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KIEL: MANON – Premiere

05.05.2012 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

KIEL: „Manon“ Eine unmögliche Liebe – 5.5.2012

Von Horst Schinzel

 
Ekaterina Isachenko, Yoonki Baek. Foto: Olaf Struck

Der Stoff, der bis in unsere Zeit (Hans-Werner Henze 1950) Tonsetzer zu Musikwerken angeregt hat, ist schon fast dreihundert Jahre alt. 1731 erzählt ein französischer Schriftsteller des Barock erstmals die  Geschichte von dem lebensgierigen Kindweib  Manon Lescaut, die einen Adeligen ins Verderben reißt. Auch wenn sich der handlungsarme Stoff nur bedingt zur Umsetzung in eine Oper eignet, haben   sich im 19. Jahrhundert Auber, Massenet und Puccini daran versucht. Den durchschlagendsten Erfolg hatte dabei der Letztgenannte. Dass aber auch Massenet ein großartiges Werk geschaffen hat, zeigt jetzt die Kieler Oper in einer Fassung der hier bereits aus mehreren Regiearbeiten wohl bekannten Regisseurin Silvana Schröder. Und weil die die Handlung in unsere Zeit verlegt, hat dafür der Erste Kapellmeister Leo Siberski für eine Szene des ersten Bildes des
dritten Aktes sogar eine neue Musik entworfen, die von Peer Baierlein umgesetzt wird..

Eigentlich geschieht auf der Bühne nicht viel: Die lebenslustige Manon (Ekaterina Isachenko alternierend mit Susan Gouthro)  soll ins Kloster geschickt werden. Ihr Vetter (Tomohiro Takada) soll sie abholen. Weil er eben mal ein Spielchen mit zwei Gendarmen machen will, lässt er sie auf dem Bahnsteigen sitzen, wo sie dem Chevalier des Grieux (Yoonki Baek) begegnet. Der ist eigentlich auf dem Wege zu seinem Vater, wittert aber ein Abenteuer und willigt ein, mit Manon zusammen in Paris zu leben. Operngemäß recht ärmlich, weshalb sein Vater (Petros Magoulas) ihn entführen lässt. Diese Erlebnisse erschüttern den jungen Mann derart, dass er ins Kloster gehen will – wovor Manon ihn bewahrt. Das nötige Klein- und Großgeld für das künftige gemeinsame Leben soll beim Spiel im Hotel Transsylvanie ergattert und ergaunert werden. Ein sich betrogenen wähnender Mitspieler Guillot de Marfotaine (Fred Hofmann) ruft die Polizei. Manon wird abgeführt und die angetrunkenen Gendarmen verunglücken mit
ihrer Gefangenen. Die ist tödlich verletzt und sie und ihr Liebhaber nehmen – wie sich das für eine Oper gehört – ergreifend Abschied.

Die Regisseurin Silvana Schröder stellt das Geschehen – dem der Komponist eine eindrucksvolle Musiksprache verliehen hat – mit Hilfe ihres Ausstatters Andreas Auerbach in bunte Bilder, immer bestrebt um lebhaftes Geschehen. Chor und eine umfangreiche
Statisterie – die Chordirektorin hat das Programmheft vergessen –bieten großartige Bilder und sind gesanglich überaus präsent. Das aber gilt an diesem Abend vor allem für die Männerstimmen, die mit  viel Glanz daher kommen. Ekaterina Isachenko ist  als Manon darstellerisch wie sängerisch großartig. Ihre Sterbeszene erschüttert.

Das Kieler Premierenpublikum – in dessen Reihen ohnehin ungewöhnlich große Lücken klaffen,  ist von dieser eindrucksvollen Leistung nur mäßig beeinruckt. Nur ein einziger zaghafter Versuch zu Szenenbeifall. Der Schlussbeifall ist gemessen und ungewöhnlich kurz.

 

Weitere Aufführungen: 12. Mai, 19.30 Uhr,  17. Mai 18 Uhr,  –

 

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