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WIEN/ Bezirksmuseum Floridsdorf: PASSION ARTISTS: „DER SCHAUSPIELDIREKTOR IM LAND DES LÄCHELNS“

WIEN / Bezirksmuseum Floridsdorf: Faschingskonzert „Der Schauspieldirektor im Land des Lächelns“ am 31.1.2013


Passion Artists: Sabina Zapior, Koichi Okugawa, Iza Kopec. Foto: Dr. Klaus Billand

 Die Aufführungen der Passion Artists in den Wiener Gemeindebezirken gewinnen offenbar langsam eine gewisse Tradition und werden immer beliebter. Diesmal hatte die Obfrau und Gründerin der kleinen Künstlertruppe, die Sopranistin Sabina Zapior aus Polen, im Monat ihres erst 30. Geburtstages zu einem Faschingskonzert eingeladen. Der schöne und auch große Saal im Bezirksmuseum Floridsdorf war bis auf den letzten Platz gefüllt. So musste sie gar eine Ansage machen, dass man telefonisch Plätze vorher reservieren kann, weil einige keinen Platz mehr fanden. Nicht nur das dokumentiert den eindrucksvollen Erfolg der Passion Artists mit ihrer schier unermüdlichen und fantasievollen Obfrau, die Musik zu den Menschen in die Bezirke zu bringen, dabei lediglich um eine Spende für die Förderung der Vereinsarbeit zu bitten und die Leute auch noch zum Mitmachen und Mitsingen zu animieren. Diesmal ging dieses Konzept großartig auf, der Saal geriet in eine dem Fasching entsprechende Stimmung, und das Publikum forderte vehement einige Zugaben. Man sang einen Reigen von Arien, Duetten und Terzetten von Mozart, Mascagni, Offenbach, J. Strauß, O. Straus, Millöcker, Lehar, Kalman und hielt auch einige im Programmzettel angekündigte „Überraschungen“ parat.

 Wieder hatte Sabina Zapior eine lustige Dramaturgie für den Abend entwickelt, bei der es darum ging, das Publikum entscheiden zu lassen, wer nun die Primadonna sei und wer die zweite Sängerin. Diese andere – aber am Ende gab es natürlich keine Entscheidung! – war die junge Iza Kopec, ebenfalls Sopranistin aus Polen, eine weitere Entdeckung aus der Talentschmiede der Passion Artists, die Sabina Zapior am 16. März mit einem weiteren Vorsingen für neue Projekte fortsetzt. Dabei beweist sie regelmäßig ein sicheres Händchen, denn Iza Kopec, die am Vienna Konservatorium
bei Maria Loidl sowie an der Künstlerischen Volkshochschule studierte und Meisterkurse bei Mirella Freni, Franzisco Araiza und Elio Bataglia besuchte, wartete mit einem gut geführten, farbigen und sehr variationsreichen Sopran auf, der auch sehr höhensicher ist. Zu ihrem Repertoire gehören u.a. Rollen wie die Königin der Nacht, Konstanze, Frau Fluth, Adele, Rita, Gilda und zuletzt sogar die Zerbinetta. Dazu kommt ein äußerst engagiertes und mimisch ausgereiftes Spiel, kurzum, ein großes Talent.

 Sabina Zapior konnte einmal mehr ihre exzellente Musikalität, starke darstellerische Ausdruckskraft und die stets beeindruckenden und mit scheinbar großer Leichtigkeit gesungenen Höhen ihres dramatischen Koloratursoprans unter Beweis stellen. Mit ihrer enormen Authentizität zieht sie das Publikum sofort in de Bann und ist dennoch auch in der Lage, Momentsituationen unmittelbar in schauspielerische Aktion umzusetzen und sich dabei alles Mögliche einfallen zu lassen. Das haben diesmal auch wieder einige Damen und vor allem Herren aus dem Publikum erleben können. Alles wirkt jedoch stets sehr professionell und gekonnt. Sabina offenbarte bei einer der „Überraschungen“ eine ganz neue und dem Rezensenten bis dahin unbekannte Qualität, ein nahezu ideale Stimme für das Musical. Sie sang mit großer Empathie und samtweicher Tiefe charaktervoll aus „The Phantom of the Opera“. Hier schlummert offenbar ein großes Potenzial. In der kommenden Saison führt Sabina übrigens ein Gastengagement nach Pisa in Italien, wo sie ohnehin sehr oft an den Opernhäusern und bei bestimmten Festivals auftritt.

 Der junge japanische Bariton Koichi Okugawa, 1983 in Hyogo geboren, konnte diesmal besser gegen diese beiden weiblichen Vulkane bestehen als beim letzten, vom Rezenten im Bezirksmuseum besuchten Konzert der Passion Artists im Oktober 2012 (Online-Merker berichtete). Er war oft Dreh- und Angelpunkt der Auseinandersetzung der beiden Damen um die Präferenz des Publikums und konnte dabei mit gekonnter Komik überzeugen. Okugawa verfügt über ein gutes stimmliches Volumen und hat offenbar auch etwas an Artikulation und Ausdruck gearbeitet. Mit einer noch facettenreicheren Phrasierung und differenzierteren Modulation könnte er jedoch seinen gesanglichen Vortrag insgesamt weiter verbessern.

 Vladimir Borodin aus der Ukraine begleitete das Trio sehr kompetent am Klavier. Er studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst sowie am Prayner Konservatorium in Wien, und an der Musikakademie in Donezk. Nach Teilnahme an zahlreichen Konzerten und Festivals im In- und Ausland arbeitet Vladimir nun als Korrepetitor und Solopianist. Man konnte sich bei seinem Spiel am Konzertflügel stets sicher sein, dass er jeder noch so unerwarteten Wendung der Aktionen des Trios musikalisch sicher folgte.

 Die Passion Artists haben schon tolle Ideen und auch Termine für das weitere Programm in Wien. So soll in einer leicht gekürzten Fassung Verdis „Rigoletto“ zur Aufführung kommen. Wir sind gespannt, wie es weiter geht und ermuntern die Amtshäuser der Wiener Gemeindebezirke, diese großartige Mission weiter zu unterstützen.

(Fotos in der Bildergalerie)             

 Klaus Billand

 

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