LINZ / Musiktheater: DAS RHEINGOLD am 01.12.2013
Rheingold statt Donaustahl in Linz
Foto: Maria Jahnas
Es ist eine konsequente Überlegung, das imposante, neue Musiktheater mit einem imposanten Werk – dem RING DES NIBELUNGEN – auf die Probe zu stellen. Das Haus wirkt elegant und großzügig; es ist von der Tiefgarage mit einem moderaten, begünstigten Vorstellungstarif über die repräsentativen Foyers und Emporen bis zum guten Restaurant im vierten Stock – hier wird man durch den schönen Ausblick für die überlange Wartezeit entschädigt – sehr gut gelungen. Der Zuschauerraum wirkt trotz der beachtlichen Größe gemütlich und ist bequem bestuhlt. Bei unserem ersten Besuch konnten wir die nach der Eröffnung thematisierten Mängel in der Akustik von unseren Plätzen aus (2. Rang Mitte) nicht nachvollziehen.
Dass das Brucknerorchester gestern nicht restlos begeistern konnte, lag sicher nicht am Haus sondern an der nicht besonders differenzierten und nicht sehr detaillierten Interpretation unter der Leitung von Marc Reibel. Der Es-Urton zur Entstehung der Welt kam noch sehr sensibel, wurde aber in der Folge zu intensiv gesteigert, sodass kein Raum nach oben – für die dramatischen Passagen – blieb. Die Blechbläser wirkten im Forte etwas grob, die Streicher glänzen nicht so, wie es bei Wagner wünschenswert wäre; die rücksichtsvolle Sängerbegleitung gehört zu den Pluspunkten des Orchesterspiels. Auch die „Ambosse“ von Nibelheim klingen – wie in der Stahlstadt nicht anders zu erwarten – sehr eindrucksvoll.
Die Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg mit dem Bühnenbild von Gisbert Jäkel und Kostümen von Antje Sternberg provoziert nicht und erzählt die Geschichte mit Respekt – bei guter Personenführung und logisch durchgehaltenem Regiekonzept. Man kann hier Wagner mit geöffneten Augen genießen – dieses Kompliment kann man immer weniger Produktionen machen. Als unvoreingenommener Besucher hat man allerdings den Eindruck, dass das „Leading team“ Kommunikationsprobleme hatte – Walhall als Säulentempel im Modell und im Original mit Umzugskisten als Möblage einersets, das Outfit der Akteure (Wotan als Kara Ben Nemsi, Riesen als russische Mönche, Götter als arabische Phantasiefiguren) lassen keine gemeinsame Linie erkennen. Der beiläufige Auftritt der “Wahrsagerin“ Erda stellt eine vergebene Chance dar.
Die gesangliche Umsetzung war von einer Qualität, die einen ungetrübten Genuss des Ring-Vorabends ermöglichte. Absoluter Höhepunkt war für uns die Erda von Bernadett Fodor – einer Altistin, die mit Leichtigkeit und herrlicher, gutturaler Stimmfärbung in eine Reihe mit Mette Ejsing und Anna Larsson zu stellen ist. Gerd Grochowski sang einen guten – vielleicht noch etwas zu leichtgewichtigen – Wotan; Karen Robertson war eine gute, aber unauffällige Fricka. Der umtriebige, verschlagene Loge wurde von Michael Bedjai hervorragend dargestellt und schönstimmig, klar und technisch perfekt gesungen. Die Götter – Sonja Gornik als Freia, Seho Chang als Donner und Pedro Velazquez Diaz als Froh – waren gut charakterisiert, doch eher schauspielerisch als sängerisch authentisch. Die Riesen – Fafner: Nikolai Galkin, Fasolt: Dominik Nekel – waren durch die erhöhten Schuhe imposante Erscheinungen; die Einschränkungen in der Beweglichkeit beieinträchtigten nicht den Gesamteindruck, der durch die stimmliche Präsenz positiv ausfiel.
Sehr routiniert (in bestem Sinne) war die Darstellung des Alberich durch Oskar Hillebrandt. Sein angenehm runder, technisch hervorragender Bariton gehörte zu den erfreulichsten Eindrücken des Abends. Sein Bruder Mime war bei Matthäus Schmidlechner in guten Händen (Kehle).
Die Rheintöchter (Mari Moriya, Gotho Griesmeier, Valentina Kutzarova) waren sehr sexy und reizten den geilen Alben bis zum Raub des Goldes. Ihnen ist es also zu danken, dass die Handlung weitergeht und wir hoffentlich noch drei beeindruckende Opernabende in Linz erleben werden.
Maria und Johann Jahnas