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Peter SCHNEIDER: Dem Werk dienend, die eigene Person hintan stellend

20 Sommer in Bayreuth: PETER SCHNEIDER im Interview


Peter Schneider. Foto: Bayreuther Festspiele

Dem Werk dienend, die Sänger begleitend, die eigene Person hintan stellend

 Adrianne Pieczonka: „Als Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper von 1991 bis 1995 habe ich häufig mit Peter Schneider gearbeitet. Ich schätze seine angenehme Art: ruhig, aber er unterstützt uns Sänger/innen auf die Bühne immer sehr. Er verfügt über einen großen Erfahrungsschatz und ist einfach ein genialer Musiker und Dirigent. 1994 habe ich meine erste Eva in Wien mit ihm gesungen.

Seitdem haben wir oft zusammengearbeitet, u.a. 1999 bei meiner ersten Elsa in München, bei meiner ersten Senta in Paris 2010 und dann in Wien sowie für Arabella und Rosenkavalier in München. Wenn er am Pult steht, ist es für einen Sänger immer eine große Freude. Man kann ohne Sorgen singen.“

 Robert Dean Smith: „Als ich 1983 nach Deutschland kam, fragte ich meinen Tenor- und Cowboy-Kollegen aus Kansas, James King, nach guten Dirigenten. Er antwortete sofort: Peter Schneider. Erst 1997 arbeitete ich mit ihm, bei einer „Meistersinger“-Vorstellung in München. Ich war verblüfft, wie leicht er im 2. Akt die Hammerschläge des Sachs mit der linken Hand dirigierte, und das Orchester samt Sängern mit der Rechten klar und deutlich führte. Nachdem ich viele Jahre mit Peter Schneider gearbeitet habe, besonders in Bayreuth, weiß ich, dass er nicht viel Wert auf solche Kunstfertigkeiten legt. Es geht ihm viel mehr um das Kommunizieren. Die Musik will was sagen und er möchte sie verständlich machen. Genau wie das berühmte „Tristan“-Motiv ein ewiges „Suchen“ ist, sucht Peter Schneider stets den Sinn der Musik, die er gerade dirigiert. Mit seinem Wissen und seiner Erfahrung hat er uns so viel zu sagen.“

 Renée Fleming: “Peter Schneider is a consummate musician who brings professionalism and ease to every performance. Orchestras and singers follow him fearlessly, because we know that he will never let us down.”

Camilla Nylund: „Ich kenne Peter Schneider seit einigen Jahren. Ich hatte ihn schon früher als Zuschauerin im Orchestergraben erlebt und war begeistert von den Vorstellungen. Meine erste Zusammenarbeit mit ihm war Rosenkavalier in Tokyo. Es war für mich ein Schlüsselerlebnis. Ich hatte die Marschallin schon in anderen Produktionen gesungen, aber mit ihm war alles so leicht, so organisch und hatte einen Sinn. Er weiß genau, wie er Richard Strauss dirigieren muss, und wählt die richtigen Tempi. Zudem ist er ein äußerst sympathischer Mensch und hat Sinn für Humor, was extrem wichtig ist, besonders wenn man so dramatische und brutale Opern macht wie Salome!“

 Norbert Ernst: „Peter Schneider – der steht in meinem Künstlerhimmel ganz hoch oben! Unter ihm zu singen – eine reine Freude!“ .

 Michiko Watanabe, Opernfan aus Japan, über den „Lohengrin“ in Tokyo Juni 2012: „Viva Maestro Schneider!…He conducted wonderfully, as usual! The climax of the prelude was most beautiful. I cried. My face was filled with tears when the prelude ended…The precise control done by the meister – this makes me like him very much. And the control of volume is surprising. Controlling the orchestra in consideration of singing und breathing….Moving fingers, pointing out with fingers – I’m delighted to see with opera glass Maestro’s managing the orchestra… I wanted to have maestro’s autograph….

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Da Peter Schneider heuer in der 20. Saison auf dem Grünen Hügel dirigiert, 143 Vorstellungen (Holländer, Ring, Lohengrin, Tristan) – so stand natürlich seine Sicht auf das Werk Richard Wagners im Mittelpunkt unseres Interviews. Wagner hat seine Berufsbiographie geprägt (neben Strauss, Janáček und der Schwerpunktsetzung im deutschen Fach), sodass man mit Recht sagen kann, es ist nicht nur ein Leben mit Wagner, sondern für Wagners Werk geworden.

