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VALENTINA NAFORNITA und MIHAIL DOGOTARI – Doppelinterview

04.02.2014 | Allgemein, INTERVIEWS, Sänger

VALENTINA NAFORNITA / MIHAIL DOGOTARI – Doppelinterview

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Valentina Nafornita

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Mihail Dogotari

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Zum Doppelinterview wurde von Merker-Redakteur Kurt Vlach das Ehepaar Valentina Nafornita und Mihail Dogotari gebeten, die seit drei Jahren in Österreich wohnen – und nicht vorhaben, wieder wegzuziehen… Beide Künstler stammen aus Moldawien und wirken für ihr Alter (26 bzw. 27 Jahre) sehr reif.

 Wer von Ihnen kocht normalerweise zu Hause?

 VN – Mihail ist der bessere Koch von uns beiden. Er hat mehr Übung

MD – Ja, der Unterschied ist der – wenn ich müde bin, dann koche ich trotzdem, während Valentina sich einfach nur ausruhen möchte. Ich koche sehr gute Mamaglia (das ist ähnlich wie Polenta), Valentinas Spezialität wird bei uns zu Hause Placinta genannt, das ist  mit Kartoffeln, Kraut und Frischkäse gefüllter Teig.

 Sie wurden 1986 in Glodeni geboren. Wie kann man sich dieses Dorf vorstellen?

 MD – Es ist ein wirklich relativ kleines Dorf und ist 30 km von der rumänischen Grenze entfernt. Die Familie war und ist für mich sehr wichtig. Ich habe noch zwei ältere und einen jüngeren Bruder. Wir sind alle verheiratet und meine Eltern freuen sich bereits über einige Enkelkinder – und erwarten noch mehr!

 Von wem haben Sie ihr musikalisches Talent geerbt

 MD – Das kommt von meinem Vater. Er wollte seinerzeit Maler werden, allerdings hatte die Familie damals nicht das Geld, um ihm ein Studium zu ermöglichen. Er brachte sich dann selbst das Spielen einiger Instrumente bei und sang auf Hochzeiten, Feiern und ähnlichen Veranstaltungen, bei denen ich ihn dann begleitete habe. Aber eigentlich hat dort jedermann gesungen.

 VN – Das stimmt schon, aber niemand so gut wie Dein Vater und Du!!!!

 Mit 15 Jahren wurde es dann ermöglicht, in Chisinau das Musik-College zu besuchen. Die Oper stand aber zu dieser Zeit nicht hoch auf der Prioritätenliste?

 MD – Nein, ich interessierte mich vor allem für Pop-Musik. Die Gruppe“ O-Zone“ hatte zu dieser Zeit in Europe einen Nummer-1-Hit und ich dachte, etwas ähnliches machen zu können. Es wurden damals aber nur die Studienzweige „Lied“ und „Oper“ angeboten. Ich inskribierte zwar, mochte aber diese Art von Musik nicht sehr. Das hat sich dann erst im dritten Studienjahr geändert, als ich auf der Akademie eine gewisse Valentina Nafornita kennen lernte.. und dann gab es noch eine Lehrerin für Musikgeschichte am College, die einfach großartig war!

 Sie haben sich also schon in relativ jungen Jahren kennen (und lieben) gelernt. Haben Sie dann gleich geheiratet?

 VN – Nein, geheiratet wurde erst 2011. Als ich Mihail traf, hatte er noch verschiedene andere Mädchen und war so der „coole Junge“!

 MD – Für mich war es mit Valentina am Anfang nicht so ernst. Das änderte sich dann aber und ich begann plötzlich Bücher mit Posie zu lesen. Ich wohnte damals in Chisinau bei einem meiner Brüder und schlief dann nur zwei bis drei Stunden pro Nacht, da ich ununterbrochen Poesie und Liebesgedichte gelesen habe. Sogar in öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich dann Valentina Gedichte laut vorgetragen – sehr zur Verwunderung der anderen Reisenden…

 VN – Es war also nicht so die Geschichte mit der „Liebe auf dem ersten Blick“. Wir hatten uns so im Jahr 2010 fast für ein Jahr getrennt, bevor wir wieder zusammen kamen und schlussendlich heirateten.

 Sehr viele Sänger studierten nebenbei auch noch ein Instrument. Wie war es bei Mihail?

 Ich habe ein bisschen Klavier studiert, das aber bald sein lassen. Ich spiele aber recht gut Gitarre.

