ROM ( Teatro dell‘ Opera ) : NABUCODONOSOR am 20.7.2013
„Göttlich“ – Luca Salsi in der Titelrolle. Foto Teatro dell‘ Opera
Zwei Jahre nach der legendären Premiere von NABUCODONOSOR ( wie der vollständige Originaltitel von Nabucco lautet ),bei der das Publikum dazu angehalten wurde, die Wiederholung des Gefangenenchors mitzusingen, hat die Römische Oper die damalige Produktion wiederaufgenommen.
Mit einer fast vollständig anderen Besetzung, aber selbstverständlich wieder mit ihrem Dirigenten auf Lebenszeit, Riccardo Muti, am Pult.
Des Maestros lebenslange Beschäftigung mit Verdis Frühwerk ist natürlich unbezahlbar. Und so werden seine Interpretationen jedes Mal – bei aller Betonung der dynamischen Kontraste – runder, ausgeglichener, “ reifer „. Trotz oder wegen immer minimalerer, zurückgenommenerer, essentiellerer Zeichengebung.
Luca Salsi singt trotz seiner Jugend die Titelrolle nahezu göttlich.
Tatjana Serjan. Foto: Teatro dell‘ Opera
Tatjana Serjan konnte man ja noch nie eine s c h ö n e Stimme nachsagen, aber hier dient ihr gewöhnungsbedürftiges Timbre der Charakterisierung der Figur. Serjans Abigaille ist eine wirklich furchterregende, rachsüchtige, hysterische Bösewichtin.
Francesco Meli (Ismaele) und Anna Malavasi (Fenena) geben ein schönes, wenn auch etwas zahmes Liebespaar ab.
Riccardo Zanellatos Zaccaria strahlt gebieterische Autorität aus.
Der Chor. Offenbar gehören dessen Mitglieder in dieser Inszenierung dem Orden Mutter Teresas an! Foto: Teatro dell‘ Opera
Der Chor war von Roberto Gabbiano wie immer exzellent vorbereitet worden. Ein „bis“ des Erbschleicherhits “ Va, Pensiero “ wurde diesmal allerdings nicht gewährt.
Ende August gastiert die Produktion bekanntlich in Salzburg – in konzertanter Form.
Und dabei entgeht den Festspielbesuchern ausnahmsweise nichts.
Jean – Paul Scarpittas Inszenierung kann nur als Folge eines Regiestreiks verstanden werden. Eine “ Interpretation “ wollen wir ja gar nicht erst einfordern, aber hier ist nicht einmal so etwas wie ein roter Faden erkennbar. Manchmal rieselt der Schutt, dann werden Wände verschoben, dann sieht man zweidimensionale Bäume. Kein Mensch weiß,warum. Der Chor tritt auf und ab – und steht herum.
Die Protagonisten nehmen einander auf der Bühne überhaupt nicht wahr und starren ( bis auf Luca Salsi ) nur auf den Dirigenten. Bei geschlossenen Augen fühlt man sich im Verdi- Paradies, bei geöffneten in der Hölle.
Weltklasse trifft französische Provinz.
Ein Jammer. Schade.
Robert Quitta, Rom