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LÜBECK: Glucks ARMIDE -Begeisterung für die Titelrollensängerin

01.03.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Die Sopranistin Sabina Martin begeistert als „Armide“

Von Horst Schinzel

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Sabine Martin. Foto-Copyright: Jochen Quast

 Der Komponist Christoph Willibald Guck  (1714 -1787) gilt in der Musikgeschichte als Reformator. Für diesen Ruf hat er mit „Orfeo ed Euridice“ den Grund gelegt-  ein Werk, das bis heute gelegentlich auf den Spielplänen auftaucht. Weit erfolgreicher war er freilich zu seinen Lebzeiten – und darüber hinaus-  mit der französischen Oper „Armide“, die er 1777 auf einen Text herausgebracht hatte, den zuvor bereits der Hofkomponist Lully bearbeitet hatte. Und die deutsche Erstaufführung hat 1823 niemand anders als Richard Wagner in Dresden dirigiert.

 Die Märchengeschichte von der sarazenischen Zauberin, die sich wider ihren Willen in einen christlichen Kreuzritter  verliebt, geht auf  ein Vers-Epos von Torquato Tasso „Das befreite Jerusalem“ aus dem Jahre 1574 zurück. Der Stoff hat offenbar die Musiker sehr bewegt. Wie Lübecks Operndirektorin Katharina Kost-Tolmein im Programmheft berichtet, sind mindestens dreiunddreißig Musikwerke überliefert – das letzte 1903 von Antonis Dvorak.

 In Lübeck hat der hier wohl bekannte Regisseur Michael Wallner diese Märchengeschichte in Szene gesetzt. Zwar stehen ihm nicht jene Effekte zur Verfügung, mit denen die Barockoper die Zeitgenossen beeindruckt hat. Sieht man davon ab, dass er die Sängerin Wioletta Hebrowska in der Rolle des „Hass“ in den Bühnenhimmel entschweben lässt. Und er hat ein geheimnisvolles Kind (Martha von Götz) „erfunden“, das letztlich von Armide umgebracht wird, bevor sie sich selbst entleibt.

 Die feenhafte Handlung vollzieht sich außer mit vielen Lichteffekten und einigen Videos vor allem auf einem fast schwebenden Rundsteg, der sich über die Bühne zieht. In der Rolle der „Armide“ wird die freischaffende Sängerin Sabina Martin zum besonderen  Erlebnis dieses Abends. Mit großer volltönender  Stimme – die auch in den hohen Lagen nie forziert klingt- kämpft sie gegen  ihre Liebe  zum Ritter Renaud. Den bietet der neu zum Ensemble gehörende  Daniel Jenz nicht minder eindrucksvoll und elegant. Steffen Kubach und Jonghoon You als die „Kollegen“ Ubalde und Dänischer Ritter  sind mit ihren Rundschilden mehr oder minder Spottbilder des Rittertums. Eindrucksvoll auch Gerard Quinn als König Hidraot, Marc McConnell als Ritter Artemidore und  die Damen Steinunn Soffia Skjenstad, Evmorfia Metaxaki und Leonor Amaral in ihren Rollen als Phénice, Sidonie und  Dämon, sehr geheimnisvoll der von Joseph Feigl einstudierte Chor in den Kostümen von Tanja Liebermann.

Am Pult steht mit Christoph Spering ein Fachmann für historische Aufführungen. Der lässt das Philharmonische Orchester sehr klar- mitunter auch sehr laut! – aufspielen. Den Musikern gilt fast ganz seine Aufmerksamkeit – gut, dass Sänger und Chor recht einsatzsicher sind.

Das Premierenpublikum ist sicht- und hörbar beeindruckt und feiert alle Mitwirkenden begeistert. Ein einzelner Buh-Ruf gegen die Regie war wohl mehr ein Scherz.

 Weitere Aufführungen: 9. März, 16 Uhr,, 28. März, 19.30 Uhr

 

Fotos Jochen Quast

 

 

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