München Gasteig, Carl-Orff-Saal: Stefan Mickisch interpretiert Wagners gesamtes Opernwerk.
Foto: Maria Jahnas
2013, das Jahr, in welchem das 200-ste Geburtstag zweier Komponistengiganten gefeiert wird – nämlich von Wagner und Verdi – bietet etliche kulturelle Höhepunkte für Musikbegeisterte. Einen besonderen Höhepunkt stellt aber die Gesprächskonzertreihe von Stefan Mickisch in München im Gasteig dar. Unter Patronanz des Richard Wagner Verbandes München wird an fünf Wochenenden (02./03.März, 16./17.März, 20./21.April, 22./23.Juni, 19./20.Okt.) Wagners gesamtes Opernwerk erklärt und am Flügel zum Leben erweckt.
So waren wir am vergangenen Wochenende also dabei, wie zuerst „Das Rheingold“ und am nächsten Tag „Die Walküre“ erklärt wurden. Es ist schier unglaublich, wie viel Neues, wieviel noch nie Gehörtes zu entdecken gibt, auch wenn man „seinen Wagner“ schon in- und auswendig zu kennen glaubt. Dazu braucht es aber einen begnadeten Künstler, wie Stefan Mickisch einer ist. Seine Virtuosität am Klavier, sein Wissen über Mythologien, über verschiedenen Philosophen, sein Improvisations- und Assoziationsreichtum ziehen die Zuhörerschaft in seinen Bann. Daneben plaudert er ganz locker mit dem Publikum, bezieht es in seine Erläuterungen mit ein, es gibt gar keine Chance zum Leerlauf.
Stefan Mikisch. Foto: Maria Jahnas
Stefan Mickisch ist kein Opernführer im herkömmlichen Sinn, er erzählt nicht den Inhalt einer Oper. Vielmehr zeigt er Zusammenhänge auf, macht die Vielschichtigkeit der einzelnen Rollen sichtbar – und auch den gegenseitigen Einfluss mancher Komponisten in den Werken. Da jagt ein „Aha-Erlebnis“ das andere.
Vollkommen verzaubert, wie „entrückt“ hörten wir ihm aber bei seinem Spiel zu, wie z.B. beim Vorspiel zum Rheingold, beim Einzug der Götter in Walhall, bei den „Winterstürmen“ aus der Walküre – selten so viel Gänsehaut gespürt. Dann aber das Schönste : Wotans Abschied und Finale. Und das Allerschönste war: nicht nur wir hatten Tränen in den Augen.
Und zum Schluss einige Worte zum Gasteig, zum Orff-Saal. Nachdem wir aus eigener Erfahrung wissen, wie problematisch in den Opernhäusern oder Konzertsälen das Verstehen des Gesprochenen für Hörgerätebenützer ist, waren wir sehr angetan von der dort installierten induktiven Höranlage. Das erste Mal nach langen Konzert- und Operbesuchsjahren konnten wir jedes Wort (!) klar und deutlich verstehen, dadurch den Feinheiten des Vortrages folgen. Eine wunderbare Einrichtung, die wir – wohl ahnend, was alles das bedeuten würde – uns auch für Wien aus vollem Herzen wünschen.
Kartenbestellungen über www.muenchenticket.de oder auch vor den Vorstellungen im Gasteig.
Maria und Johann Jahnas