Ein Opernprojekt von Marina Abramović – Arte TV 5. Sept. 2020
Habemus Theatrum – „Flatulenz und Kakophonie“?
Selbstüberschätzung, auch Vermessenheitsverzerrung, als Form systematischer Fehleinschätzung von Können und Kompetenz?
Maria Callas – Plattencover 1957 (Lucia…) . Marina Abramović als Callas © Wilfried Hösl
„Übermut und Selbstüberschätzung führen zu den Verirrungen und Eseleien der öffentlich-rechtlichen Theater 2020: „Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis!“
Mit dieser Einschätzung endete TTT „…kein fröhlichen Furz“ am 2.9.2020 (https://onlinemerker.com/tim-theo-tinn-habemus-theatrum-nach-habemus-papam-wir-haben-einen-papst/).
Nun gibt es ein Paradebeispiel. TTT kann mit Performances von Marina Abramović nichts anfangen, will im Folgenden analysieren, sein Kunst/Kultur-Verständnis prüfen.
Kunst bisher für TTT: kreative besondere Fertigkeiten, die repräsentative, figurative, subtile, filigrane, akustische, athmosphärische aufnehmbare narrative Inhalte oder Kreatürliches in Präsentation und überhöhender Repetition als Phänomen erlebbar machen. Unbeleckte Naivität zählt nicht.
Frau Abramović blieb bisher in simplen Verrichtungen ohne besondere Fertigkeiten, mit beindruckender Resonanz in Selbstmarketing und Medienarbeit sowie Selbsterniedrigung.
Sie besticht mit 73 Lebensjahren durch beispielhaft durchgestylte Schönheitschirurgie, die ihr die Aura einer beispielhaft schönheitschirugisch durchgestylten 73Jährigen verleiht. Die Entblößung der mächtigen Brüste auf übergroßer Leindwand – … oh je!
Beispiele performativen Wirkens (Wikip. u.a.):
1974 – nackt vor Publikum auf einem Tisch in Neapel, Objekte von Nadel bis Pistole, liefert sich Publikum aus. Sechs Stunden lang dürfen die Besucher alle verfügbaren Waffen gegen die Künstlerin einsetzen.
1977 – Kölner Kunstmesse, ohrfeigte sich das … sitzende Liebespaar (Abramović + Ulay) zwanzig Minuten
1997 – Aktion, legte sich in brennendes Sägemehl, erstickte fast.
1997 – nackt in zwei Metern Höhe auf an der Wand befestigten Fahrradsitz. Arme und Beine sind abgespreizt, Kreuzigung
1997 – jeden Tag mehrere Stunden …, einen Berg frischer Rinderknochen mit einer Bürste zu reinigen, während sie Totenlieder aus ihrer Heimat sang.
2002 – zwölf Tage und Nächte … in nach vorne offenen, vom Publikum einsehbaren Räumen .., wobei sie nur Mineralwasser zu sich nahm, aber nicht aß, sprach, schrieb oder las und nicht länger als sieben Stunden täglich schlief und dreimal täglich duschte.
2005 – Kunstfilm … mit Sexual- und Fruchtbarkeitsriten auf dem Balkan … erklärt verschiedene Riten, … Frauen ihre Brüste in die Sonne oder ihre Vulva in den Regen halten oder Männer im Freien masturbieren oder den Boden penetrieren.
2010 – saß im Atrium des Museums an einem Tisch und schwieg … gegenüber ein Stuhl mit Besuchern …. nach 736 Stunden endete die Performance…
Vom 11. Juni bis 25. August 2014 … Langzeit-Performance … bei der sie – wie auch das Publikum – vollständig auf Objekte verzichtete: … “ „ … eine Art zeitlosen Raum erschaffen, in dem Menschen Stunden an Zeit mit mir verbringen … Das Museum wird leer sein, keine Kunstwerke … diesmal einfach alles weglassen, selbst ein Konzept.“
Diverse Auszüge: … keine Angst vor Schmerzen …, fordert diese heraus. … sich mit einer Rasierklinge in den Bauch ritzte, sich auspeitschte und nackt auf einem Eisblock legte. … fügte sich Schmerzen zu, …in New York 75 Tagen sieben Stunden täglich auf einem Stuhl …
Das Interesse der Performance-Pionierin Abramovic an solch einer bizarren Thematik überrascht nicht. Belastung und Versehrung ihres menschlichen Körpers ist zentral…
Nach TTT sind das alles martialische Nullnummern, exhibitionistischer Sadomasochismus für Voyeure in voyeuristischen Peinlichkeiten, veranlassen Mitleid und Fremdschämen!
