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SALZBURG: DON GIOVANNI

04.08.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Wolfgang Amadeus Mozart: DON GIOVANNI. Salzburger Festspiele, 03. August 2014

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ildebrando D’Arcangelo, Lenneke Ruiten. Foto: Michael Pöhn/ Salzburger Festspiele

 Die Inszenierung von Sven Eric-Bechtolf siedelt diesen Don Giovanni in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in einem Hotel an. Das Einheitsbühnenbild von Rolf Glittenberg (Kostüme von Marianne Glittenberg) zeigt eine Lobby, die mit ihren Treppen, Türen und Galerien im Grunde eine gute Basis für eine spannende Erzählweise bietet. Trotzdem passiert dann nicht viel Spannendes in diesem Hotel, dessen dunkle, triste Ausstattung wohl nur wenige Gäste zu einem neuerlichen Aufenthalt reizen würde.

Die Inszenierung erinnert etwas an Bechtolf’s Giovanni-Produktion, die er vor einigen Jahren in der Oper in Zürich herausgebracht hat und die weitaus überzeugender geraten ist. Auch mit einer großen, allerdings hell ausgestatteten Halle, in der der Regisseur viel mehr herausgearbeitet hat.

Der Salzburger Giovanni war vor allem eines: Langweilig. Und wenn man sich bei Mozart’s Meisterwerk langweilt, muss gehörig was falsch laufen. Auch gerade in musikalischer Hinsicht.

 Nachdem Franz Welser-Möst der Mozart/Da Ponte-Trilogie eine Absage erteilte, ging dem Festival auch sein ursprünglich angesetzter Giovanni, Simon Keenlyside, verloren. Das ist besonders bedauerlich, denn der Brite hätte darstellerisch sicher weit mehr aus der Titelpartie herausgeholt, als das was Ildebrando D’Arcangelo gezeigt hat. Bechtolf zeigt den Giovanni natürlich als Jäger, als Lüstling, der hinter jedem Kittel her ist, und dem es nur um die Eroberung an sich geht. So weit ist das nichts Neues. Nur mit welch eindimensionalem Spiel sich das alles bei D’Arcangelo abspielte, war mehr als enttäuschend. Auch gesanglich war der Italiener alles andere als ideal besetzt. Sein Bass ist schwer und dunkel, und konnte vor allem mit Volumen punkten. Aber sensible Töne gelangen gar nicht. Den zärtlichen Verführer konnte er mit keinem Ton glaubhaft machen. Deh vieni alla finestra wurde mit brachialen Piano-Tönen vollzogen. Erschreckend und somit überhaupt nicht verführerisch. Weder für die Angebetete noch für den Zuhörer.

Da war der Leporello von Luca Pisaroni, der mehr Sekretär als Diener seines Herrn ist, schon aus ganz anderem stimmlichen Holz geschnitzt. Pisaroni’s klangschöner Bass-Bariton steckt voller Farben und im variantenreichen Parlando ist dieser wunderbare Mozart-Sänger sowieso eine Klasse für sich. Man wünschte sich fast der 39-jährige Italiener hätte an diesem Abend beide Partien singen können. Die Stimme dafür hat er.

 Neben Pisaroni gab es nur eine Sängerin, die überzeugen konnte: Anett Fritsch. Sie war zwar schon eine recht dramatische Donna Elvira, die Stimme sprang allerdings in allen Lagen an. Bei den anderen Damen klang das schon problematischer. Bei Lenneke Ruiten als Donna Anna schepperten so manche Töne und die Höhen gerieten oft recht schrill. Mozart-esque war das nicht. Der Zerlina von Valentina Nafornita fehlte die Leichtigkeit während ihr Bräutigam Masetto von Alessio Arduini solide gesungen wurde.

Andrew Staples war ein eher eindimensionaler Don Ottavio, der über ein wenig aufregendes Timbre verfügt und noch blasser blieb, als es die Figur ohnehin schon ist.

Bleibt noch der Komtur von Tomasz Konieczny. Der Pole ist ein ausgezeichneter Sänger, doch war sein Bass fast zu hell für die Partie. Die Dämonie und das Gruselige wollten sich da nicht so recht einstellen.

 Was aus dem Orchestergraben kam, und wofür Christoph Eschenbach verantwortlich zeichnete, dem fehlte es auch an Leidenschaft, an Feuer, an Esprit. Wenig Differenzierung, und viel zu wenig Dramatik.

Nein, dieser Don Giovanni war sicher kein großer Wurf. Und ein hervorragender Leporello macht noch keinen guten Don Giovanni.

 Und wer den Bechtolf-Don Giovanni aus Zürich sehen und mit seiner Salzburger Produktion vergleichen möchte, kann dies übrigens im August an zwei Abenden auf dem Wiener Rathausplatz auf Großleinwand tun.

 Lukas Link

 

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