 Nach dem Studium in Chisinau gingen Sie dann mit 19 Jahren nach Bukarest, um an der National Music Academy weiter an Ihrer Technik zu feilen. In Ihrer Biographie liest man auch von verschiedenen Meisterkursen.

 Die Meisterkurse waren Teil der Preise, die ich im Rahmen von Wettbewerben gewann. Ich durfte an diesen Kursen teilnehmen.

 Nach dem Studium erhielten Sie die Möglichkeit für Auftritte in Produktionen wie in Dido und Aeneas sowie als Figor im Rossini-Barbiere. Das war im Jahre 2009.

 Ja – in Dido und Aeneas, wo ich die männliche Titelrolle sang, nahm auch Valentina als eine der Hexen teil!

 Im darauffolgenden Jahr sangen Sie in Italien den Alidoro und auch den Alessio in La Sonnambula bzw. in der Kinderoper „Lupus in Fabula“ von Raffaele Sargenti. Sie tourten mit diesen Produktionen in Norditalien. Wie kann man sich so einen Stagionebetrieb vorstellen?

 Nun, die Proben dauerten einen Monat und dann gab es in den Städten wie z.B. Como, Brescia, Cremona oder Bergamo jeweils am Wochenende zwei Vorstellungen. Die meisten Städte konnte man mit dem Zug in relativ kurzer Zeit erreichen. Es war also recht angenehm.

In 2011 sang ich in Brescia und Cremona den Mercutio.

 Auf Youtube findet man auch eine Aufführung der Donizetti-Oper „Rita“ mit Ihnen in der Rolle des Gasparo.

 Wirklich? Das wusste ich gar nicht! Diese Aufführungen fanden im Opern Expermintal Studie „Ludovic Spiess“ statt.

 Sie haben etliche Preise bei Wettbewerben gewonnen. Würden Sie beide noch immer an solchen teilnehmen wollen?

 VN – Nein, ich habe daran kein Interesse mehr. Es gibt nur ganz wenige, die einem wirklich bei der Karriere weiterhelfen. Das sind zum Beispiel „Operalia“ und natürlich auch die „BBC Singers of the World-Competition“ in Cardiff. Diese Bewerbe erhalten eine sehr gute Medien-Coverage und auch Vertreter der wichtigsten Agenturen sind dort vertreten.

 MD – Ich würde noch gerne einmal an ein oder zwei großen Wettbewerben teilnehmen, wie zum Beispiel „Operalia“. Ich habe aber keine Zeit, mich dafür vorzubereiten.

 Welche Rollen studieren Sie, Mihail, zur Zeit?

 Ich arbeite an der Rolle des Gugliemo. Mozart ist zur Zeit für meine Stimme wirklich sehr gut. Ich liebe den Don Giovanni und hoffe, ihn eines Tages auch singen zu dürfen. Als Cover bin ich für den Dandini vorgesehen. Dann würde ich auch gerne den Schaunard  oder Belcore singen.

 Sie zogen 2011 gemeinsam mit Valentina nach Wien. In diesem Jahr waren Sie noch in Norditalien engagiert. Dann erhielten Sie die Rollen von Notar und Malatesta in der Produktion von Klosterneuburg und ab Herbst 2012 ein Engagement an der Wiener Staatsoper. Wie kam es dazu?

 MD – Was Klosterneuburg betrifft – Samantha Farber hat für mich die Audition organisiert. Was die Staatsoper betrifft war es eine interessante Geschichte.

 VN – Ja, ich war ja schon seit September 2011 im Ensemble. Mihail hat mich immer zu Proben begleitet und oft übte er selbst. Eines Tages kam Direktor Meyer dazu und war überrascht, dass Mihail auch Sänger ist. Er wusste gar nicht (und ich hatte es ihm nie gesagt), dass mein Mann auch Opernsänger ist. Auf jeden Fall arrangierte Direktor Meyer von sich aus eine Audition für Mihail – und er wurde genommen. Ich selbst hätte ihn nie darauf angesprochen, weil es mir unangenehm gewesen wäre, meinen Mann ihm quasi „auf’s Aug zu drücken“!

 MD – Ich habe jetzt einmal einen Vertrag bis Ende der Saison 2014/15.

 Sie debütierten in Madama Buttefly und brachten es bis jetzt auf ein wenig mehr als 40 Auftritte in zumeist kleineren Rollen. Wie war es für Sie beim Debüt am Haus? Und welche Auftritte würden Sie selbst als die gelungensten bis dato bezeichnen?

