WIEN / Hofmobiliendepot:
Kaiser Franz Joseph zum Dritten
FEST & ALLTAG
Vom 16. März 2015 bis zum 27. November 2016
Beruf Kaiser
Die Biographie von Kaiser Franz Joseph und das Spezialthema „Repräsentation“ sind im Schloß Schönbrunn zu besichtigen. Das Hofmobiliendepot als à priori Ort Habsburgischer Erinnerungen bietet vor allem den „privaten Kaiser“ – sofern es ihn gab. Am ehesten mit seiner Familie (und deren Tragödien), am wenigsten bei all den Anlässen, in die ihn das Spanische Hofzeremoniell hineinzwängte. Für alle mochte ein „Hofball“ auch ein Spaß sein – für einen Kaiser gewiß nicht. Auch dieser Teil der Ausstellung anlässlich des 100. Todestages von Kaiser Franz Joseph wurde von Karl Vocelka (Assistenz: Martin Mutschlechner) kuratiert.
Von Heiner Wesemann
Von der Wiege… Bietet die Ausstellung in Schönbrunn ausführlich die Dokumente zum Tod von Kaiser Franz Joseph, so findet sich hier der Taufschein (in einer beglaubigten Kopie von 1900). Anderes Dokumentarisches, das jeder Privatmann auch zu bieten hätte: Auch der Kaiser entkam seinen Beamten nicht – bei der Volkszählung von 1850 musste er sich als „Hauseigentümer“ der Hofburg eintragen… „Devotionalien“ aus seinem Alltag sind gleichfalls zu sehen, das geht bis zu einer blütenweißen Unterhose, ein Taschentuch, ein Badeumhang, Seifenschale, Rasiermesser. Habsburg-Nostalgiker werden hier bedient. Darüber hinaus denkt die Ausstellung durchaus an das „Personal“, an die Unzahl von Menschen, die eine hoch differenzierte Hofhaltung durch ihre Arbeit am Laufen hielten.
Was bei einem Spaziergang alles passieren kann Am 18. Februar 1853 ging der 23jährige Kaiser Franz Joseph mit seinem Adjutanten Maximilian O’Donnell auf der Kärntner-Bastei spazieren wie viele andere Leute auch. Natürlich erkannte man ihn – und der fanatische Ungar Janos Libenyi hob ein großes Messer und stach es dem Kaiser in den Nacken. Libenyi wurde überwältigt (und später hingerichtet), die Wunde heilte, das Attentat half der Popularität des jungen Kaisers enorm. Die Ausstellung im Hofmobiliendepot zeigt nicht nur das pompöse Geschenk des Papstes zu diesem Anlass (ein Reliquiar mit angeblich einem Zahn des Heiligen Petrus), sondern auch Gedenkblätter, die zu diesem Zweck gedruckt, ja, Hauszeichen, die damals angebracht wurden. Und das Küchenmesser selbst, das den Lauf der Geschichte hätte verändern können – es wurde vom Hof aufbewahrt (wie später auch die Feile, mit der Kaiserin Elisabeth ermordet wurde…)
Ein Kaiser auf Reisen Franz Joseph gebot über ein Riesenreich, er musste sich zumindest einmal seinen Untertanen weit weg von Wien zeigen. Diese Reisen in die Kronländer werden ebenso dokumentiert wie seine größte, die ihn 1869 zuerst nach Ägypten (zur Eröffnung des Suez-Kanals – hoch zu Kamel ritt man auch zur Cheops-Pyramide), dann ins Heilige Land führte (an seiner Frömmigkeit konnte kein Zweifel bestehen). Ein großes Gemälde erzählt von dem Sturm, bei dem sich Franz Joseph in Jaffa einschiffen musste und in Lebensgefahr geriet. Im Gegensatz zu seiner Frau, die das Meer liebte, je wilder, desto besser, stand Franz Joseph (ein Mann der Berge) diesem Element distanziert gegenüber.
Jubel, Katerstimmung und wieder Jubel Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Eröffnung der Ringstraße 1865, entsprechend gefeiert, war etwas wie ein Startschuss. Kaiser Franz Joseph selbst förderte die Idee einer Wiener Weltausstellung 1873, zu der es schon höchst heutige „Marketing“-Ideen gab, etwa einen Weltausstellungs-Damenschirm, der hier zu sehen ist. Illustre Gäste kamen wie der Schah von Persien, der die Wiener natürlich höchst interessierte, und er war nur einer von mehr als 60 regierenden Herrschern, die sich bei dieser Gelegenheit in Wien einfanden. Allerdings folgte der Börsenkrach auf dem Fuß. Wie man weiß, hat sich die Wirtschaft nach und nach wieder erholt, und mit dem legendären Makart-Festzug, der schon vielfach und ausreichend dokumentiert wurde, bot die Monarchie am 24. April 1879 anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares das nächste riesige Fest. Die Ausstellung dokumentiert hier vor allem mit zeitgenössischem Bildmaterial. Das 50jährige Thronjubiläum Franz Josephs im Jahr 1898 wurde vom Tod der Kaiserin überschattet, dafür feierte man das 60jährige 1908 umso üppiger – und damals waren die Jubelplakat auch schon secessionistisch. Für einen Kaiser, der vor dem Hintergrund des Biedermeier geboren worden war und selbst noch in der Moderne landete…
All die Toten… Der Kaiser als Privatperson war ein so seltenes Ereignis, dass es kaum dokumentiert ist. Der alte Herr im zivilen Anzug ist bei den seltenen Gelegenheiten zu sehen, da er seine Frau an der Riviera oder in der Schweiz besuchte. Sonst trug er Uniform. Die Tragödien, die den Privatmenschen trafen, sind in der Ausstellung nur kurz gestreift, da sie vom Franz Joseph Mythos des „Mir bleibt nichts erspart“ ausführlich ausgeschlachtet wurden: Kaiser Maximilian im Sarg, Kronprinz Rudolf im Sarg, der Kaiser am Sarg seiner Frau… tragische Bilder.
Der Kaiser als Popstar Das Bildnis des Kaisers sah nicht nur in Ämtern und Schulen auf die Bevölkerung herab, es wurde auf die mannigfaltigste Art verbreitet. Es gab ihn gestickt auf einem Handtuch, es gab ihn, umgeben von seinen Getreuen, auf einem Fächer, er war Herz-König im Kartenspiel (mit Elisabeth als Herzkönigin). Und selbstverständlich prangte er (auf der Marke) auf jedem Brief, der aus seinem Reich abgeschickt wurde. Er war auch der erste Kaiser, der von den modernen Medien festgehalten wurde – man hat seine Stimme aufgenommen, es existieren (schon vor seinem Begräbnis) mehrere Filme, wo er bei Ereignissen zu sehen ist. Man konnte seiner Präsenz nicht entgehen.
Hofmobiliendepot / Möbel Museum Wien, Andreasgasse 7, 1070 Wien
FEST & ALLTAG
Bis 27. November 2016 täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.