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LINZ/ Brucknerhaus/ Brucknerfest: JU PERCUSSION GROUP (Taiwan)

LINZ: BRUCKNERHAUS (BRUCKNERFEST): JU PERCUSSION GROUP (Taiwan) am 23.9.2014

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Copyright: Ju Pecussion Group

 Große Begeisterung und zwei Zugaben beim Gastspiel der taiwanesischen Ju Percussion Group anlässlich des Brucknerfestes im Brucknerhaus Linz.

Eine allgemeine Zustimmung, die ob des Gebotenen vollkommen zu Recht erfolgt ist – und dennoch ein ganz klein wenig positiv überrascht hat – denn allzu leicht macht es die Gruppe ihren Zuhörern nicht.

Reine Schlagzeug-Formationen gibt es bereits nicht allzuviele. Und die wenigen, die weltweit Erfolg haben – wie zb. Stomp – setzen doch eher auf den Überwältigungseffekt des mit möglichst vielen ungewöhnlichen Mitteln(wie zb. Kanaldeckeln) möglichst viel Krachschlagens.

Und obwohl die Ju-Group auch eine erkleckliche Anzahl von teils ebenfalls sehr eigenartigen „Instrumenten“ einsetzt, ist der „Spirit“, der dahintersteckt, doch ein vollständig anderer.

Denn der Gründer, künstlerische Leiter und Manager des Ensembles, Tzong-Ching Ju, hat in Wien ( bei Veigl und Hochrainer) studiert, und versucht seither, geprägt von dieser Erfahrung, seine Heimat Taiwan mit dem Geist ernsthaften künstlerischen Unterfangens zu durchdringen – und percussionsmässig zu missionieren. Vier unterschiedliche Gruppen gehen mittlerweile auf sein Konto, und ein großes Netz an Schlagwerk-Musikschulen (bereits ab dem Volksschulalter).

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Copyright: Ju Pecussion Group

Allen gemeinsam ist, dass zwar eine Synthese aus östlichen und westlichen Musiktraditionen versucht wird, ihnen aber jeglicher Anflug von Folklorismus und Populismus fremd ist.

Ganz im Gegenteil : Mister Ju (der mit Bachtranskriptionen anfing) hat seither nicht weniger als 270 Auftragskompostionen vergeben, und sieben davon waren auch in Linz zu hören.

“ 3 Epilogues “ von Gérard Lecointe war vielleicht ein etwas zu schmuseweiches Stück und erinnerte zudem manchmal an den Soundtrack der Star Wars- Filme.

Das 64teilige, teilweise mit Gesang verwobene, “ Drumming No.5 “ von Chung, Yiu Kwong soll die Philosophie des chinesischen Orakelbuchs I-Ching und dessen angestrebte Vereinigung von Ying und Yang widerspiegeln, “ To the Gods of Rythm“ von Nebojsa J.Zivkovic versucht, serbisch-orthodoxe Gesänge mit den Klängen der afrikanischen Trommel Djembe zu verbinden.

Einen ersten Höhepunkt des Abends stellte Chang, Chiung-Yings Komposition „Solar Myth“ dar. Das auf einer Legende der Ureinwohner Taiwans beruhende Werk bringt die  spezifischen Qualitäten der Ju Percussion Group besonders gut zur Geltung. Denn die – zue Hälfte weiblichen, zur Hälfte männlichen – Mitglieder des Ensembles verstehen sich nicht nur virtuos auf die Bedienung der allerseltsamsten Schlag-Geräte, sondern wissen sich auch „schauspielerisch“ bzw. „performativ“ professionellst in Szene zu setzen.

Allen voran die „Erste Marimbistin“- und somit Konzertmeisterin – Pei-Ching Wu, die in diesem Stück, das von der Ermordung von neun Sonnen erzählt, eine ungeheure Bandbreite von Emotionen, Mimik und Körpersprache zeigt : vom beseligt lächelnden Kleinkind bis zur furchterregend tobenden Furie. Eindruckvollst.

Auf mindestens demselben Niveau bewegt sich Koji Sakurais, auf einer japanischen Orpheus und Euridyke – Geschichte fußendes, Ton-Poem „Izanagi“. Spannungsreich und aufmerksamkeitheischend vom Anfang bis zum Ende. Wer Ohren hat, der höre ! Meisterlich.

Demgegenüber etwas abfallend Michael Aukofers “ Neophilia „, das trotz ausgefallenster Instrumente (Boomwhackers und Kazoos) eher einen banalen Eindruck hinterließ.

Der Schlusspunkt des offiziellen Programms, das auf sonst zur Begleitung des „Löwentanzes“ verwendeten chinesischen Tempeltrommeln ausgeführten „Drumming Feasts“ machte aber alles wieder gut.

Was die Zugaben waren, sagen wir nicht, denn heute, am Montag, den 29.9., gastiert die Ju Percussion Group im Großen Saal des Wiener Konzerthauses. Unbedingt hingehen(und sich von den Encores überraschen lassen)! Man wird es garantiert nicht bereuen …

 Robert Quitta, Linz

 

 

 

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