute haben sie ihre eigenen Logen. Man „mischt“ sich nicht, was Großmeister Georg Semler nicht ohne Verwunderung konstatierte.
Fülle der Themen Von den Anfängen, die in die Welt der Dombaumeister zurückführen (aber auch noch andere Quellen kennen – nicht zuletzt das Ägypten, das auch in der „Zauberflöte“ vorkommt), über Rituale, Symbole (Zirkel, Winkelmaß, Auge) und ihre Gegenstände (Schurz, Schärpe, Hammer), kommt man schnell in die Politik: Man hielt die Freimaurer (zumal nach der Französischen Revolution) für Aufrührer und wandte sich gerade in der katholischen Monarchie stark gegen sie (ungeachtet dessen, dass zu Maria Theresias Verzweiflung ihr Gatte und ihr Schwiegersohn Albert von Sachsen-Teschen dem Bund angehörten). Die Verfolgung der Freimaurer, die – angesichts eines starken Anteils jüdischer Mitglieder – auch mit dem Antisemitismus Hand in Hand ging, erreichte unter dem Nationalsozialismus einen Höhepunkt.
Mozart und die „Zauberflöte“ Eines der berühmtesten Bilder ist nicht als Original, nur als Foto zu sehen: der Blick in die Loge „Zur wahren Eintracht“ zeigt rechts vorne ganz unverkennbar Wolfgang Amadeus Mozart, an seiner Seite Emanuel Schikaneder, und deren Gemeinschaftswerk „Die Zauberflöte“ hat die Freimaurerei vermutlich berühmter gemacht als alles andere. Die Ausstellung bietet dazu Kupferstiche aus dem Jahr 1794, die ältesten erhaltenen Szenenbilder der „Zauberflöte“. Gleich neben Mozart sieht man übrigens das Bildnis von Österreichs „Parade-Mohren“, Angelo Soliman, der Sklave, der zum anerkannten freien Mann und zum Freimaurer wurde.
Freimaurer überall? Eine Collage zu Beginn der Ausstellung fügt vieles zusammen – eine Dollarnote, die (man hat ja seinen Dan Brown gelesen) mit Pyramide und „allsehendem Auge“ eindeutig Freimaurer-Symbole zeigt, und Papst Benedikt, der die Finger zum freimaurerischen „Two Pillar Sign“ spreizt… Absichtlich? Das wird man wohl nie erfahren. Und auch nicht, wo das „wahre Geheimnis“ der Freimauer liegt. Glaubt man der Ausstellung, gibt es gar keines… alles Gerüchte?
Österreichische Nationalbibliothek
300 Jahre Freimaurer. Das wahre Geheimnis
Bis 7. Jänner 2018, täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr