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STUTTGART: MEISTERWERKE – Fesselnde Kombination. Ballett

Stuttgarter Ballett: „MEISTERWERKE“ 23.5.2013 – Fesselnde Kombination


Verletzlich und kraftvoll zugleich – Daniel Camargo als Opfer. Copyright: Stuttgarter Ballett

Eine Woche vor seinem Debut als Krabat stellte sich Daniel Camargo noch in einer ganz anders gearteten Rolle erstmals dem Publikum vor: das Opfer in Glen Tetleys „LE SACRE DU PRINTEMPS“ scheint den brasilianischen Solisten trotz exorbitanter Anforderungen keineswegs an die Grenzen seiner Möglichkeiten zu führen. Kein Wunder auch bei einem Tänzer, der bereits zum Abschluss seiner Ausbildung mit den horrend schweren „Notations“ von Uwe Scholz mühelos bestanden und auch dadurch seine außergewöhnlichen technischen Möglichkeiten bewiesen hat. Mit seinem idealen athletischen Körper ringt er selbst den eckigsten Bewegungen und Fall-Figuren eine klar umrissene Linie ab und lässt exaltierteste Formen wie gleichzeitig nach hinten geneigten Oberkörper und nach innen abgeknickte Beine optimal durchgestreckt wirksam expressiv erscheinen. Wie ein getriebenes Tier, verletzlich und doch stark, tollt er über die Bühne und lässt durch diese faszinierende Gegensätzlichkeit fast ganz vergessen, was ihm an verinnerlicht schillerndem Ausdruck noch fehlt.

In den eröffnenden „VIER TEMPERAMENTEN“ von Balanchine stellten sich Alicia Amatriain und Evan McKie erstmals im Pas de deux der Sanguiniker vor – beide mit höchster Präzision, geschmeidiger Beweglichkeit, nur das charakteristisch Blutvolle ging ihnen (vielleicht debut-bedingt) vorläufig noch ab oder es schwelte unter der Oberfläche einer coolen Haltung, die wiederum zur Nüchternheit des Choreographen passt. Auch Alexander Jones kam mit Balanchines maximale Exaktheit verlangender Neo-Klassik auf Anhieb zurecht und hielt im Solo wie auch in den Gruppen-Einsätzen des Phlegmatikers die Balance zwischen konkreten und rein musikalisch formulierten Charakterzügen. Miriam Kacerova und Roman Novitzky wiederum zeigten in der Vorstellung des dritten Themas, dass auch in der Reihe der Halbsolisten Potential bereit steht, das die speziellen Schwierigkeiten Balanchines wie die natürlichste Sache der Welt beherrscht.

Beim Kernstück dieses Programms, den „DANCES AT A GATHERING von Jerome Robbins, waren an diesem Abend zwar keine Neulinge zu verzeichnen, doch sollte bei dieser Gelegenheit betont werden, mit welcher musikalischen Exaktheit Tanz und Musik hier eine Symbiose eingehen und genauso von den 10 TänzerInnen (mit zwei Ausnahmen die Besetzung der Wiederaufnahme vom 20.4.) auf den Punkt genau umgesetzt werden.

Udo Klebes

 

 

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