 Peter Schneider steht für den Komponisten am Pult, trifft und vergegenwärtigt dessen Gefühle. Zu seiner Intuition für Architektur, Proportion der Musik und ihr Zeitgefühl kommt ein erhebliches Maß von Arbeit an der Partitur, die nie endet. Immer wieder entdeckt er in Wagners Meisterwerk noch Neues, weil es eben ein Meisterwerk ist. Seine Werkkenntnis (Einsicht in Wahl und Maß der kompositorischen Mittel) bestimmt die Interpretation und wenn er dann den Notentext mit Genauigkeit umsetzt, wird das frei, was hinter dem „Text“ steht: die Musik, die Emotion. Diese Seriosität und die innere Verbundenheit mit dem Wagner-Werk überträgt sich auf den Zuhörer. Was Peter Schneider über die Instrumente im Graben ins Publikum hinein übersetzt, klingt häufig so, als hätte er es gerade erlebt. Denn er ist auch Theatermensch, sieht nie nur die Musik, sondern immer auch ihren dramatischen Grund, aus dem heraus sie entstanden ist. So erreicht er ein Maximum an musikalischem Ausdruck. Darauf angesprochen, meint er bescheiden: „Ich dirigiere nur, was dasteht.“

 Die Wagner-Anfänge

Für seine berufliche Laufbahn war die Zeit in Düsseldorf, unter der Intendanz von Grischa Barfuss, sehr wichtig. Der Chef hatte nicht nur ein Händchen für Sänger, sondern auch für Kapellmeister. „DEN (Schneider) vermitteln Sie nicht!“, sagte er zu einem Agenten und behielt ihn dann ganze 10 Jahre. Er wollte ihn auch dann nicht gehen lassen. Spontan ernannte er ihn nach einer Figaro-Aufführung zum 1. Kapellmeister.

Wagners Opern sind Peter Schneider seit seiner Düsseldorfer Zeit nah. Er hat sie inzwischen – bis auf „Die Feen“ und das „Liebesverbot“ – längst alle dirigiert.

Der „Ring des Nibelungen“ war der größte Meilenstein in Schneiders Karriere. Unserem Mitarbeiter Johann Schwarz, Zeitzeuge von Schneiders 1. „Ring“-Dirigat in Düsseldorf 1982 (mit fabelhafter Besetzung: Donald McIntyre, Hildegard Behrens, Berit Lindholm, Manfred Jung, Hermann Becht, Helmut Pampuch…sie alle sangen später in Bayreuth!) ist noch heute die Begeisterung des Publikums über einen faszinierend authentischen Wagner gegenwärtig. Er erzählt, dass es stets ein volles Haus und großen Jubel gab, und die Leistung des Orchesters sich in jener Zeit sehr gesteigert habe.

 Nach Bayreuth

Wolfgang Wagner, auf dessen Dirigenten-Liste Peter Schneider schon lange stand, holte ihn 1981, kurz nach seiner Ernennung zum GMD in Bremen, nach Bayreuth (Holländer, frühe Fassung, Regie H. Kupfer). Das und der Düsseldorfer „Ring“ waren ausschlaggebend für sein Angebot, den „Ring“ in Bayreuth zu übernehmen (1984-1986, Regie: Peter Hall).

Es war die beste Entscheidung – Peter Schneider ist heute der dienstälteste Dirigent auf dem Hügel und weiß um die besonderen Verhältnisse des Grabens. Dort hat zwischen 1987 (Werner Herzog-Insz. bis 1993) und 2005 (Keith Warner-Insz.) kein anderer so oft wie er „Lohengrin“ dirigiert.

Dass ihm Peter Schneider seine Karriere verdankt, hat Wolfgang Wagner allerdings immer zurückgewiesen und gesagt: „Ich kann nur eine Chance geben, nutzen muss sie jeder selbst.“ Peter Schneider hat sie zu nutzen verstanden!

 Bergbesteigungen und Balance-Akte

Wir sprechen über den Unterschied zwischen den „Meistersingern“ und „Tristan“. Schneider hat die „Meistersinger“ zuerst in Bremen dirigiert, dann in Mannheim, später oft in München (auch als grandiosen Abschluss der Opernfestspiele), in Wien, Dresden, Bonn und Berlin – inzwischen an allen drei Häusern.