Nochmals Positionen von Picasso und Kishon (s. o. … kein fröhlicher Furz vom 2.9.2020):
intellektueller Scharlatanismus, … Effekthascher suchen … Seltsamkeit, …Verstiegenheit …Anstößigkeit. … ich selbst alle diese Kritiker mit zahllosen Scherzen, … die sie umso mehr bewunderten, je weniger sie verständlich waren.
Durch diese … schnell berühmt … bedeutet … Reichtum. Ich bin heute … reich. … nur ein Spaßmacher, der seine Zeit verstanden hat und alles … herausgeholt hat aus Dummheit, der Lüsternheit und Eitelkeit …“
„Die moderne Kunst ist ein Welt-Bluff, der größte Betrug, den es je gab. Niemand wagt ein Wort zu sagen, weil er sofort von der Kunstmafia in den Medien erledigt wird. … ist Bluff, Gaukelei, ekelhafte Schmiererei. Man denkt dabei: Bin ich nicht normal oder die Welt?
Pathologisches, medizinisch-psychologische Diagnosen (Wikipedia):
Frau Abramović führt offensichtlich sexuelle Orientierungen für Zuseher zum wirtschaftlichen Erfolg, liefert also Erfahrungen als Spektakel für Exhibitionismus, Sadomasochismus und Vojeure!
Sadomasochismus: sexuelle Lust oder Befriedigung werden dadurch erlebt, dass Schmerzen erlitten, jemand anderem zufügt oder gedemütigt wird.
Exhibitionismus: sexuelle Lust durch öffentliche Aktivitäten.
Als Störungen der Sexualpräferenz in „Internationalen statistischer Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (ICD) F 65.5 gelistet, nach § 183 des Strafgesetzbuchs strafbar.
Voyeurismus: Form der Sexualität, im weiteren Sinn jegliche Form der Lust am Betrachten (gilt also für Zuschauer)!
Eigentlich Win-Win-Situation für Betroffene, falls Protagonist oder Publikum – für Kunst und Kultur?
Es erinnert an die Eskapismus- Diskussion rd. um theatrale Arbeit als Identifikation mit Vorgeführtem, Projektion eigenen Versagens, …Handlungsträger und Kompensation für offene oder unerfüllte Wünsche.
Den gelisteten Selbsterniedrigungen folgte nun Selbstüberhöhung (Hybris) in peinlichem Dilettantismus, aus dem keine begeisternde Autodidaktin geboren wurde. Es bleibt beim Simplen (s. auch Gesamttext am Ende) für geschätzt mind. 2,5 Millionen € und ca. 20 Aufführungen an 5 Theatern. Da hätte man in Corona -Zeiten schon viel mit darbenden Musiktheater Profis kreieren können.
Marina Abramović erklärt ihre Metamorphose (Gestaltenwechsel) zur Diva – zu Maria Callas! Sie kreiert 95 Minuten „7 DEATHS OF MARIA CALLAS”: langatmig versuchter Boutiquen-Stil (Theater als „Kramladen“ modernistischer Ausrichtung).
Teilhabe Frau Abramović:
Regie und Bühne geschätzt 150.000 €
Autor dito. 50.000 €
Filmdarstellerin dito. 100.000 €
Performerin dito. 40.000 €/je Vorstellung = 800.000 €
Konservativ geschätztes Gesamtergebnis für Frau Abramović nach 20 Vorstellungen: 1.140.000 €
© Wilfried Hösl
Manches war durchaus bildmächtig, aber halt nur Hamama und Hattata, Sperma und Vorhaut
(nach zugegeben auch nicht besonders gescheiten Kalauern: „Ha ma mal nen Ausflug gemacht, hat tat da gerechnet! Sperr ma die Tür zu, damit da keiner vor haut!)