 MD – Ich war sehr nervös – die Staatsoper ist ein großes Haus und so viele berühmte Sänger waren rund um mich… Die Rolle, die mir bisher am meisten Spaß gemacht hat, ist die des Dancairo gewesen.

 Der 25.Mai wird eine wichtiges Datum für das Ehepaar Dogotari/Nafornita werden.

 VN – Ja, wir werden gemeinsam an der Staatsoper die Matinee gestalten. Ich selbst möchte vor allem Rollen singen, die für mich eher neu sind. Wir suchen natürlich auch Duette aus – aber Bariton/Sopran kommt gar nicht so oft vor. Mihail versucht mich zu dem Duett Nedda/Tonio zu überreden, aber ich denke, dass für meine Stimme Belcanto zur Zeit das richtige ist und ich für Verismo einfach noch nicht bereit bin. Es schweben uns daher die Duette Norina-Malatesta und Adina-Belcore vor.

 Außerdem werden wir mit Sicherheit auch moldawische Lieder vortragen. Es gibt einen bekannten Komponisten aus meiner Heimat, der extra für mich Lieder komponiert hat. Da werde ich Kostproben seiner Arbeit bringen.

In verschiedenen Interviews bemerken beide immer, wie wichtig es für sie ist, ihr Heimatland zu repräsentieren.

 MD/VN – Ja, es ist uns beiden unheimlich wichtig. Es gibt in unserer Heimat sehr viele talentierte Menschen, die aber aus verschiedensten Gründen nie die Gelegenheit bekommen, ihr Talent auch zu zeigen. Es gibt sogar Sänger, die aus unserer Heimat kommen und sich im Ausland dann als Russinnen oder Rumäninnen verkaufen. Wir finden das sehr schade und wollen den Menschen in unserer Heimat ein Vorbild sein.

 Beide erhielten im ersten Jahr des Engagements in Wien das Novomatic-Stipendium. War das wichtig?

 Es hilf auf jeden Fall einem jungen Sänger. Wir haben das Geld in unseren Gesangslehrer investiert, der in Italien lebt.

 Mihail, ihr beide Karrieren haben zur Zeit verschiedene Entwicklungsphasen. Während Sie ihre ersten Schritte im Ensemble machen konnte Valentina schon einige internationale Erfolge verbuchen. Wie gehen Sie damit um?

 Natürlich freue ich mich für meine Frau! Nachdem wir beide sehr gerne zusammen sind, ist es für mich schwierig wenn sie für eine Neuproduktion längere Zeit im Ausland verweilt. Aber irgendwie komme ich damit schon zurecht.

 Valentina, Sie sprechen immer wieder davon, wie sehr Sie ihre Familie vermissen.

 VN – Ja, die Familie war und ist für mich extrem wichtig. Vor zwei Jahren ist mein Vater gestorben, was mich sehr getroffen hat. Er hat sein Leben lang so hart gearbeitet und ist nicht wirklich weit gekommen, da er niemals die Chance bekommen hat, sich zu beweisen. Meine Mutter lebt noch und ich habe auch noch eine Schwester.

 Man liest auch, dass ihre beider Persönlichkeit in Moldawien geformt wurden. Nun gut, wie würden Sie sich selbst beschreiben?

 MD – Ich frage mich selbst immer wieder was Recht und was Unrecht ist. Es war für mich ein großer Schock, als ich zum ersten Mal in den Westen kam. Als ich Hamburg sah, dachte ich nur „Oh My God…!“ Ich frage mich immer, ob ich nicht hart genug an mir selbst arbeite. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass ich Hilfe von oben erhalte.

 Das klingt danach, dass Sie religiös sind?

 VN – Ja, wir sind beide sehr religiös – rumänisch orthodox! Mein Fundament ist meine Familie, sie erzog mich insofern, damit ich  den Unterschied zwischen Gut und Böse erkennen kann. Ich war auch in meiner Jugend immer beschäftigt – am Vormittag die Highschool, am Nachmittag dann die Musikschule!

 Es wurde schon erwähnt, dass Sie gemeinsam einen Gesangslehrer haben. Um wen handelt es sich?

 VN – Unser Lehrer ist der in Venedig ansässige Amerikaner Sherman Lowe. Wir arbeiten mit ihm im Schnitt eine Woche pro zwei Monate – leider ist das nicht so oft, wie wir selbst gerne möchten. Was uns an ihm gefällt ist, dass er wirklich auf jeden individuell eingeht und für jeden von uns eigene Programme und Übungen entwickelt.

