Wiedereröffnung der generalsanierten Wiener Kammerspiele am 24. 10. 2013: „CATCH ME IF YOU CAN. Das Musical“ – mit Musik & Sex geht alles besser
Rasmus Borkowski, Axel Herring. Foto: Barbara Zeininger
Mit flotter Musik und sexy herumhüpfenden Girls geht alles besser. Soll heißen: Mit flapsigen Showelementen locken wir sicher mehr Besucher, die sich nicht höher als auf Boulevard-Niveau bewegen und erfreuen möchten, in unsere generalsanierten und völlig umgebauten Kammerspiele. Dürfte Herbert Föttinger, der Direktor des Theaters in der Josefstadt wohl überlegt haben, als er zur Eröffnungspremiere der mit äußersten finanziellen Anstrengungen neu gestalteten Josefstadt-Dependance das Musical „Catch Me If You Can“ in der Inszenierung von Werner Sobotka angesetzt hatte.
Föttinger, ein intelligenter wie umtriebiger Chef, könnte mit seiner Kalkulation über das Wiener Publikum schon Recht gehabt haben. Und die Kammerspiele präsentieren sich nun in den nächsten Monaten als kleiner, kleiner Ableger der (schwer defizitären) Wiener Musicalbühne Ronacher – und auch in gleich schaurig kreischendem Interpretationsstil wird hier gesungen.
Also, ab in die USA! Das Stück ist gut gemacht. Ebenfalls ein Ableger. Basierend auf den gleichnamigen Steven Spielberg-Film aus dem Jahr 2002 mit Leonardo DiCaprio und Tom Hanks. Ein junger Scheckfälscher, ein begnadeter Hochstapler, wird von einem schwer belämmerten FBI Agenten und dessen Team durch die ganzen Vereinigten Staaten gejagt.
Die Musical-Adaption wurde 2011 am New Yorker Broadway uraufgeführt und in dieser Europäischen Erstaufführung erweist sich das nach Show-Schablone gestrickte Buch von Terence McNally als durchaus akzeptabel. Den swingenden Musikstandards von Marc Shaiman ist ebenfalls nichts schlechtes nachzusagen. Außer: Keine einzige Nummer prägt sich ein. Flott und belanglos wird über alles hinweggeschubst.
Auch dem handwerklich bestens geschulten Regisseur Werner Sobotka und seinem Team sind ein gewisses Lob auszusprechen. Sobotka findet den Draht zum Wiener Publikum. Die Mädels schauen gut aus, machen verführerisches Trippeltrappel mit ihren schlanken Beinchen und geben sich frech echt guter Spiellaune hin. Aber, aber, anders gesehen …. lauter Blöde tummeln sich da in TV-Spot-Manier herum. Nicht nur die FBI Crew. Vor allem die Damen, die als Stewardessen, Krankenschwestern etc. über die Bühne gejagt werden, müssen sich als geil, geil, geil grimassierende und absolut depperte Sexpuppen präsentieren. Dazwischen holt sich Rasmus Borkowski als falscher Arzt, Flugzeugkapitän oder Heiratsschwindler die Eine oder Andere ab. Er ist ein flotter Schlankel auf Glückskurs, sein Verfolger Martin Berger stolpert dagegen auf Versager-Kurs schließlich doch dem Happy End zu.
Somit gemeinsam mit den tollen Flugbegleiterinnen im Tiefflug aus Hollywood über New York bis über die Dächer der Wiener City in die Kammerspiele. Sollten sich die sich aufplusternden Femen oder die Neue Frauengruppe in Wien oder andere Feministinnen- Organisation nun vor den Kammerspielen postieren und gegen solch ein sexistisches Frauenbild aufbegehren – noch besser, super, tolle Werbung für das Haus. Schlagzeilen helfen weiter.