Die „Meistersinger“ zu dirigieren sei mit der Ersteigung des Mount Everest zu vergleichen, hat er einmal geschrieben (Climbing Mount Everest – On Conducting Die Meistersinger In: Wagners Meistersinger – Performance, History, Representation, hrsg. von Nicholas Vazsonyi, University of Rochester Press, 2002, S. 23-38).

„Ein andres ist’s“ mit „Tristan und Isolde“. Eine der größten Schwierigkeiten dieses Stücks ist, die eigene Emotionalität in Balance zu halten. Heißes Herz – kühler Kopf, hatte ein Anonymus ihm nach seinem ersten Düsseldorfer „Tristan“-Dirigat nahegelegt . Daran hat er sich bis heute gehalten.

„Man darf nicht zu sehr sich selber genießen, darf sich nicht gehen lassen. Die Versuchung ist ja da“, meint Schneider. „Gerade bei den leisen Stellen, wenn die Anspannung nachlässt; oder bei Markes Monolog, da wird man müde, da ist es schwer, psychisch durchzuhalten und die Balance nicht zu verlieren“ in einem wogenden Meer von Emotionen. Gerade so bewegt sein „Tristan“ etwas – das haben ihm viele Besucher seiner heurigen Bayreuther Signierstunde bestätigt. Viele bekannten, dass sie geweint haben.

Einen ähnlichen Krafteinsatz fordere ihm nur die „Elektra“ ab, trotz der Kürze. Schneider hält diese Oper für die Beste des 20. Jahrhunderts, aber „sie lässt einen keinen Moment aus der Pflicht“.

Der Pultmagier

Seine Erfahrung ist: „Man kann als Dirigent mehr erreichen, als man glaubt, nur durch das Dirigieren. Bei Pianisten redet man über den Anschlag, aber Dirigenten haben auch einen Anschlag. Es ist nicht nur Taktschlagen, sondern die Art und Weise, wie man in den Klang hineinschlägt. Es ist unerklärbar, was sich da zwischen Musikern und Dirigent abspielt.“

 Da fließen Energien, deren Wirkungen allerdings sehr wohl hör- und sichtbar sind! Wenn sich etwa im Orchester während eines „Figaro“-Dirigates mehr und mehr fröhliche Leichtigkeit ausbreitet, die Musiker mit einem Lächeln auf den Lippen spielen, ein drive, ein Sog entsteht – solche Kommunikation, solch gegenseitiges Erspüren haben die Interviewenden immer wieder erlebt, wenn Peter Schneider am Pult steht.

Dann kann es geschehen, dass der Dirigent wortlos die Regie beeinflusst, wie beim „Siegfried“-Finale in Wien geschehen. Statt sich auf dem Boden zu wälzen (Regie!) konnten Linda Watson und John Treleaven nicht anders, als spontan „Leuchtende Liebe, lachender Tod“ jubelnd Hand in Hand oben auf dem Felsen stehend zu singen. „Peter Schneider hat das so dirigiert, wir konnten nicht anders“, haben sie hernach erklärt.

Unter besonders günstigen Umständen – etwa mit den Wiener Philharmonikern, den Dresdnern oder auch den Zürichern, kann es passieren, dass der „Rosenkavalier“ – statt des häufig zu erduldenden knallharten Orchesterklangs – zu einer einzigen, beschwingten Traumsequenz wird, als werde im Geiste ständig von Verliebten Walzer getanzt. Das Orchester trifft unter seiner Leitung sofort den richtigen „Tonfall“ und führt Publikum und Sänger geradewegs hinein in die musikalische Seligkeit (vor allem im Terzett) und alle lassen sich tragen von diesen berückenden Klängen und ihrem Kraftstrom der Gefühle.

Klang, Dynamik, Tempi

Bei „Holländer“ und „Lohengrin“ hat Schneider Wagners Originalhandschriften in der Villa Wahnfried angeschaut. Sie sind ist sehr gut geschrieben, man könnte sofort daraus dirigieren oder spielen. Tempobezeichnungen sind konsequent, ähnlich wie bei Mozart. Mit dieser Konsequenz hat erst Beethoven aufgehört.