 Neben Auftritten im Rahmen des Studiums (Norina, Adina, Mimi, Lauretta) sangen Sie auch im Chor der Rumänischen Nationaloper.

 VN- Ja, wir beide sangen da, um uns etwas dazu zu verdienen. Wir konnten das Geld gut brauchen und hatten dadurch auch Auftritte in Kirchen bei der Messe und in Konzerten.

 Die erste große Liebe war bei Ihnen das Ballett, aber auch im Rahmen vom Gesang war – wie bei Mihail – die Oper nicht unbedingt „Top of the List“ ?

 Das ist korrekt. Ich habe als Teenager bei verschiedenen Pop-Wettbewerben mitgemacht und alle gewonnen. Leider hat aber das College keine Kurse für Popmusik angeboten. Ich konnte mich damals zwischen Chormusik (uninteressant – ich wollte nicht eine von vielen sein..), Volksliedgesang (.. nicht wirklich so zukunftsweisend) und Lied/Oper (na ja..) entscheiden. So wurde es die Oper und ich habe das wirklich nicht bereut!!!

 Welche aktuellen Pop-Stars treffen Ihren Geschmack?

 VN – Ich mag Beyonce und Adele

MD – Mir gefällt Pink!

 Sie bezeichnen sehr oft Elina Garanca als die Sängerin, die sie besondert bewundert. Wie das?

 Als in Wien die Neuproduktion der „Clemenza“ einstudiert wurde war ich das Cover der Servilia und konnte Elina Garanca genau beobachten. Sie ist eine extrem intelligente Sängerin, Ich konnte genau nachvollziehen, unter welchen Gesichtspunkten sie ihre Rolle erarbeitete. Allerdings bewundere ich auch Anna Netrebko. Sie ist eine extrem seriöse und bei der Arbeit fokussierte Künstlerin. Es ist da wirklich ein großer Unterschied zwischen dem Bild, das sie nach außen gibt und ihrem Streben nach Perfektion bei Proben  und Aufführungen. Ich habe da von ihr sehr viel gelernt. Aber auch Ildebrando d’Arcangelo hat mich mit seiner Arbeitsweise sehr beeindruckt.

 Welche Rollen waren für Sie bis dato die spannendsten? In welchem Charakter konnten Sie sich wieder finden?

 VN – Für mich ist die Rolle der Gilda die emotional fordernste Rolle, die ich bis jetzt singen durfte. Es gibt da die Stelle, wo sie von ihrer verstorbenen Mutter singt. Ich muss da immer an meinen eigenen Vater denken.

 MD – .. und das geht selten ohne Tränen ab..

 VN –  hm, auf jeden Fall ist das für mich eine extrem schwierige Stelle. Die Gilda ist für mich wirklich eine Herausforderung, sei es jetzt von der Dramatik des Gesanges, aber auch von der Rolle.

 Würden Sie sich für einen Geliebten, der Sie zusätzlich auch noch betrügt, opfern?

 VN – Nein, sicherlich nicht! Und außerdem ist es ja auch eine Sünde. Rollen wie die der Norina oder Adina sind einerseits lustig, aber sie entsprechen mir im wirklichen Leben nicht, da ich selbst nicht so mutig bin.

 Valentina, Sie schildern sich selbst oft als harte und disziplinierte Arbeiterin, die auf ihre Ernährung und Lebensweise sehr achtet. Hat der Beruf für Sie immer Priorität?

 MD – Da möchte ich für meine Frau antworten – aktuell JA !!!

VN – Ich versuche, ein diszipliniertes Leben zu führen. Das hilft der Karriere!

 Stellen Sie sich beide vor, sie befinden sich im Februar 2019. Was werden sie wohl dann tun?

 MD – Ich hoffe, Vater von zwei Kindern zu sein (so zwei und drei Jahre alt). Ein Sohn und eine Tochter. Ich hoffe, dass ich größere Rollen singen werde – ich denke da so an den Don Giovanni, Malatesta, Rossini-Figaro, Belcore. An der Staatsoper, in Italien oder Rumänien, Frankreich oder Deutschland.

 VN – Ich hoffe, dass ich gesund sein werde und dass unser Haus ausbezahlt sein wird. Wir wollen nämlich auf jeden Fall in Österreich bleiben. Ansonsten habe ich keine Pläne. Es kommt, wie es kommt. Ich mache mir da keine Sorgen um die Zukunft.

