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NEUBURG/ Donau: DER KALIF VON BAGDAD von Manuel Garcia

26.07.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Sehenswerte Opernrarität in Neuburg an der Donau: „Der Kalif von Bagdad“ von Manuel García (Vorstellung: 25. 7. 2014)

Garcia-portrait
Manuel Garcia

 Auch in diesem Jahr wartete die Kammeroper im schmucken Städtchen Neuburg an der Donau, das im frühen Mittelalter Bischofssitz war und als Hauptstadt des Fürstentums Pfalz-Neuburg seine glanzvollste Epoche erlebte, mit einer sehenswerten  Opernrarität auf: „Der Kalif von Bagdad“ von Manuel García. Das Libretto der Opera buffa in zwei Akten verfasste Andrea Leone Tottola nach einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Ihre Uraufführung fand 1813 mit großem Erfolg in Neapel statt, wobei der Komponist den Kalifen spielte und die berühmte  Sängerin Isabella Colbran, die spätere Frau von Rossini, die Rolle der Yamina verkörperte.

Manuel García (1775 – 1832) – sein ganzer Name lautete Manuel del Pópolo Vicente Rodriguez – war in seiner Jugend ein gefeierter Sänger, der bei einigen Uraufführungen von Rossini-Opern mitwirkte. Er begann Operetten zu schreiben, ehe er mit seinen Kindern nach New York reiste und dort mit der ersten italienischen Truppe, die Amerika besuchte, Rossinis Barbier von Sevilla und Mozarts „Don Giovanni“ aufführte.  1829 kehrte er nach Paris zurück, wo er sich als einer der bedeutendsten Gesangslehrer seiner Zeit einen Namen machte. Zu seinen Schülern gehörte unter anderem auch seine Tochter Maria Malibran! Als Opernkomponist feierte er mit „Il califfo di Bagdad“ den größten Erfolg.  

Die Handlung in Kurzfassung: Der junge Kalif von Bagdad mischt sich gern unerkannt unter das Volk, um sich ein Bild über die Bevölkerung zu machen, wobei er sich den Codenamen „Bondocan“ zulegt. Er verliebt sich in die hübsche Yamina, die seine Liebe erwidert, doch ihre Mutter Lemide behütet sie vor allen möglichen Verehrern. So kommt es mehrfach für die Liebenden zu prekären Situationen, die aber stets durch die Nennung des Codenamens gut ausgehen. Dennoch kommt es des Öfteren zu Verdächtigungen, Beschuldigungen und Streit, bis letztlich der Kalif dem ein Ende macht und Yamina unter dem Jubel des Volks als neue Herrscherin vorstellt.

Horst Vladar, die „Seele“ der Neuburger Kammeroper – er schuf mit seiner Frau Annette auch die Übersetzung des Werks ins Deutsche –, inszenierte die Oper sehr komödiantisch und schwungvoll. Dazu trat der Tausendsassa noch als Polizeichef auf. Das orientalisch wirkende Bühnenbild stammte von Michele Lorenzini.

 Glänzend besetzt waren die beiden Hauptrollen. Den jungen Kalifen stellte der Augsburger Tenor Manuel Ried mit lyrischem Timbre und komischem Talent dar, seine geliebte Yamina die hübsche Münchner Sopranistin Yvonne Steiner mit Charme und blendender Stimme. Köstlich gesungen ihr Couplet über die Liebe im zweiten Akt. Die beiden gaben ein reizendes Liebespaar ab, dem die Sympathien des Publikums regelrecht zuflogen.

Ebenso eindrucksvoll – sowohl stimmlich wie schauspielerisch – agierte die Mezzosopranistin Elžbĕta Laabs in der Rolle der kecken und misstrauischen Aisha. Mit starker Bühnenpräsenz und warmer Stimme wartete die Mezzosopranistin Regine Gebhardt als Witwe Lemide, die Mutter von Yamina, auf.  Ihren Schwager  Sharafat gab der Tenor Ulrich Löns mit Augenzwinkern, den Kadi sang der Bariton Michael Hoffmann mit herb-markanter Stimme.

 In mehreren Rollen war der Chor der Neuburger Kammeroper im Einsatz (Einstudierung: Norbert Stork). Er gab das Gefolge des Kalifen, die Nachbarn Lemides und das Volk von Bagdad, wobei er stets stimmkräftig agierte.

 Die ins Ohr gehende Musik von García brachte das Orchester des Akademischen Orchesterverbandes München, das seit 1973 für die Neuburger Kammeroper spielt, unter der profunden Leitung von Alois Rottenaicher facettenreich zum Besten.

 Das begeisterte Publikum lohnte dem Sängerensemble sowie den Orchestermusikern ihre Leistungen mit starkem, lang anhaltendem Beifall. Es war wieder eine sehens- und hörenswerte  Produktion der Neuburger Kammeroper im kleinen und heimeligen Stadttheater von Neuburg an der Donau.

 Udo Pacolt

 

 

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