Was Peter Schneiders Wagner-Interpretation so unverkennbar macht, sind neben den perfekten Spannungsbögen, klug kalkulierten Steigerungen und leidenschaftlichen Finali auch die jeweils besonders spannenden Vorspiele zu den 3. Akten (Tannhäuser, Meistersinger, Tristan, Parsifal). Darauf angesprochen, erläutert der Maestro „Vor allem beim Vorspiel zum 3. Akt „Meistersinger“ wird oft ein falsches Tempo genommen. „etwas gehalten“ heißt nicht „langsam“. Bei „Tristan“: „mäßig langsam“ – d.h. nicht langsam. Tempobezeichnungen von gewissenhaften Komponisten wie Wagner sind verlässlich. poco sostenuto – das ist nicht langsam. „Mäßig“ wird heute als „langsam“ verstanden, bei Wagner ist es die Mitte zwischen langsam und schnell. Das findet man nur mit der Zeit heraus.“

Zum richtigen Umgang mit den Partituren kommt der Umgang mit den Besonderheiten des Bayreuther Festspielhauses: 20 Stufen führen hinunter in den Graben. Der Klang dort ist ein ganz anderer als im Zuschauerraum. Neben guten Assistenten, auf deren Wahrnehmung der Dirigent angewiesen, ja von denen er abhängig ist, spielt auch das Bühnenbild eine nicht unwichtige Rolle (was heute leider nicht immer beachtet wird). Hier ist eine Rückwand sehr wichtig, die den Klang in den Zuschauerraum lenkt.

Natürlich muss wegen der Abdeckung des Orchesterraums manches in der Dynamik „(übertrieben) verstärkt“ werden. um den Wagnersound zu bekommen. Im „Rheingold etwa sind „bei Alberichs Fluch nur nur 2 Klarinetten vorgesehen – das ist für das Haus zu wenig. (Daher nimmt man die Hörner dazu.)“

Doch ab 3. Akt „Siegfried“ ist alles für das Haus komponiert und von Wagner direkt auf die lokalen Verhältnisse abgestimmt. Er hat die Klang-Wirkung bis in die Einzelheiten hinein (z.B. die Sitzordnung für die Bässe im Graben –auf zwei Seiten aufgeteilt) kalkuliert.

Dass der Dirigent sehr wenig von der Bühne hört (selbst wenn in der „Götterdämmerung“ 120 Mannen dort singen) ist für den Opernbesucher unbegreiflich. Auch die Tag-Nacht-Gespräche im 2. Akt „Tristan “ sind sehr stark instrumentiert, entsprechend laut ist es im Graben. Oft kann der Dirigent nur von den Lippen ablesen, weil er die Sänger fast nicht hört. Doch „Immer dem Sänger folgend“, lautet an dieser Stelle eine Regiebemerkung Wagners. Er hat immer zuerst die Singstimme komponiert, der folgte die Instrumentation des Orchesters. Entsprechend viel (Tempi!) hängt von den Sängern ab.

Wenige wissen, dass Richard Wagner während einer „Tristan“-Neueinstudierung in Karlsruhe selbst zu Felix Mottl gesagt hat, er habe sich bei der Konzeption des „Tristan“ verkalkuliert und wünsche, dass „Tristan“ in Zukunft nicht mehr ohne Sprünge aufgeführt werde. Es überfordert sonst das Publikum, die Sänger und das Orchester. In Bayreuth hält man sich nicht daran und Robert Dean Smith singt den gesamten 3. Akt durch, ohne je in Sprechgesang überzugehen. Das hat selbst Maestro Schneider sehr selten erlebt.

Insgesamt gesehen, hat es in der Wagnerinterpretation seit den 80er Jahren keine bemerkenswerte Änderung gegeben. Wir sind (im Gegensatz zu Mozart) dem Wagnerstil näher. Allenfalls haben sich die heute eingesetzten Instrumente (Blech und Holz) mehr zum Voluminöseren hin entwickelt, da ist Wagner in seiner Instrumentation von anderen ausgegangen, als man sie heute vorfindet.

Auf die Frage, ob es heute zu wenig Wagner-Stimmen gäbe, kann der Dirigent nur antworten, dass das keineswegs der Fall ist. Eigentlich gibt es mehr denn je.

