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LUDWIGSBURG/Schlossfestspiele/ Ordenssaal: OLIVIA TRUMMER & JEAN LOU TREBOUX

 Olivia Trummer und Jean-Lou Treboux im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen – 21.5. 2014

ZARTES UND IMPRESSIONISTISCHES KLANGSPIEL

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Olivia Trummer (Klavier) und Jean-Lou Treboux (Vibrafon) musizierten im Ordenssaal bei den Schlossfestspielen/LUDWIGSBURG

Die 1985 geborene Olivia Trummer gilt vor allem aufgrund ihrer Eigenkompositionen als großes Jazz-Talent. Zusammen mit dem 1990 in Lausanne geborenen Vibrafonisten Jean-Lou Treboux präsentierte sie ihre klangfarblich geradezu sprühende Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs Paraphrase über die Partita Nr. 1 in B-Dur für Vibrafon und Klavier als Uraufführung. Bekannte Melodielinien und rhythmische Zusammenhänge erfuhr man hier gleichsam neu, jazzige Harmonien sorgten für eine Neuausrichtung der Spannungsbögen. Besonders gut gelangen ihr die dynamischen Kontraste und die schwerelose Anmut der Swing-Passagen. Der Glanz der Vibrafon-Akkorde tauchte alles in einen betörenden Klangzauber. Musikalische Überraschungen waren also vorprogrammiert. Dies galt vor allem für das wunderbar ausgewogene, ruhige und sicher zur Oktave aufsteigende Thema. Reich verziert war die Sarabande – und auch die majestätische Gigue mit ihrer durch Sprünge von mehr als drei Oktaven gewaltig zerlegten Zwölfachtelbewegung vermochte die Zuhörer zu begeistern. Formale Klarheit und festliche Stimmung des Barock wurden hier in sphärenhafter Weise aufgelockert. Im zweiten Teil riss Cole Porters „Night and Day“ das Publikum aufgrund des harmonischen Reichtums von Klavier und Vibrafon unmittelbar mit. Eine besonders beglückende rhythmische Erfahrung konnte man bei „Nature Boy“ von Eden Abhez machen, wo auch die thematischen Zusammenhänge immer wieder facettenreich hervorstachen. Dass  Olivia Trummer auch eine begnadete Sängerin mit schlanker Stimmführung und weichem Timbre ist, bewies sie dann bei ihren beiden Eigenkompositionen „Autumn Again“ und „Fall Song“. Von Michel Legrand erklang in einer kunstvollen Bearbeitung von Olivia Trummer „You Must Believe in Spring/Devil’s Dance“, wo auch der versierte Vibrafonist Jean-Lou Treboux klangtechnisch ganz aus sich herausging. Hervorragend waren ferner Olivia Trummers Eigenkompositionen „Snow Colored Streets“, „Stehaufmännchen“ und „Morgentanz“, wo sich der Zauber des elektrisch eingestellten Vibratos beim Vibrafon sofort durchsetzte. Feuer, Kraft und Inspiration kennzeichneten auch Jean-Lou Treboux‘ Eigenkomposition, wo er sich als Vulkan an Vitalität erwies. Was Lionel Hampton einst für das Vibrafon an rhythmischen Finessen und „riff“-Orgien erreichte, wurde hier dezent angedeutet und sensibel weiterentwickelt. Der magische Vibrafonklang wurde hier gleichsam multipliziert. So war es in jedem Fall ein Konzertabend der Sonderklasse.

 Alexander Walther

 

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