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EUTIN/ Festspiele: NABUCCO – Premiere

07.07.2012 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

EUTIN: Lauschiger „Nabucco“: Die Blumen kommen vom Ministerpräsidenten – 6.7.2012

Von Horst Schinzel


Foto: Kerstin Ahrens

Selten ist eine Premiere auf Eutins „Grünem Hügel“ unter günstigeren Umständen über die Bühne gegangen wie an diesem Freitagabend die erste diesjährige Neuinszenierung von „Nabucco“. Noch eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn zieht ein kräftiger Schauer über Eutin und verheißt nichts Gutes. Aber dann klar es auf- der Abend ist warm, windstill und trocken. Leider zu spät, als dass das Orchester ohne die lästige Plane hätte spielen können. Und selten haben die Ehrengäste einer Premiere so viel Glanz verliehen: Der Ministerpräsident, die Justizministerin, die Finanzministerin, ein Staatssekretär, der Landtagspräsident, zahlreiche Landtagsabgeordnet, selbst das un-amerikanische Generalkonsulat hat Vertreter geschickt. Auf dem der Aufführung voran gehenden Empfang i der Orangerie werden wohlwollende Reden gehalten.

Mit der Aufführung gibt Eutins Intendantin Dominique Caron ihren Einstand als Regisseurin. Ihr sind herrliche Massenszenen gelungen und auch die Personenführung der Solisten ist durchweg ohne Tadel. Nicht sehr glücklich die Idee, den Gefangenenchor mit Kerzen auf dem Mittelgang der Tribüne auftreten zu lassen. Da schwindet viel vom Glanz des „Va pensero“ – zumal die Sänger viel zu früh unvermittelt ihre Kerzen auspusten. Man denke sich diese Szene bei Wind. Und Generalmusikdriektor Urs-Michael Theus muss nach vorn und hinten dirigieren – da wackelt es sehr. Wenn sonst der Chor von seiner Direktorin Gabriele Pott herausragend gut einstudiert ist.

Selten hat man so kraftvolle Stimmen gehört wie an diesem Abend: Devid Cecconi als Nabucco, Hugo Vera als Ismael, Romelia Lichtenstein als Abigail und Svitlana Slyvia als Fenena füllen das weite Rund der Freilichtbühne mühelos – ja, es tritt etwas ein, was es sonst kaum gibt: Die Sänger überdecken das ansonsten sauber musizierende Festspielorchester. Gut auch Taras Konoshchenko als Zacharias, Titus Witt als Oberpriester Tomasz Misliwiec als Abdallo und Hanna Zumsande als Anna. Gesungen wirr auf Italienisch. Den Erklärer gibt es nicht mehr. Da vermisst man doch sehr die heute selbstverständlichen Obertitel Angesichts der anstehenden Kieler Konkurrenz (Tosca) werden sich die Eutiner Festspiele für die Zukunft etwas einfallen lassen müssen.

Die farbenprächtigen Kostüme der Ausstatterin Ursula Wandaress gefallen sehr. Ihr massives Bühnenbild muss dagegen heftigen Widerspruch hervorrufen. So massive Bauten gehören einfach nicht auf die Freilichtbühne – wir sind nicht in Bregenz. Mit dem Lichtdesign hat Klaus Emil Zimmermann angesichts des Umstandes, dass dieses Jahr früher angefangen wird, seine Probleme. Da es im Laufe der Spielzeit zunehmend früher dunkel wird, sollte er die massiven Scheinwerferbatterien stärker nutzen.


Romelia Lichtenstein (Abigail),  Titus Witt (Oberpriester). Foto: Kerstin Ahrens

An diesem Abend ist die Tribüne fast ausverkauft – vielleicht auch wohl ausverschenkt. Das Premierenpublikum geizt nicht mit Szenenbefall und feiert am Schluss die Mitwirkenden herzlich.

Weitere .Aufführungen: 12., 14., 21. 27. Juli 11. August, jeweils 20 Uhr .

 

 

 

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