Er ist jung, stimmgewaltig und voller Pläne: Martin Achrainer schickt sich an, nun auch die Bühnen in Wien zu erobern. Der charmante Tiroler feiert am 2. Oktober im Museumsquartier sein Wien-Debüt mit der Oper “Le Grande Macabre” von György Ligeti. Dort wird der Bassbariton die Hauptrolle, den Nekrotzar, singen. DER NEUE MERKER sprach mit Martin Achrainer über das Stück und seinen Werdegang.
Martin Achrainer. Foto-Copyright: Reinhard Winkler
“Le Grande Macabre” ist eine tragikomische Oper, in der sich alles um die drohende Apokalypse dreht. Welche Rolle spielt dabei der von Ihnen verkörperte “Nekrotzar”?
MARTIN ACHRAINER: “Dieser Nekrotzar ist eine düstere Gestalt aus dem Jenseits, die den Weltuntergang herbeiführen möchte. Das Schöne dabei ist, dass er das Ganze jedoch ordentlich vermasselt. Insofern ist er eine Figur, die Humor und Ironie in die Tragödie bringt. Ich bin jedenfalls schon seit Wochen internsiv am Vorbereiten für diese Rolle. Die Komposition von Ligeti ist eine besondere Herausforderung.”
Warum wurde ausgerechnet diese ansonsten recht selten gespielte Oper gewählt?
ACHRAINER: “Es passt einfach gerade sehr gut in die momentane Hysterie um die angeblichen Prophezeihungen des Maya-Kalenders. Bei manchen Leuten bricht die Panik vor dem nahenden Weltuntergang aus. Dadurch bekommt das Werk eine zusätzliche Aktualität. Daneben ist “Le Grande Macabre” die bedeutendste Oper von György Ligeti und verdient allemal mehr Aufmerksamkeit, als ihr bisher zuteil wurde.
Obwohl Sie schon seit geraumer Zeit auf der Bühne stehen, ist “Le Grande Macabre” ist Ihre erste große Hauptrolle in Wien. Was waren die Ihre persönlichen Höhepunkte in Ihrer bisherigen Karriere?
ACHRAINER: “In den vergangenen Jahren habe ich viele große Rollen übernommen. Etwa den Marcello in „La Bohéme“, Graf Almaviva in “Le nozze di Figaro”, Don Giovanni und den Papageno in der „Zauberflöte“ sowie die für mich komponierte Hauptrolle in der Oper “Kepler” von Philipp Glass, mit der ich u.a. in New York zu hören war.
Gerade diese Rolle kam sehr gut an. Die NewYorkTimes schrieb eine sehr guteRezension über die Aufführung, was mich natürlich besonders gefreut hat. Und diesen Sommer konnte ich außerdem meinen Einstand bei den Bregenzer Festspielen feiern.”
Sie sind seit mehreren Jahren Teil des fixen Ensembles am Landestheater Linz. Was ist Ihr erstes Zwischenfazit von Ihrem Engagement in Oberösterreich?
ACHRAINER: Ich bin überzeugt, dass die Zeit am Landestheater in Linz eine grandiose Schule war und ist. Das habe ich vor allem dem Intendanten Rainer Mennicken sowie dem Chefdirigenten Dennis Russell Davies zu danken, denn die haben mir immer großes Vertrauen entgegengebracht. Das führte letztlich auch zu der für mich recht dankbaren Konstellation, dass ich immer im richtigen Moment die richtigen Rollen erhalten habe. Und das ist wohl die schönste Unterstützung, die es für einen Opernsänger gibt.
Was kann das Publikum nach „Le Grande Macabre” von Ihnen hören?
ACHRAINER: 2013 werde ich beispielsweise beim Lucerne Festival die h Moll Messe von Bach als Bass-Solist singen. Worauf ich mich besonders freue ist natürlich die Eröffnung des neuen Musiktheaters in Linz. Dort werde ich bei der Uraufführung der neuen Oper von Philipp Glass eine tragende Rolle singen.
Wo finden Sie Ihren Ausgleich zu Ihren vielen, recht anstrengenden Engagements?
ACHRAINER: “Ich versuche, so viel wie möglich in die Berge zu kommen, da der Beruf des Opernsängers einem manchmal regelrecht akrobatische Leistungen abverlangt und ich in dieser Hinsicht fit sein muss. Außerdem schwöre ich auf Meditation, mit der ich meine früheren Probleme mit Lampenfieber überwunden habe. Dadurch kann sich meine künstlerisches Schaffen nun voll entfalten.”
Martin Achrainer. Foto-Copyright: Ulli Engleder
Das Gespräch führte Anton Cupak mit Martin Achrainer am 4.9.2012