Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

RAVENNA FESTIVAL/ Teatro Alighieri: TRILOGIA POPULARE – La Traviata, Rigoletto, Il Trovatore

19.11.2012 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

RAVENNA FESTIVAL (Teatro Alighieri) : TRILOGIA POPULARE (La Traviata/Rigoletto/Il Trovatore) von Giuseppe Verdi am 15./16./17.November 2012


Il Trovatore. Anna Kasyan (Eleonora). Foto: Festival Ravenna

Das Verdi-Jahr 2013 wirft seine langen Schatten voraus. In einem geschickten Schachzug hat das nicht allzu hoch dotierte Ravenna Festival seine übermächtigen Konkurrenten antizipiert und in einer gewaltigen Kraftanstrengung bereits jetzt die sogenannte TRILOGIA POPULARE (La Traviata, Rigoletto, Il Trovatore) dreimal hintereinander zur Aufführung gebracht.

Von „jungen Künstlern“ für „junges Publikum“ war dabei im Vorfeld viel die Rede. Also von jungem Publikum war nicht viel zu bemerken, dafür aber von einem sehr internationalen. Es dürfte den raffinierten Organisatoren wirklich gelungen sein, dem im Wachkoma liegenden Verdifestival in Parma die Pilger – und Studiosusreisenden abspenstig zu machen und sie nach Ravenna umzuleiten. Alle Vorstellungen waren restlos ausverkauft.

Was allerdings die jungen Künstler (die meisten hatten hier ihr Rollendebut) betrifft, waren absolute Volltreffer zu vermelden. Rosa Feola (Gilda) lässt sich ohne allzugrosses Risiko eine fulminante Weltkarriere voraussagen. Aber auch Monica Tarone (Violetta Valery) und Simone Piazzola (Padre Germont) wurden stürmischst bejubelt.

Die von Festivalleiterin und Dirigentengattin Cristina Mazzavillani Muti firmierten Inszenierungen waren sehr unterschiedlich im Stil, einheitlich jedoch in ihrer Konzentration auf das Wesentliche, auf die Substanz des jeweiligen Stücks. Am überzeugendsten vielleicht die in einem schwarzen Spiegel-Ambiente angesiedelte Hardcore-Reduktion der Traviata: mit Violetta als weissgekleidetem, nahezu gekreuzigtem Opfer (der Gesellschaft). Sehr finster auch die Sicht auf Rigoletto, angelehnt an Gemälde von Frans Hals, Rembrandt und Vermeer (bedauerlich nur der unerklärliche Rückfall in völlig unnötigen Requisiten-Realismus im letzten Akt) Der Trovatore wiederum bestach durch faszinierende, fast dreidimensional erscheinende Projektionen, die selbst selbst Opernfreunden, die moderne Technologien auf der Bühne für Teufelszeugs halten, Respekt abnötigten.


Rigoletto. Francesco Landolfi. Foto: Festival Ravenna

Bewunderungswürdig auch die Leistung des für alle drei Werke verantwortlich zeichnenden Dirigenten Nicola Paszkowski am Pult des Orchestra Giovanile Luigi Cherubini.

Und die vielleicht nicht weltkarriereverdächtigen, aber gleichfalls hervorragenden Francesco Landolfi (Rigoletto), Giordano Luca (Duca), Luciano Ganci (Manrico), Anna Malavasi (Azucena ) und Anna Kasyan (Eleonora) wollen wir auch nicht zu erwähnen vergessen.


La Traviata. Monica Tarone. Foto: Festival Ravenna

Insgesamt also eine gewonnene Wette, ein künstlerischer Triumph und eine beachtliche Vorlage, der andere Verdi-Festivitäten im eigentlichen Gedenkjahr erst gerecht werden müssen. Die genannten Produktionen werden nächstes Jahr auch in Ferrara, Piacenza, etc ..und möglicherweise im nächsten November wieder in Ravenna zu sehen sein)

Robert Quitta, Ravenna

 

Diese Seite drucken