 In Bayreuth zuhause

Peter Schneider verbringt die Sommermonate in Bayreuth zusammen mit seiner Frau, die sich als Schauspielerin von Beruf während der Aufführungen am liebsten hinter der Bühne aufhält, und oft kommen Kinder und Enkelkinder zu Besuch. Wolfgang Wagner hat ja allen mitwirkenden Künstlern nahegelegt, möglichst „am Ort“ zu bleiben, um für etwaige kurzfristige Besetzungsänderungen jederzeit parat zu sein. Ohne wiederholten Reise-Stress kann man sich gut auf die großen musikalischen Herausforderungen konzentrieren. Da die Dirigenten in Bayreuth ja fürs Publikum unsichtbar sind, können sie in bequemer Tageskleidung ihre „Arbeit“ tun. „Der stressigste Moment ist nach jeder Aufführung, wenn ich mich in Sekundenschnelle für die Schlussverbeugungen in Gala werfen muss“ sagt Schneider im Scherz, aber – mit einem liebevollen Blick auf seine Frau – „meine Frau hilft mir ja dabei.“

 In fernen Landen

Keinesfalls ist die erfolgreiche Umsetzung seines Wissens um Werk und Wiedergabe an den deutsch-germanischen Raum gebunden. Nach vielen Auszeichnungen, die Peter Schneider etwa in Barcelona für seine (Wagner-)Dirigate zuteil wurden, brachte er im Juni dieses Jahres in Tokyo mit europäischen Solisten (u.a. Klaus Florian Voigt, Ricarda Merbeth und Günther Goissböck) und einem japanischen Chor und dem Orchester des New National Theater Tokyo eine neue „Lohengrin“-Produktion heraus. Der Dirigent ist voll der Bewunderung für den perfektes Deutsch singenden, präzisen Chor und das optimal vorbereitete Orchester. Er sagt, er habe auch überhaupt keine Probleme gehabt, den nötigen emotionalen Ausdruck zuwege zu bringen. Das Publikum jubelte, schrie und trampelte nach jeder Aufführung , die Künstler mussten jedes Mal bis zu einer Stunde lang Berge von Autogrammwünschen befriedigen und manche Fans folgten ihnen bis zum Hotel-Lift.

 Für uns drei ‚Merker’, die seit Jahrzehnten die außerordentlichen Fähigkeiten des bescheidenen Künstlers, der sich beharrlich jeder Vermarkung entzieht, zu schätzen wissen und keine nur irgendwie erreichbare Aufführung unter seiner Leitung versäumen, waren die drei Stunden, die wir mit dem Ehepaar Schneider am Tag nach der von uns besuchten „Tristan“-Aufführung in lockerem Gespräch in der „Bürgerreuth“ (oberhalb des Festspielhauses) verbringen durften, eine große Freude und Bereicherung unseres Wagner-Verständnisses.

Kerstin Voigt, Sieglinde Pfabigan, Johann Schwarz

 

(Bayreuth, im August 2012)

 

Steckbrief: PETER SCHNEIDER

Geboren in Wien, mit zehn Jahren Sängerknabe, Studium an der Akademie für Musik in Wien (Komposition: Karl Schiske, Dirigieren: Hans Swarowsky). 1959 erstes Engagement als Korrepetitor am Landestheater Salzburg, 1961- 68 in Heidelberg, mit ersten Dirigaten. Ab 1968 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/ Duisburg, wo er Erster Kapellmeister wurde, 1978-85 Generalmusikdirektor in Bremen, wo er auch zum Honorarprofessor ernannt wurde. 1985-87 war er GMD und Operndirektor des Nationaltheaters Mannheim, 1992-97 Chefdirigent der Bayerischen Staatsoper München. An der Wiener Staatsoper, deren Ehrenmitglied er ist, debütierte er im September 1984, 1995 gab er sein Debüt an der Met, im Jahr 2000 trat er erstmals bei den Salzburger Festspielen auf. Peter Schneider geht einer ausgedehnten Gastspieltätigkeit an allen renommierten Opernhäusern nach. Bei den Bayreuther Festspielen dirigiert er seit 1981 den Ring des Nibelungen, den Fliegenden Holländer, Lohengrin und Tristan und Isolde. Er ist damit der – in der gesamten Festspielgeschichte – am längsten auf dem Hügel tätige Dirigent.

Nächste Termine:

Mit dem Ensemble der Bayreuther Festspiele gastiert Peter Schneider im September in Barcelona (Tristan); im Rahmen des Gastspieles der Wiener Staatsoper im Oktober in Yokohama (Figaro), ist im November in Bonn als Konzertdirigent zu erleben, ebenso am 1.1.2013 in Wuppertal mit einem Johann-Strauß-Programm, und in der Spielzeit 2012/2013 u.a. an der Wiener Staatsoper (Fidelio, Salome, Walküre).

 

 

 

 

 

 

 

 

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