Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

HAMBURG/ Kampnagel: VOM ENDE DER UNSCHULD – eine Parabel zum Leben und Sterben des evangelischen Märtyrers Dietrich Bonhoeffner

03.05.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Bedingt gelungen: Oper über den Glauben – VOM ENDE DER UNSCHULD – 3.5.2013

Von Horst Schinzel

 
Kirsten Harms. Foto: Kampnagel

 Es war erst- und einmalig: Eine speziell für den Evangelischen Kirchentag komponierte Oper über die Macht des Gewissens „Vom Ende Unschuld“ – eine Parabel zum Leben und Sterben des evangelischen Märtyrers Dietrich Bonhoeffer.

Ein Ansatz, der letztlich doch nur bedingt gelungen ist. Denn Bonhoeffers doch teilweise sehr radikale Theologie lässt sich eben kaum zu einem Opernlibretto und noch viel weniger in Musik umsetzen.

Kirchentagspräsident Gerhard Robbers hatte diese Oper persönlich bei dem Komponisten Stefan Pfeiffer bestellt. Peiffer ist in Hamburg durch eine vor einigen Jahren uraufgeführten Kafka-Oper in Erinnerung. Bei seiner Kirchentags-Oper hat er sich allerdings durchaus nicht als Neutöner gezeigt. Nach barockem Vorbild hat der Komponist auf Choralmelodien und anderes Bekanntes unter anderem von Humperdinck, Mahler und Schostakowitsch zurückgegriffen. Denen stehen allerdings auch scharfe Dissonanzen gegenüber. Für die Umsetzung hatte Peiffer ein Esnemble von neun Solisten, ein großes Orchester und in den Hamburger Nicolai-Chören an die fünfzig Köpfe zur Verfügung. Und in der früheren Intendantin der Kieler Oper und der Deutschen Oper Berlin, Kirsten Harms,  eine ausgesprochene Fachfrau für die Regie.

Die Librettisten Theresita Colloredo und David Gravenhorst haben für ihre Arbeit Fachleute der Bonhoeffer-Biografie hinzu gezogen. Weil offenbar alle glaubten, dass sich Leben und Sterben Bonhoeffers der opernhaften Darstellung verschließe, griffen die Autoren zur Parabel. Sie haben eine Geschichte erdacht, in der die Betreiber eines Bauernhofes wirtschaftlich und mental um ihre Existenz ringen. Als Retter in der Not empfehlt sich in gewisser Drako, der mit großem persönlichen Charme und viel Tatkraft ein groß angelegtes Staudammprojekt voran treibt .Würden da nicht die Nachbarn vom Wasser abgeschnitten. Was einen Heman in Gewissensnöte treibt.

Eine zeitlose Parabel. In der Drakos Verführungskünste enttarnt, Hemans Bücherweisheiten sich als Stärke erweisen. Damit aber kommt Heman alias Bonhoeffer an das „Ende der Unschuld“.

In der mit großem Beifall aufgenommen Uraufführung lässt Kirsten Harms die Sänger in Alltagskleidern auftreten und zwischen Chor und inmitten des Orchesters wandeln.

Ihr sind ausdrucksvolle Bilder gelungen, und ihre Inszenierung wird begeistert umgenommen. „Auf Kampnagel“ war wohl genau der richtige Ort für diese Uraufführung.

 

Kirsten Harms

Foto Kampnagel

 

 

Diese Seite drucken