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SalzburgerFestspiele-Haus für Mozart DON GIOVANNI Flashmob in der Hotelhalle

20.08.2016 | Allgemein, KRITIKEN, Oper
Im Stiegenhaus des Billighotels Foto: Ruth Walz

Im Stiegenhaus des Billighotels Foto: Ruth Walz

Salzburger Festspiele 2016 – Haus für Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart  DON GIOVANNI

EMBLEM SALZBURGER FESTSPIELE 118.August 2016   5.Aufführung dieser Serie
In einer Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf
Von Peter Skorepa  –  MerkerOnline

 

Flashmob im Hotel

 

Das Einheitsbühnenbild von Rolf Glittenberg wurde im Feuilleton schon 2014 anläßlich der Neuinszenierung schon als „furchtbar öd“ bezeichnet, aber für Neuinvestitionen in dieser Hotelklasse reicht es nicht, obendrein ist dieses aus den Zwanziger stammende und abgewohnte Interieur gerade gut genug als sexueller Jagdgrund für die Begierden des spanischen Kleinadeligen. Will er doch sein zweitausend und sechsundsechzigstes Abenteuer hinter sich bringen. Und das Anrüchige eines Bordellbetriebs steigerte noch geradezu die Athmosphäre.

Tatsächlich aber zerflatterte in diesem etwas raumgreifenden Stiegenhaus  die Personenführung von Sven-Eric Bechtolf sehr und nahm beinahe den Charakter eines Flashmobs an, es mutete auch etwas seltsam an, dass der notgeile Don sein intimes Festerl mit dem Steinernen Gast mitten im Parterre des Hotels abhalten mußte.

Leider war auch diesem Regisseur nicht gelungen, die Diskrepanz zwischen dem, deutlich als heutig gewähltem Ambiente und der, stofflich eindeutig ins Spätmittelalter Kastiliens reichenden Vorlage zu überbrücken. Im Schlussbild stehen einander ein, seine Ehre vertretender Adeliger des vierzehnten Jahrhunderts samt dessen Verbindung zu höherer göttlicher Gewalt und ein kleinkrimineller Frauenverführer aus heutiger Zeit gegenüber. Das ist ohne Satire, Ironie und tieferer Bedeutung nicht lösbar, Bechtolf wählte jedoch den Scherz: Der dissoluto Punito, eben einem Höllensturz entronnen, dafür aber mit einem Herzanfall tödlichen Ausgangs bestraft, darf wieder auferstehen, um seinem erotomanischen Handwerk bei der nächstbesten Hotelschürze wieder nachzujagen. Da hat er als einziger der Personen wenigstens sein lieto fine.

Carmela Remigio und Ildebrando D`Arcangelo  Foto: Ruth Walz

Carmela Remigio und Ildebrando D`Arcangelo Foto: Ruth Walz

Der Prachtkerl eines Frauenverstehers unter der pomadisierten Frisur war wieder Ildebrando D`Arcangelo mit ebensolch auftrumpfenden Bassbariton und sehenswerten Muskelpaketen, seinen leicht frustrierten Handlanger sang mit gut klingendem Baritonmaterial Luca Pisaroni, seine zweite Rolle heuer in Sevilla mit Lohnsteuerkarten bei fragwürdigen Edelmännern. Valentina Nafornita, auch schon beim letzten Mal dabei, klang für die Zerline schon etwas überqualifiziert, die Leichtigkeit und Flexibilität als Manko deuten wohl auf einen notwendigen Fachwechsel hin. Ihr Verlobter – am Beginn der Serie war es noch Alessio Arduini – war der junge Ukrainier Jurii Samoilov mit einer sauberen Leistung.

Mit der Einwechslung von Carmela Remigio als Donna Anna und Layla Claire als Donna Elvira wurde eine Steigerung gegenüber 2014 erzielt, erstere mit jugendlich-dramatischem Sopran überzeugend, letztere mit durchschlagskräftigem Sopran aber eher etwas verhuschter Koloratur. Und mit Alain Coulombe kam ein gar leichtgewichtiger Commendatore ins Spiel.

Eindeutiger Gewinn wurde durch das Engagement von Alain Altinoglu erzielt, der die Wiener Philharmoniker straff und entschieden leitete ohne über die Feinheiten an Agogik in der Partitur hinweg zu dirigieren. Der Philharmonia Chor Wien unter Walter Zeh besorgte die choristischen Teile.

Hinter dem gefallenen Schlussvorhang tönte noch einige Zeit ein vom Chor zelebriertes „Happy Birthday“. Ziel dieser Wünsche war Carmela Remigio. Es war der 45te der Italienerin.

 

 

 

 

 

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