Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN / Kunstforum: DAVID HOCKNEY

hockney breitformat
Alle Fotos: Kunstforum

WIEN / Bank Austria Kunstforum:
DAVID HOCKNEY
INSIGHTS. Reflecting the Tate Collection
Von 10. Februar 2022 bis zum 19. Juni 2022

Spaziergang durch ein Künstlerleben

Er gehört zu den britischen Weltstars der Moderne, ca. 100  seiner Werke sind der Stolz der Tate Modern in London: David Hockney, der mit Kollegen wie Francis Bacon, Lucien Freud und Damien Hirst den Weltrang der modernen britischen Kunst festschreibt. Vor fünf Jahren, zu seinem 80er, gab es weltweit Großausstellungen. Nur Wien hat sich noch nie auf ihn konzentriert. Das holt das Kunstforum nun zu seinem bevorstehenden 85. Geburtstag mit „David Hockney: INSIGHTS. Reflecting the Tate Collection“ nach. Direktorin Ingried Brugger nennt Hockney eine „internationale Ikone“ und die Schau ihre persönliche Herzensangelegenheit.

Von Heiner Wesemann

David Hockney    Geboren 9. Juli 1937 in Bradford im nördlichen England, stammte Hockney aus einer Arbeiterfamilie. In der dortigen Kunsthochschule erhielt er zuerst eine gewissermaßen konventionelle Ausbildung. Aber schon als 22ähriger in London zeigte sich an der Royal Academy sein besonderes, eigentümliches Talent. Die Strömungen der Zeit gingen an ihm vorüber, er ließ die Abstraktion nach anfänglichen Versuchen hinter sich. Unterstützt von dem Galeristen John Kasmin, der an ihn glaubte, konnte er sich ganz seiner Arbeit widmen. Sein Aufenthalt in den USA, erst in New York, dann in Los Angeles, wurde zum Befreiungsschlag. Das betraf nicht zuletzt seine in Großbritannien noch immer unter Strafe stehende Homosexualität. Nach den Jahren in den USA kehrte er nach England zurück, heute lebt er in der Normandie.

hockney kopf~1

Berühmt ist Hockney vor allem dafür, dass er sich nicht auf seine „Erfolgsprogramme“ zurück zog (die „Pool“-Bilder, die „Doppelporträts“, die heute noch seinen Weltruhm ausmachen). Vielmehr versuchte er stilistisch stets Neues. Er hat sich im Alter den digitalen Medien geöffnet – eines seiner Hauptwerke „In the Studio“, das ihn 2017 als alten Mann inmitten seiner Bilder zeigt, wurde hoch kompliziert mit Fotos und Drucken aus Einzelteilen montiert. Hockney steht heute als Künstler in der Welt, der immer seinen eigenen Weg ging – und damit seinen Welterfolg begründete und nie „gestrig“ wurde.

Von den 50er Jahren bis heute     Die Tate Modern, die das Kunstforum schon bei der voran gegangenen Rebecca Horn-Ausstellung unterstützte, erwies sich wieder als verlässlicher Partner. Man stellte aus dem eigenen Bestand Werke zur Verfügung, so dass der Untertitel der Schau von den „Einsichten“, die man der Tate verdanke und die reflektiert werden, berechtigt ist. Mit zusätzlichen Leihgaben kann Hockneys Werk von den Anfängen bis zu den jüngsten Arbeiten umfasst werden. Das ist für Kunstfreunde wichtig, weil man im allgemeinen – von ihm und anderen Künstlern – ja nur die bekannten, herausragenden Hauptwerke kennt. Allerdings stellt sich auch diesmal heraus, dass diese die besten sind. Flankierendes Material gilt als biographische Ergänzung – dass Hockney etwa eine Teebüchse malte, die als Referenz zu Warhols Suppendosen gelten mag. (Er hat Warhol in New York kennen gelernt.)

hockney pool

Sieben Stationen mit Schwerpunkten     Der anspruchsvolle Zugang, alle Facetten eines überreichen Künstlerlebens zu dokumentieren, fächert sich in der Ausstellung in sieben Scherpunktthemen auf. Als „Eye-Catcher“ erweisen sich dabei die „Pool-Bilder“ aus Kalifornien, das unwiderstehliche Blau des Wassers, seine Fähigkeit, es „lebendig“ zu machen. So gut wie immer sind auch nackte  junge Männer hier im Bild. Sie werden allerdings nicht voyeuristisch ausgestellt, sondern mit jener Selbstverständlichkeit integriert, mit der Hockney auch seine Homosexualität lebte. Es war übrigens eines der berühmten „Pool“-Bilder, das 2018 bei Christie’s in New York um 90 Millionen Dollar versteigert wurde, der absolute Rekordpreis für einen lebenden Künstler.

hockney my parents~1

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte   Die „Doppelporträts“ gewinnen zusätzlichen Reiz, wenn man weiß, welche Vorbilder aus der Geschichte der Malerei Hockney hier zitiert und paraphrasiert. Aber auch ohne dieses Wissen entfalten sich bei aller scheinbaren Schlichtheit der Gestalten hier fraglos Schicksale. Tatsächlich ikonisch ist da wohl vor allem „My parents“ von 1977. Die weißhaarige Mutter sitzt unbeweglich, die Beine eng geschlossen, die Hände gefaltet, mit resigniertem Lächeln frontal da. Der Vater beugt sich kurzsichtig und ganz vertieft über ein großes Buch. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

hockney bäume

Der letzte Schwerpunkt liegt dann auf den Landschaftsbildern, teils „klassisch“ Öl auf Leinwand, teils auch auf dem iPad geschaffen und dann gedruckt. Hier sind es die märchenhaften Farben, die den Betrachter fesseln, die oft seltsamen Formen, die einen Märchenwald zu suggerieren scheinen. Aber Hockney at his best ist ja immer ein Künstler, der in andere Welten entführt.

Bank Austria Kunstforum
„David Hockney: Insights. Reflecting the Tate Collectio
Bis zum 19uni 2022,
täglich 10 bis 19 Uhr, Freitag bis 21 Uhr

 

Diese Seite drucken