Das Ganze ist eine assoziative unverständliche Stummfilmpräsentation mit der Hollywoodgröße Willem Dafoe in den 7 Filmen (sicher auch nicht unter 500.000 €), mit übergroßer Leinwand und verzwergten Protagonisten. Akustisch Live gibt es 7 bekannte Arien, die Callas auch sang, technisch glänzend vorgetragen. Die 7 Sängerinnen in Büßergewanden (???), klingen erstaunlich ähnlich, selbst die „Mezzos“, da wird wohl immer weniger Timbre trainiert.
Orchester mit etwas Neukomposition bleibt unauffällig in öder Schnick-Schnack Simplifizierung!
Zum Ende Karaoke: Frau Abramović an der Rampe gibt die Callas (Bild s.o.) als „stumme Jule“, dazu Tonkonserve Callas! (bis zum 7. Okt. 2020 als Video on Demand bei Staatsopern TV oder Arte Concert!)
Da war also mal wieder Hochkultur!
Vor bald 3 Monaten dichtete TTT, hat sich nicht enttäuscht:
(hier Auszug, gesamt: https://onlinemerker.com/volksmund-sagt-ttt-ergaenzt-und-fuehrt-zu-perfomances-der-marina-abramovic-weg-zu-kunst-oder-zirkusnummer-sado-maso-im-deckmantel-zu-plumpem-voyeurismus-society-schamanin/)
Das Publikum nur Achseln zuckend, versengt das Haupt und ist kaum muckend.
Wer noch die Geschichte kennt, die Kaisers neue Kleider nennt:
gegaukelt wird dort statt Kritik, mit leichter Lüge … dem Monarchen, dass er trüge
tatsächlich wertvolle Geschmeide, – doch er ist nackt, hat keine Seide,
nichts auf der Haut, keine Substanz – so ist auch Kunst mal Firlefanz!
Da hat man nun Performance Art – Abramovic allzeit erbebend,
Kappes nun auch zur Kunst erhebend?
Die Kunst, die wird wohl totgeritten,
vermutlich auch mit nackten Titten.
Einst saß sie über tausendmal
vor Menschen, schweigend war die Wahl.
Sie glotzte starr und ohne Worte, an einem musealen Orte.
War das die Kunst, Psycho, anal?
Gab das Impulse oder Qual?
TTT sieht nur vermaledeit, Profilgemurkse, Eitelkeit.
Theater deine Selbstverzwergung – erfährt, ich hoffe, baldigst Bergung.
Inhaltsangabe mit gesamten Texten von Petter Skavlan . Marina Abramović hat die Texte eingesprochen. Man hört sie jeweils vor den sieben Arien.
Intellektuell Tiefsinniges einer selbsternannten Operndiva, die nicht singen kann/will/darf! TTT kann nichts damit anfangen! Pseudo-Irgendwas in bemühter Gescheitheit mit beschämender Fallhöhe:
1.Violetta stirbt an Tuberkulose.
Ich bin eine flackernde Flamme auf einer einsamen Kerze. Den Elementen
ausgesetzt: Wind und Regen, Liebe und Hass – Krankheit und Gesundheit.
Die Flamme kann mich erwärmen oder verbrennen. Sie kann meinen
Weg erhellen und mein Wegweiser sein. Aber wenn sie ausgeht, ist sie
erloschen. Dann ist sie für immer aus.
Arie der Violetta aus La traviata, 3. Akt: „Addio, del passato“
2. Tosca stürzt sich in die Tiefe.
Es ist nicht gefährlich zu springen. Es ist nicht gefährlich zu fallen. Der
Luftstrom, das Blut durch die Venen. Aufgehängt und doch fallend. Du
hast Zeit zu fühlen, Zeit zu lieben. Für immer. Nein, es ist nicht gefährlich
zu fallen. Erst wenn du landest, wird es gefährlich.
Arie der Tosca aus Tosca, 2. Akt: „Vissi d’arte“
3. Desdemona wird von Otello erdrosselt.
Es gibt eine Intuition, eine Vorahnung, ein Gespür, einen Verdacht, ein
Fürchten und eine Warnung. Desdemona wusste es. Sie zog sich ihr
Brautkleid an und betete. Als Otello kam, war sie vorbereitet.