 Wie stehen sie zu Mihails Kinderwunsch?

Es ist für mich ganz klar und natürlich, dass ich einmal Kinder haben möchte. Und ich rede da nicht von einer Zeitspanne von 10 Jahren. Ich finde es nur normal, dass im Falle einer Ehe es das Ziel sein muss Kinder in die Welt zu setzen. Mann und Frau sollten sich nicht selbst genügen, sondern auch Eltern werden!

 Haben Sie im Laufe ihrer Karriere schon Fehler gemacht, die Sie bereuten?

 VN – Nun, man muss Fehler machen, weil man dadurch schlussendlich besser wird. Ich bin einmal ganz kurzfristig als Gilda in München eingesprungen, obwohl ich die Rolle schon ein Jahr nicht mehr gesungen hatte. Obwohl alles gut ging, hat mich das extrem viele Nerven gekostet.

 Der medial größte Erfolg Ihrer Karriere war der Gewinn des BCC Singers of the World Contest in Cardiff im Jahr 2011. Sie gaben kurz danach ein Interview, in dem Sie sagten, dass sie glaubten keine Chance zu haben, weil rumänische Stimmen bis dato dort nichts gewonnen haben.

 Da wurde ich nicht ganz genau zitiert. Mir ging es vor allem um die Auditions für den Wettberwerb. Viele rumänische Sänger haben da mitgemacht, sind allerdings nicht sehr weit gekommen. Daher habe ich mir keine Chancen ausgerechnet. Als mich dann der Anruf aus Cardiff ereilte und mir gesagt wurde, dass ich Moldawien beim Wettbewerb vertreten werden, da war ich gerade im Supermarkt einkaufen und ich war total geschockt!

 Über diesen Erfolg und auch von ihrem Opernballauftritt 2013 ist schon so viel geschrieben worden, daher lassen Sie uns zu einem anderen Ereignis gehen. Im November 2012 debütierten Sie an der Scala als Gilda unter Gustavo Dudamel. Zu Anfang waren Sie ob des Engagements nicht all zu enthusiastisch, oder?

Der Grund war, dass es ein großes Haus ist – und viele Leute sagten, dass ich zu jung für die Rolle sei. Aber seien wir ehrlich – wie soll eine 40-jährige die Gilda wirklich überzeugend darstellen? Es ist ein junges Mädchen. Ich habe mit meinem Lehrer gesprochen, der mir aber sagte, dass die Gilda gut für meine Stimme ist – und natürlich passt auch mein Alter für die Rolle perfekt. Es war auch schön mit Dudamel zu arbeiten. Obwohl er aus dem symphonischen Bereich kommt, hat er bei den Proben immer und immer wieder das Orchester  ersucht, ein wenig leiser zu spielen, damit die Sänger nicht forcieren müssen. Es war schön, mit ihm zu arbeiten.

 Zur Premiere waren auch meine Mutter und meine Schwester anwesend – und sogar auch der moldawische Premierminister!! Das Publikum, das ja, was Verdi betrifft, extrem viel weiß und schon alles und jeden gehört hat, schien mich zu lieben, was natürlich auch geholfen hat. Ich versuch auf jeden Fall meine Job immer so gut ich kann zu machen, und das akzeptieren die Besucher dann.

 Wann hatten Sie den ersten Kontakt zu Dominique Meyer?

 Das war in etwas fünf Monate vor Cardiff, als er bei einem Wettbewerb in Como, den ich übrigens auch gewann, der Vorsitzende der Jury war. Auch Ioan Holender war im Übrigen dabei. Das war einer der Wettbewerbe, wo die Sieger die Möglichkeit bekamen, in großen Häusern vorzusingen. Das tat ich und erhielt sofort einen Vertrag. Das war – wie gesagt – noch vor Cardiff!

 Was war bis jetzt Ihr größter Bühnenerfolg?

 Die meiste Zustimmung erhielt ich als Oscar im Maskenball. Im September 2013 war ich für eine Neuproduktion an der Staatsoper Berlin engagiert und hatte großen Erfolg, der sich in der gleichen Rolle auch im November in Wien fortsetzte. Ich finde aber auch, dass ich als Musetta (in der Aufführungsserie mit Angela Gheorghiu) eine gute Figur gemacht habe.

 Ihre nächsten Debüts sind alles Rollen in Mozart-Opern..

