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LUDWIGSHAFEN: DAS RHEINGOLD

22.04.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

LUDWIGSHAFEN: DAS RHEINGOLD am 21.4.2013

Der auch überregional Aufsehen erregende RING, die Gemeinschaftsproduktion Halle-Ludwigshafen, kommt nun in der zyklischen Fassung in Ludwigshafen im Theater im Pfalzbau LU noch einmal zur Aufführung. Wie ich schon in der Premierenkritik festgestellt habe, haben die Partnerstädte Halle und Ludwigshafen all ihre Kräfte gebündelt, um in dieser außergewöhnlichen Konstellation: 2 Bühnen, 2 verschiedene Orchester, ein Ensemble, diese Höchstleistung für Mittelstädte zum Wagnerjahr noch einmal optimiert.

 Der Regisseur und Pfalzbau-Intendant Hansgünther Heyme steht nicht an, in der Ernst-Bloch-Stadt statt Wagner-Vorhängen Decken mit Aussprüchen E.Blochs aus der Nähe seines Hauptwerks „Prinzip Hoffnung“ zu verwenden, ‚garniert‘ mit Zeichnungen von Kindern, nämlich was ihnen zum Thema Zukunft und Gesellschaft eingefallen ist. Bei offener Bühne erscheint sofort eine „Wand des Todes“. Sie ist schwarz und besteht aus Nummern oder Buchstaben, die alle namenlosen Toten symbolisieren. Bei der Walküre bekommt diese Wand erst ihre volle Bedeutung, nämlich für die eingesammelten toten Helden. Der Rheinbett ist für Heyme ein quer über die Bühne reichender gerader Kanal. In und vor ihm tänzeln die aufgestylten Rheintöchter. Alberich, ein eigentlich junger drahtiger Mann mit Langmähne klaut ihnen nach seinem mißlungenen Annäherungsversuch das wie in ein langes Tuch geflochtene Gold. Darunter befindet sich nur noch Dreckwasser und Schlamm, wie die Rheintöchter betrübt feststellen.

 Auf Korbstühlen aalen sich die Götter, bevor sie von den Riesen, die wie schwarze Abbés oder auch wie Schornsteinfeger auf Wanderschaft gewandet wirken, aufgeschreckt werden. Heyme gibt ihnen 2 ähnlich gekleidete Kinder bei, mit denen er die Kinderarbeit beim Bau der Burg und in der 3.Welt symbolisieren und anprangern möchte. Die Damen sind bei Heyme weißgewandet mit Hütchen und Schleier, wirken teils wie Göttinen des klassitzistischen Altertums. Wenn Wotan und Loge in die Unterwelt absteigen, klimmen die anderen Götter an der schwarzen Wand empor und hüllen sich zum Sandlerschlaf in Plastikdecken ein. Mime ist neben Filmprojektionen schmiedender Kinder als KZ-Häftling im dicken Streifen-Anzug präsent. Nach der Auseindersetzung zwischen den Göttern und Alberich, bei der dieser einen Drachen und eine Kröte hervorgezaubert hat, wird ihm von Loge ein Plastiksack übergeworfen, in dem er nach ‚Wolkenheim‘ verbracht wird. Der Rest ist bei Heyme gekonnte Routine. Besonders aber die Deutung der Erdaszene: Die Wand des Todes öffnet sich, und in einer kleinen Nische, in der auch ein Zweig der Weltesche vor sich hin dorrt, sehen wir Erda in Dessous, durch eine Bilderrahmen vom Ende der Götter kündend, dann tritt sie haraus, umarmt Wotan und küßt ihn sogar.

 So sauber und unverschlackt präzis hat man das Vorspiel mit dem Kontra-es-Beginn noch kaum gehört. So wie Karlheinz Steffens immer ein gewissenhaftes Spiel der Partitur anstrebt, und nicht auf Bombastik, auch nicht beim triumphalen Götter-Einzug in Walhall setzt. Es ergibt sich auch eine gekonnte Ausmusizierung der Vortags-Partitur durch die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die sich hören lassen kann. Die Einstimmung auf das Walhall-Motiv ist gediegen-sonor, exzellent begleitet die Ring-Verfluchung Alberichs. Auch die Riesen werden markant rhytmisch in Szene gesetzt.

 Paul MacNamara singt einen hellen, gut artikulierten Loge, Gerard Kim ist der sonore, hier noch gewitzte Wotan, Ulrike Schneider gibt ihre weibliche Sichtweise immer gut proncierende Fricka. Asgur Pall Aasgurson und Nils Gesecke stellen als agile Comprimarii die Götter Donner und Froh. Alexander Vassiliev /Fasolt und Christoph Stegemann/Fafner sind die eher weichstimmig baritonalen Riesen. Gerd Vogel reüssiert als Alberich eher szenisch, ist in seinen Soloszenen manchmal zu gehemmt. Anke Berndt singt die Freya mit vollem angenehmen Sopran. Ralf Ertel ist der Mime mit hoher Tenor-Potenz. Julia Faylenbogen singt, auch sehr stylisch drapiert, die Erda mit glockig-volumenreichem Alt. Mit ihren schönen Sopranen bzw. Mezzo sind die Rheintöchter Iris Lex, Sandra Maxheim und Sophie Klußmann besetzt.

Friedeon Rosén

 

 

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