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MÜNCHEN/ Circus Krone: LA CLEMENZA DI TITO – Premiere

09.09.2012 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

MÜNCHEN, Circus Krone, Wolfgang Amadeus Mozart, „LA CLEMENZA DI TITO“, 8.9.2012, Premiere

Carolin Ritter (Annius) , Katharina Ruckgaber (Servilia). Foto: Hilda Lobinger

Alle Jahre wieder sucht die Musiktheatergruppe „OPERA INCOGNITA“ ungewöhnliche Orte, um hier Oper zu machen. Heuer wurde der Circus Krone gefunden, um Mozarts altrömisches Werk aufzuführen. Man war gespannt auf Löwen, Gladiatoren etc. – eben wie weiland im Circus Maximus im alten Rom. Doch Regisseur Andreas Wiedermann und sein Team Udo Ebenbeck (Bühne), Bianca Schmidt-Hedwig (Kostüme), Stella Gottwald (Maske) ließen ihre Sänger als Zirkusfiguren agieren: Tito (Hui Jin) wurde zum Zirkusdirektor, Sesto (Reinhild Buchmayer) zum traurigen Clown, Vitellia (Nam Young Kim) zur Trapezkünstlerin, Annio (Carolin Ritter) zum tolpatschig-komischen Clown, Servilia (Katharina Ruckgaber) zur Zirkusprinzessin und Publio (Torsten Petsch) zum Colaverkäufer.

Dieses bunte Volk liebte, litt und intrigierte in der Manege, dass es eine Freude war. In der hinteren Hälfte der Manege war das vorzügliche Orchester (das aus nur 11 Solisten besteht!) postiert, vom Dirigenten und Arrangeur Ernst Bartmann umsichtig und sänger-liebevoll geleitet. Die ganze vordere Hälfte des Manegenrunds diente als Bühne, Auf- und Abtritte geschahen zum Teil aus den Zuschaueraufgängen heraus, es wurde auch in den Reihen gespielt – und es ergab sich ein hautnahes Opernerlebnis.


Reinhild Buchmayer ( Sextus ), Nam Young Kim ( Vitelia ). Foto: Hilda Lobinger

Dass die Sänger mit zum Teil hervorragenden Gesangsleistungen erfreuten, hatte man erwartet. Doch wir waren ja im Circus – und das hieß für nahezu jeden Darsteller auch Akrobatik. Da schwebte Vitellia (Nam Young Kim) am Trapez hinauf in den hohen Zirkushimmel und sang trotzdem makellos; da wurde mit Seidentüchern und Holzreifen jongliert; ein rührender und erheiternder Annio (Carolin Ritter), der sogar auf Stelzen gehen kann; statt der Löwen, ließ man den Chor in rasantem Tempo durch den Reifen springen und Tito Zirkusdirektor schwang dazu die Peitsche. Sogar respektable Menschentürme wie sonst nur in Katalonien zu sehen, wurden gebaut.

Die ganze Produktion ist erheiternd, ohne in Klamauk auszuarten, stimmig in den Zirkus inszeniert, die Intrige und der Fortgang der dramatischen Handlung werden nicht behindert oder gar verbogen.

Neben den Solisten verdient der kleine (19 Sänger) „große“ Chor ein Extralob, hat er doch nicht nur zu singen, sondern auch diverse sportliche Leistungen zu vollbringen.

Insomma: Viele ausgezeichnete Solisten vor und hinter der Bühne sind zu einem hör- und sichtbar runden Team zusammengewachsen.

Wer diese Mozart-Oper bisher immer als etwas langatmig empfunden hat, sollte sich berühren und verzaubern lassen von dieser rundum erfrischenden Produktion. Gelegenheit dazu ist noch am Samstag, den 15. September im Circus Krone.

Jakobine Kempkens

 

 

 

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