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Schloss Kirchstetten: Gaetano Donizetti L`ELISIR D`AMORE

02.08.2015 | Allgemein, KRITIKEN, Oper
Der Schauplatz des Festivals: Schloss Kirchstetten

Der Schauplatz des Festivals: Schloss Kirchstetten

Schloss Kirchstetten
Gaetano Donizetti  L´ELISIR D`AMORE
1. August 2015 (Premiere 31.Juli)
von Peter Skorepa

 

 Einladung ins Schloss

 

Im nordöstlichsten Zipfel Österreichs, eingebettet im Grün des Weinviertels steht dieses verträumt wirkende Schloss Kirchstetten, in welchem derzeit das Klassik-Festival auf der wohl kleinsten Bühne Österreichs stattfindet. Klein, aber Oho!

Und seit dieser Saison findet die Veranstaltung im Rahmen des Theaterfestes NÖ statt und im Zuge dieser Aufnahme wurde eine Neupositionierung mit dem Schwerpunkt Belcanto vorgenommen. Und wenn der Intendant im Programmheft auf den lokalen Kontext verweist, die der Stückwahl auch zu Grunde lag, nämlich der Wein, dann wollen wir ihm nachsehen, dass der originale Liebestrank eigentlich ein Bordeaux ist.

Wieder hat der musikalische Leiter Hooman Khalabari die Partitur gekonnt für sein zehn(!) Frau und Mann starkes Orchester “eingedickt”, jede wesentliche Orchestergruppe ist vertreten und es ist ein Vergnügen, dieser blasenden und streichenden Truppe zuzuhören, die, angefeuert durch ein kompetentes und viriles Dirigat Donizettis Melodien zum Leben erweckt. Der Dirigent löst seine Aufgabe mit dem Rücken zu der Bühne, vor dem Orchesterchen stehend bravourös, die Bühne wiederum, kaum 2 Meter breit, quert die gesamte Längsseite des Festsaales im Schloss, davor im Rest des Saales sitzt hautnah dem Geschehen gegenüber das Publikum. Last not least der winzige Chor, der aus knapp einem Dutzend Mitgliedern des Wiener Kammerchores besteht und mit beispielhafter Freude am Werk ist.

Dulcamara im Nadelstreif, dier quirlige Gianetta und der Roboterpolizist aus Korea

Dulcamara im Nadelstreif, dier quirlige Gianetta und der Roboterpolizist aus Korea

Diese etwas ungewöhnliche aber für das Naherlebnis bei den Besuchern richtige  Anordnung fordert die Phantasie des Regisseurs für die Personenführung besonders heraus, Csaba Némedi löst das gekonnt und routiniert auf dieser überlangen und nur aus Rampe bestehenden Bühnenkonstruktion. Die Kostüme sind der weinviertler Tracht von Gianpiera Bühlmann nachempfunden, zwei Tische, jeweils an den Seiten sind die ganze Ausstattung der Bühne, ja und Pfannen, aus denen Adina vergebens die Palatschinken zu schupfen versucht.

Lenka Pavlovic, die Gianetta von der Staatsoper Prag

Lenka Pavlovic, die Gianetta von der Staatsoper Prag

Man gewinnt sie sofort alle lieb, die Figuren dieser Buffa, etwa den unbeholfenen Nemorino des Matthew Pena aus Kalifornien, welcher, der leichten Tongebung schon ein wenig entwachsen, trotzdem den Zauber seiner großen Arie immaginieren konnte, oder seine zuletzt auch durch Nachhilfe eines Joints, den ihr Dulcamara dreht, verliebt gemachte Adina, Maria Taytakova, die bezaubernd aussehende Slowakin mit der glasklaren Stimme. Dass sie die Geschichte der “Isolde” von einem Handy abliest wäre so ein Gag, den das sichtlich nicht mit einem solchen Telefon in Händen auf die Welt gekommene Publikum für entbehrlich hielt.

Zum spirtus rector des Geschehens wurde die Figur der Gianetta in dieser Regie und es ist bewundernswert, was Lenka Pavlovic, die junge Sopranistin der Prager Staatsoper aus der bei uns so unauffälligen Figur gesanglich und darstellerisch alles herausholte und vor allem auch das Zusammenspiel mit allen anderen zu einer köstlichen Unterhaltung machte und ebenso die Führung des Chors sicherte.

Der Polizist aus Korea wird fernbedient. Rechts unten der Dirigent

Der Polizist aus Korea wird fernbedient. Rechts unten der Dirigent

Gesanglich ein tolles Kaliber in dieser Runde ist der aus Südkorea stammende Bariton Gunyong Na als Belcore, als fernöstlicher Roboter in der Verkleidung eines Verkehrspolizisten und abwechselnd von Dulcamara und Gianetta per Fernbedienung in zur Musik passenden zappeligen Bewegungen gelenkt. Dabei ließ er sich nicht beim vollmundigen Aussingen seines gut geschulten Baritons stören. Und der Doktor Dulcamara im grauen Nadelstreif, der Norddeutsche Bassbariton Ulf Bunde, verordnet homäopathische Wässerchen und den Liebestrank in Infusionen, ohne allerdings jenes ausufernd Buffoneske in seiner Stimme mitzubringen, das diese Rolle kennzeichnet. Er ist zu sehr Kassenarzt und zu wenig Quacksalber.

Da gibt es noch Edith Soukup für die einführenden und verbindenden Erklärungen, die ein wenig die Übersetzungsanlage ersetzen sollen. Aber diese ist gar nicht erst notwendig, das Publikum geht von Anfang an mit, vielleicht sind auch viele darunter, die das Stück schon aus der Staatsoper kennen und erstaunt sein werden über die in Kirchstetten gebotene eigene Qualität und Wirkung. Frei nach Goethe also etwa: “In dieser Armut welche Fülle, in diesem Schlosse welche Seligkeit!”

Peter Skorepa
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Fotos Bühne und Künstler (c) Skorepa

 

Weitere Vorstellungen am 7.,8.,12.,14. August um 20 Uhr, die vom 15.August um 19 Uhr
Nächstes Jahr steht Donizettis DON PASQUALE auf dem Programm

 

 

 

 

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