 Ich habe die Susanna schon im September in Hamburg konzertant gesungen, allerdings folgt demnächst mein Debüt auf einer Opernbühne. Dann singe ich im Frühjahr noch die Pamina und dann – relativ kurzfristig, da erst im November der Vertrag unterzeichnet wurde – die Zerlina bei den Salzburger Festspielen. Die ursprünglich angesetzte Sängerin fiel aus und Regisseur Bechtolf wollte mich unbedingt haben. Ich kenne ihn ja schon recht gut, da wir gemeinsam die Cenerentola und die Rusalka erarbeitet haben. Was mir an ihm gefällt ist, dass er den Künstlern immer Raum für Interpretationen gibt und nicht mit einem strikten Bewegungskonzept kommt.

 Genügt heutzutage eine schöne Stimme, damit man eine große Karriere machen kann?

 Sicherlich nicht. Man braucht dazu auch Disziplin, eine hervorragende Technik, mit der man seiner Stimme verschiedene Färbungen geben kann, dann muss man auf jeden Fall auch intelligent sein. Auch die Künstleragentur ist sehr wichtig – man sollte nicht zu früh für Rollen engagiert sein, die der Stimme und Entwicklung noch nicht entsprechen! Meine Agentur ist in London tätig und meine Betreuerin hatte mich seinerzeit in Cardiff angesprochen – gleich nach der Vorrunde, als man noch nicht wusste, ob ich überhaupt in diesem Bewerb weiter kommen würde.

 Sie singen Rollen, wo man auch Deutsch sprechen muss, wie zum Beispiel die Pamina. Wie steht es da um Ihre Deutschkenntnisse?

 Ich verstehe die Sprache schon recht gut. Direktor Meyer hat für uns junge Sänger einen Deutschkurs organisiert, der in der Oper abgehalten wird. Ich finde das eine großartige Idee, die uns sehr hilft. Wie gesagt, Deutsch verstehe ich schon gut, aber mit dem Wiener Dialekt habe ich da noch so meine Probleme.

 Warum sollte man keine Aufführungen mit Dogotari und Nafornita versäumen?

 MD – Bei einer Opera Buffa haben wir gemeinsam wirklich viel Spaß auf der Bühne, und das überträgt sich sicherlich auch auf das Publikum!

 VN – Nun, schlussendlich muss sich das Publikum seine eigene Meinung bilden und dann wählen!

 

Zum Abschluss noch die 10 Fragen des Bernard Pivot –

 1)      Was ist Ihr Lieblingswort? 

 MD – Natur

VN – friedlich

 2)      Welches Wort mögen Sie am wenigsten? 

 MD – nervös

VF – Krieg

 3)      Was gibt Ihnen ein gutes Gefühl? 

 MD – Die Familie

VN – Opernmusik

 4)      Was gibt Ihnen ein schlechtes Gefühl? 

 MD – wenn ich eine gute Nachricht nicht wirklich genießen kann, weil parallel dazu auch eine schlechte Nachricht kommt

VN – wenn Menschen sterben

 5)      Welches Geräusch oder welchen Lärm mögen Sie? 

 MD – Das Zirpen von Grillen in der Nähe eines Gewässers

VN – Wind

 6) Welches Geräusch oder welchen Lärm mögen Sie nicht? 

 MD – Dissonanzen

VN – Ein großer Kickser im Orchester oder von KollegInnen

6)      Was ist Ihr Lieblings-Schimpfwort? 

 MD – es ist zu schlimm, um es schriftlich darzulegen (aber äußerst blumig – Anm. des Interviewers)

VN – Blin

 8) Welchen Beruf außer Ihrem jetzigen hätten Sie sonst gerne ergriffen? 

 MD – Fußballer (ich spiele private bei dem Team „Wiener Virtuosen“ mit)

VN – Tänzerin

 9) Welchen Beruf mögen Sie überhaupt nicht ausüben? 

 MD – Pilot (ich habe Flugangst)

VN- Ärztin

 10) Wenn der Himmel existieren sollte, was würden Sie gerne von Gott hören, wenn er Sie am Himmelstor empfängt?

 MD – Es war gar nicht so schlimm – Du bist im Himmel aufgenommen

VN – Dein Vater wartet auf Dich! (Ich habe ihn vor zwei Jahren verloren)

 Liebe Valentina, lieber Mihail – vielen Dank für die ausführlichen Antworten und wir hoffen, dass die Karrieren erfolgreich verlaufen werden!

 

 

 

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