Polen: Posen /Stadttheater – „CARMEN“ – Premiere am 25.05.2014
(Regisseure: Denis Krief, Bassem Akiki (musik. Bearbeitung))
Copyright: Katarzyna Zalewska Teatr Wielki w Poznaniu
Vergangenes Wochenende konnte man in der Oper Poznan/Posen Bizets „Carmen“ als Premierenspektakel erleben, und zwar in einer neuen Version laut Regisseur „zum ersten Mal in der originalen Form“, genau so, wie sie der Komponist komponiert hat.
Denis Krif – französischer Regisseur, Bühnenbildner, Kostümdesigner und Lichtregisseur in Personalunion – entschloss sich, die Handlung in die Gegenwart zu übertragen. Mit seinem Regisseurkonzept wollte er zeigen, dass die Oper „eine der französischten Opern ist, die er kennt“. Man sollte in jeder Phase die französische Abstammung des Komponisten erkennen.
Zur Musikbearbeitung des Werks wurde der Dirigent Bassem Akiki eingeladen – Libanese von Herkunft, der die polnische Staatsangehörigkeit besitzt, zugleich aber als Liebhaber von Frankreich und allem, was Französisch ist, gilt. Mit einem südlichen Temperament ist er ein hervorragend auserwählter musikalischer Leiter solcher Vorgaben des Regisseurs.
Wenn man mit diesem Wissen im Zuschauerraum sitzt, wird man von dem nicht überrascht sein, das man nach der Ouvertüre auf der Bühne sieht – die Einfachheit der Szenografie, Schick, französische Eleganz in den Kostümen und in den Gesten. In der Verbindung mit der feurigen, temperamentvollen und schönen Musik von Bizet hat es einen für mich ziemlich interessanten Effekt gegeben.
Gerade dank dieser Einfachheit und der Konventionalität der angewandten Szenografie und Requisiten wurden die handelnden Personen mit all ihren Emotionen total in den Vordergrund gestellt – alles andere diente nur als Hintergrund.
Copyright: Katarzyna Zalewska Teatr Wielki w Poznaniu
Małgorzata Pańko (Carmen) hat eine „kokett provozierend gerissene Figur dargestellt, die ausgezeichnet mit jener der Micaela kontrastiert – in dieser Rolle erlebten wir Monika Mych – Nowicka, die hervorragend die Sensibilität ihres Charakters zur Schau stellt. Zwei Frauen auf Augenhöhe – Applaus für beide! Große Bedeutung in der Unterstreichung des jeweiligen Charakters haben auch die Kostüme gehabt, obwohl sie „gegenwärtig“ waren. Mit der Hose, die Carmen getragen hat, wurde ihr Andersartigkeit und moralische Befreiung unterstrichen.
Die Herren haben für mich im Spektakel eine Nebenrolle gespielt – Piotr Friebe (Don Jose) hat erst in der letzten Szene seine Emotionen befreit und damit die Tragik seiner Gestalt gezeigt. Jaromir Trafankowski (Escamillo) war leider eine zu wenig ausdrucksstarke Persönlichkeit, deswegen konnte man nicht ganz nachvollziehen, , warum Carmen gerade ihn gewählt hat.
Der für die musikalische Seite des Spektakels verantwortliche Bassem Akiki – mit seinem Orchester des Stadttheaters hat uns an diesem Tag ein Fest der spanischen Rhythmen serviert, die sich mit bewegenden lyrischen Tönen abgewechselt haben.
Wie ist „Carmen“ im Stadttheater? Neu, rein in der Form, überaus französisch. Sie ist sehenswert, ich kann Ihnen den Besuch nur wärmstens empfehlen.
Iwona Karpińska/ Breslau/Polen