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VERBIER/ Festival: OTHELLO -1. Akt (mit Netrebko) und DIE WALKÜRE 3. Aufzug mit Theorin/Terfel

26.07.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Verbier Festival: Othello/Verdi I Akt und Walküre/Wagner III Aufzug. 25.7.2013

 Das Festival feiert sein 20jähriges bestehen, gleichzeitig haben Wagner und Verdi ihr 200jährigen Geburtstage. Das brachte die Festivalmacher auf die glorreiche Idee einen Opernabend der Superlativen zu organisieren. Ein gelungenes Projekt!

 Valery Gergiev dirigierte das Verbier Festival Orchester, ein speziell zusammengestelltes Orchester mit jungen hochmotivierten Nachwuchstalenten. Mit jugendlicher Energie und Begeisterungsfähigkeit trieb er die Musiker zu Bestform an. Seine umsichtige und nachdrückliche Leitung machte den besonderen Abend zu einem Opernereignis der ganz besonderen Art.

 Aleksandr Antonenko begeisterte nicht nur wegen seiner Bühnenpräsenz die er an den Tag legte, sondern auch durch seine grosse und durchdringende Stimme. Mit seinem ausdrucksvollen, stimmlich vielseitigen und wenn nötig auch ganz schön kräftigen Bariton war er herausragend. Ein Otello mit Herz und Charisma, den man die Verliebtheit zu Desdemona mühelos abnahm der aber auch schwelende Eifersucht verspüren liess.

 Im Zentrum der Oper war eine Sängerin welche die Desdemona mit Leib, Seele und einer wunderschönen Stimme verkörperte. Die Russin Anna Netrebko erntete mit ihrem Rollendebüt die grenzenlose Begeisterung des Publikums. Dem Publikum wurde gedankt, dass, nicht nur beim – già nella notte densa – im Duett mit Otello, wieder einmal das berühmte Kribbeln im Rücken gespürt werden durfte.

 Alexey Markov war ein brillanter, stimmschöner aber ebenso eitler Intrigant, der mit kerniger Stimme einen glanzvollen Jago interpretierte. Francesco Demuro war markant im Gesang und verfügte über eine plastische Artikulation.

 Der bestens einstudierte Chor, the collegiate chorale unter der profunden Einstudierung durch James Bagwell, begeisterte und begleitete tadellos.

 Die Walküre dritter Akt ist musikalisch wie darstellerisch einer der schönsten und gefühlvollsten Passagen im gesamten Ring. Eindrücklich wie sich alle Töchter Wotans versammelten auf dem Walkürenfels und gewaltig wie Eva Maria Westbroek die Sieglinde zum Besten gab. Für wagnerische Verhältnisse hatte sie in diesem Akt wenig zu singen, dafür umso schöner. In überschwänglichem Jubel über das verheissene Liebespfand, das in ihr heranwächst, flieht Sieglinde und singt in den höchsten und intensivsten Tönen.

 Bryn Terfel ist als Wotan unerreicht. Was er da bietet ist wohl das schönste was man zurzeit auf der Opernbühne erleben darf. Mit einer einmaligen Diktion voller Wortverständlichkeit und einem Gesang der einem fasziniert und man unter Dauergänsehaut zu leiden hat, ist er gelinde gesagt, umwerfend. Mit liebevoller Macht hatte er die Zuhörer verzaubert, eine klangmächtige Interpretation von Wotans Abschied.

 Iréne Theorin verspürte als hünenhafte Brünnhilde eine liebende, jugendliche und auch zerbrechliche Darstellerin. Ihre Stimme ist Geschmacksache, wirklich schön ist sie nicht, dafür gut fokussiert und sehr differenziert mit leisen Tönen und voller Hingabe. Sie verfügt über eine grosse Bühnenpräsenz und breite Ausstrahlung und passte hervorragend in das geniale Ensemble des Abends.

 Verbier in den Walliserbergen ist sehr weit weg, dafür das Programm umso vielversprechender. Bei der Festspielleitung wird sehr auf Glanz und Glamour gesetzt, was den fahlen Beigeschmack verleiht, gesehen zu werden sei wichtiger als all die Kunst die dieser Tage gegeben wird. Und man wird den Eindruck nicht los, das Publikum käme wegen den guten Namen und weniger wegen den Werken.

 Das Konzert kann man auf folgendem Link nachsehen:

http://www.medici.tv/#!/valery-gergiev-anna-netrebko-bryn-terfel-eva-maria-westbroek-verdi-wagner

 

 

 

 

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