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WIEN / Leopold Museum: JOANNIS AVRAMIDIS

LeopoldMus Avramidis Museumsfassade  xxx
Alle Fotos: Leopold Museum

WIEN / Leopold Museum:
JOANNIS AVRAMIDIS
Vom 19.Mai 2017 bis zum 4. September 2017

Als Grieche geboren,
Grieche geblieben

Das Leopold Museum bleibt auf der neuen Linie des Direktors Hans-Peter Wipplinger: Nicht mehr die Lust an der pittoresken Vergangenheit, sondern die Herausforderung der Gegenwart. In diesem Fall setzt man schon im Hof des Museumsquartiers ein Signal: die 13 Meter hohe „Humanitassäule“, nach komplizierten Verschraubungsvorgängen aufgestellt, verweist auf die Ausstellung des im Vorjahr verstorbenen „Österreich-Griechen“ Joannis Avramidis. Bei seinem Tod war die Ausstellung, die er nicht mehr erleben durfte, schon in Planung.

Von Heiner Wesemann

LeopoldMus Avramidis er und seine Skultpuren~1

Joannis Avramidis Es war eine Lebensgeschichte, wie das 20. Jahrhundert sie geprägt hat: Die Eltern von Joannis Avramidis waren Griechen, die in der Türkei lebten. Von dort emigrierten sie nach Georgien, wo Sohn Joannis 1922 geboren wurde. Der Vater wurde Opfer der Stalin-Säuberungen, die Mutter ging mit den Kindern nach Griechenland. Dort wurden sie während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen als Zwangsarbeiter nach Wien gebracht (euphemistischere Biographien sprechen von „Gastarbeiter“). Die Stadt, in die er 1943 kam, wurde seine Heimat. Hier studierte er an der Akademie, erst Malerei, dann Bildhauerei bei Fritz Wotruba. Der 40jährige genoß mit seinen eigenwilligen Skulpturen genügend Prestige, um Österreich 1962 bei der Biennale zu vertreten. Teilnahmen an der „documenta“ folgten, desgleichen Professuren und der Große Österreichische Staatspreis. Dennoch suchte er nicht die laute Popularität wie mancher seiner Kollegen. Fast blieben seine Werke Insider-Tipps. Am 16. Jänner 2016 ist er in Wien gestorben.

LeopoldMus AvramidisHumanitassule~1

Ein Grieche im Geist Die Säule im Hof des MuseumsQuartiers war von Avramidis als Teil eines Tempels gedacht, ein Verweis auf die griechische Kultur, aus der er stammt und deren Verbindung zu seiner Person (er nannte sich einen „Hellenen“ und widmete seine Werke gelegentlich griechischen Göttern) er immer betont hat. Der Bezug ist auch in vielen anderen Werken zu finden: Figuren aus Kunstharz und Bronze, immer in runder Formation auf den menschlichen Körper verweisend, sind ideologisch an die griechische Philosophie geknüpft, archaisch in ihrer Wirkung. Vertikal und gleichzeitig horizontal strukturiert, stehen Körper und Köpfe in der Ausstellung, nie individuell ausgeformt, immer das große Gleichnis. Der Mensch nicht als Einzelner, sondern als Idee.

LeopoldMus Avramidis Montage~1

Retrospektive Die so kurz nach dem Tod des Künstlers erfolgte Retrospektive der Kuratoren Stephanie Damianitsch und Ivan Ristic entfaltet sich in drei Räumen mit Skulpturen, die Köpfe, Körper und Gruppen sowie Entwurfszeichnungen umfassen. Auch gebogene Formen oder stilisierte Metallkonstruktionen, teils in variierter Kreuzform, zeugen von einer Idee allumfassender Harmonie. Alles zusammen erzeugt jene mythisch-magische Wirkung, die dem Werk von Avramidis zu eigen ist.

WIEN / Leopold Museum: JOANNIS AVRAMIDIS
Bis zum 4. September 2017,
täglich 10 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr (Juni bis August,
ab September am Dienstag geschlossen)

 

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