Arie der Desdemona aus Otello, 4. Akt: „Ave Maria“
4. Cio-Cio-San nimmt sich das Leben.
In der Wissenschaft steht der Butterfly-Effekt für eine Wirkung, bei der
kleine Ursachen zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen. Im Aberglauben
ist der Schmetterling dein Geliebter, der dich besucht. In der
Mythologie ist der Schmetterling eine menschliche Seele; ob lebend,
sterbend oder schon tot …
Arie der Cio-Cio-San aus Madama Butterfly, 2. Akt: „Un bel dì, vedremo“
5. Carmen wird von Don José erstochen.
Ihre Furchtlosigkeit fasziniert mich. Ihre Liebe zur Freiheit spiegelt meine
wider. Ihre schwellende Sexualität stärkt sie. Sie weiß, was sie will, und
nimmt es sich. Die Liebe führt ihr Herz. Ihre Schönheit und ihr Körper
gehören nur ihr.
Arie (Habanera) der Carmen aus Carmen, 1. Akt: „L’amour est un oiseau
rebelle“
6. Lucia stirbt im Wahnsinn.
Wenn sich das Universum gegen dich verschwört, auf deinem Herzen
trampelt, deine Seele zerquetscht und in dein Gehirn eindringt, wirst du
verrückt. Und wenn du verrückt wirst, bist du nicht mehr länger für dich
verantwortlich. Auch nicht für die um dich herum. Liebe wird zu Hass,
Hass wird zu Liebe, und der Tod wird zur ultimativen Befreiung.
Arie der Lucia aus Lucia di Lammermoor, 3. Akt: „Il dolce suono“
7. Norma geht ins Feuer.
Du gehst in Richtung des Scheiterhaufens. Die ersten Schritte sind warm,
dann wird es immer heißer. Deine Haut kribbelt, deine Augen tränen,
deine Haare sind versengt. Weitergehen. Deine Haut wird rot, bevor sich
Blasen bilden. Aber du gehst weiter. Der Geruch von brennendem Fleisch.
Deine Haut wird schwarz. Blindheit. Haare in Flammen. Angesengte Lunge.
Doch du gehst weiter – jeder Schritt erfordert unfassbar viel Anstrengung.
Kurz bevor das Feuer dich verschlingt, merkst du, dass du nicht allein
bist. Dann der letzte Schritt in die Flammen – vereint.
Arie der Norma aus Norma, 1. Akt: „Casta Diva“
8. Maria Callas stirbt an gebrochenem Herzen.
Marina Abramović begibt sich in das Schlafzimmer von Maria Callas
in der Avenue Georges-Mandel Nr. 36 in Paris, in dem die Sängerin am
16. September 1977 im Alter von 53 Jahren verstarb.
Aber ist Maria Callas wirklich schon tot oder existiert sie weiter,
oszillierend zwischen Leben und Tod? Marina Abramović gleitet in Callas’
vergangenes Leben, dem sie sich bedingungslos aussetzt. Sie sieht
sich auf dem Bett Fotos an, sie betrachtet sich im Spiegel, öffnet das
Fenster und atmet Pariser Luft, bevor noch einmal die Stimme von Maria
Callas erklingt.
Tim Theo Tinn 6. Sept. 2020
Nachdem ich verärgert eigentlich nicht mehr rezensieren wollte, will ich dem Wunsch meines verehrten Herausgebers Anton Cupak gern entsprechen. Auch wenn wir in manchen Bereichen unterschiedlichster Auffassungen sind, eint uns Wesentlichstes: das Vermögen einigermaßen „geradeaus“ schauen zu können und durchdringendes demokratisches Verständnis. Herzlichen Dank!
TTT‘s Musiktheaterverständnis ist subjektiv davon geprägt keine Reduktion auf heutige Konsens- Realitäten, Yellow-Press (Revolverpresse) – Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände in Ort, Zeit und Handlung zuzulassen. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind.
Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur= Gegebenes/Gemachtes) für theatrale Arbeit. (Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum. Glaube, Liebe, Hoffnung könnten definiert werden). TTT kann man engagieren.