München, Bayerische Staatsoper, Richard Wagner, „PARSIFAL“, 16.4.2014
Nikolai Schukoff, Angela Denoke. Foto: Wilfried Hösl
Vorösterlicher Karfreitagszauber entfaltete sich im Graben: Asher Fisch und das wagnererfahrene Bayerische Staatsorchester kosteten die großen Melodiebögen aus, gingen allerdings bei der Lautstärke gelegentlich bis an die Schmerzgrenze und forderten dabei auch die Sänger heraus. Doch Kundry Angela Denoke und Parsifal Nikolai Schukoff hatten sich fürs Singen und nicht fürs Brüllen entschieden. So kam man als Zuhörer in den Genuss wunderbar kammermusikalischer Dialoge zwischen Kundry und Parsifal. Beide Sänger akzentuierten mit absoluter Wortdeutlichkeit. Im 1. Akt „ritten“ sie noch mit jugendlicher Unbekümmertheit Kundrys Holzpferd, entdeckten mit zarter Scheu das Interesse aneinander. In Klingsors Zaubergarten verwandelte sich Angela Denoke in eine dunkel lockende Verführerin, die aber letztlich Parsifals Entsagung akzeptiert. Nikolai Schukoff, mit herrlichem, virilem Timbre, sang und spielte die Verwandlung des reinen Toren noch fesselnder und eindringlicher als vor einigen Jahren. Der Sänger wird jetzt völlig eins mit der Figur. Er und Angela Denoke machten den 2. Akt zum spannendsten, intensivsten Teil des Dramas. Im Schlussakt verbreiteten sie schließlich eine erhabene Weihestimmung mit ihrer bedingungslosen Hingabe an ihr jeweiliges Schicksal.
Kwangchul Youn war ein solider Gurnemanz, wenn auch kein charismatischer Erzähler. Oleg Bryjak herrschte mit kernigem Bassbariton über seine Zaubermädchen. Die Gralsritter Kevin Conners und Rafal Pawnuk agierten ohne Fehl und Tadel. Ebenso wie die Knappen Dean Power, Matthew Grills und zwei kindliche Solisten des Tölzer Knabenchors. Der als Titurel eingesprungene Wilhelm Schwinghammer machte seine Sache gut. Was man sich wenigstens auch von Levente Molnár als Amfortas gewünscht hätte. Doch leider, leider – hier fehlte es an fast allem: Keinerlei Textverständlichkeit, ein gleichförmiges, gelegentlich angestrengtes Singen, kaum Aktion, Langeweile pur. Mit Wehmut dachte man da an vergangene Rollenvertreter von Brendel bis Volle, die beeindruckende Porträts von Leidenden schufen.
Der Chor der Bayerischen Staatsoper, vor allem der männliche Teil, demonstrierte wieder einmal seine Klasse vor allem im Wagnerfach.
Am Schluss kurzer, heftiger Jubel vor allem für Denoke und Schukoff.
Jakobine Kempkens