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MONTEPULCIANO/ Cantiere Internazionale d‘ Arte / Teatro Poliziano: DREI WASSERSPIELE von Detlev Glanert

30.07.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

MONTEPULCIANO / Cantiere Internazionale d‘ Arte / Teatro Poliziano : DREI WASSERSPIELE ( Detlev Glanert ) am 26.7.2013

 Höhepunkt des heurigen, 38. ( von Hans Werner Henze gegründeten) Cantiere Internazionale d‘ Arte in Montepulciano war unbestritten die Aufführung von Detlev Glanerts Triptychon DREI WASSERSPIELE.

Glanert, Henze-Schüler und bis vor kurzem künstlerischer Leiter der sommerlichen Manifestation, ist ja nicht von ungefähr der derzeit meistgespielte lebende Komponist ( siehe sein “ Solaris “ letztes Jahr bei den Bregenzer Festspielen). Insofern kam der Erfolg dieser Frühwerke- Kompilation zwar nicht überraschend, war aber dennoch beglückend.

 Die Wasserspiele bestehen aus drei Teilen : LEVIATHAN, DER ENGEL,DER DAS WASSER BEWEGTE und DER ENGEL AUF DEM SCHIFF, die allesamt auf drei von Thornton Wilders jeweils für drei Schauspieler geschriebene “ Dreiminutenspielen “ basieren.

Der gemeinsame Übertitel ist in seiner scheinbaren Harmlosigkeit natürlich auf heimtückische Weise irreführend, denn mit barocken Freizeitvergnügungen oder auch mit zb. Respighis “ Fontane di Roma “ haben diese Kompositionen nun wirklich nichts zu tun. Vielmehr geht es in allen von ihnen ums “ Eingemachte , um existenziell – theologische Fragen.


„Levithian“. Foto: Cantiere Internazionale d‘ Arte

In “ Leviathan „ sucht die Meernixe Brigomeide nichts weniger als eine Seele. Als sie der im Ertrinken befindliche venezianische Prinz allerdings nicht hergeben will, weil sie halt nicht hergebbar ist, lässt sie ihn einfach verrecken. Und überlässt kaltschnäuzig seine Leiche dem Meerungeheuer Leviathan.


Der Engel, der das Wasser bewegte“. Foto: Cantiere Internazionale d‘ Arte

In “ Der Engel, der das Wasser bewegte “ wiederum weigert sich der betreffende Engel, den “ letztgekommenen “ Arzt zu heilen und vollzieht stattdessen ein unverständliches Wunder an dem „Selbstgetäuschten „. Sodass dem Herrn Doktor nichts anderes übrig bleibt, als, obwohl selbst unheilbar, weiterhin anderen zu helfen.


Der Engel auf dem Schiff“. Foto: Cantiere Internazionale d‘ Arte

Im “ lustigsten “ Teil,“ Der Engel auf dem Schiff “ verfallen vor sich hintreibende Schiffbrüchige auf die Idee, ihre alte Galionsfigur als neuen Gott anzubeten (“ O grosser Gott Lilli „), um Rettung zu erflehen. Als diese in Gestalt eines Schiffes wirklich naht, werfen sie die nutzlos gewordene LILLI kurzerhand ins Meer.

Die Texte dieser Miniaturen wirken für unsere heutigen Begriffe unerträglich schwülstig (“ Die Stille, die jetzt folgt, wird nur unterbrochen von dem Knistern, das vernehmbarer wird, je mehr sich die Hollundermarkfüllung der schweren Kissen mit Wasser vollsaugt“), aber die sarkastischen Anekdoten entfalten doch im Lauf des Abends,vor allem dank Glanerts dichter, dramatischer Musik eine zunehmend überzeugende packende Kraft.

Die Inszenierung Georgios Kapoglous mag ein wenig teutonisch-hässlich-dekonstruktivistisch sein ( vor allem für italienische Geschmäcker) aber das hervorragende junge Ensemble der Nürnberger Hochschule für Musik (Friederike Mauß, Hyoseob Yun, Yong Jae Moon, Maria Devitzaki, Kristina Scherer, Myong-Won Kim und Christian Huber) singt und spielt sich dank seiner rückhaltlosen Einsatzfreude und seiner mimischen wie gesanglichen Präzision mühelos in die Herzen des Publikums.

Und der in eine Kapitänsuniform gesteckte Dirigent Guido Rumstadt hält das kleine, aber feine Opernschiff mit sicherer Hand voll auf Kurs.

Ein großer, einhelliger Erfolg. Und man würde sich wünschen, dass es beim nächsten Cantiere ( wenn wieder ausreichendere Mittel zur Verfügung stehen ), wieder mehr ( zumindest drei, um bei der Zahlenmystik zu bleiben) solcher geglückter Produktionen zu sehen gibt.

 Robert Quitta, Montepulciano

 

 

 

 

 

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