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Elisso BOLKVADZE. Von Georgien über Tirol nach Paris…

 

Die Pianistin Elisso Bolkvadze . Von Georgien über Tirol nach Paris…


Elisso Bolkvadze

Kritikerhymnen zwischen Europa und Amerika, höchste Anerkennung renommierter Musiker – die georgische Pianistin Elisso Bolkvadze gastiert in der ganzen Welt, aber nur selten in Wien. Nun kommt sie auf Einladung des der Botschaft von Georgien  am 27. Jänner in das Schloss Laudon in Wien-Hadersdorf

Geboren in der georgischen Hauptstadt Tbilissi (bei uns schlicht als „Tiflis“ bekannt), war Elisso Bolkvadze so etwas wie ein Wunderkind: „Das Klavier hat mich gewählt“, erzählt sie – die Tochter von Journalisten-Eltern fand zuhause kein Klavier vor, wohl aber eines bei der Nachbarin, und schon im Alter von zweieinhalb, drei Jahren fühlte sie sich magisch davon angezogen, bis die Eltern ihr selbst ein Instrument kauften. Mit vier Jahren erhielt sie den ersten Klavierunterricht und wurde in einer Schule für hoch begabte Kinder aufgenommen, mit sieben Jahren spielte sie erstmals öffentlich mit Orchester.

Sie hat es als kleines Mädchen, wie sie zugibt, durchaus genossen, im Mittelpunkt zu stehen, aber ihre Eltern waren klug genug, sie nie als Wunderkind zu behandeln. Die Maxime ihrer Erziehung war ganz klar, wie Elisso Bolkvadze erzählt: „Okay, du hast von Gott ein besonderes Talent bekommen, das heißt aber nicht, dass du etwas Besseres bist oder irgendeinen Grund hättest, dich erhaben zu fühlen.“ Diese vernünftigen Grundsätze wirken noch heute nach, wenn man feststellt, dass die bildhübsche georgische Pianistin zwar ein Weltstar ist – aber „so normal“!

Meisterkurse belegte Elisso Bolkvadze bei Tatiana Nikolaeva in Moskau, die ihr Spiel stark beeinflusste, sowie bei Professor Michel Sogny in Frankreich. Sogny, Komponist und selbst ein bedeutender Pianist, war es dann auch, der aus Elisso Bolkvadze sechs Jahre lang eine halbe Österreicherin, genauer: Tirolerin machte. Denn der Franzose, der eine ganz eigene „Schule“ des Klavierspiels vertritt, unterrichtete ab 1995 in der „Villa Schindler“ in Telfs, ein Musikinstitut, das sich der Patronanz von Yehudi Menuhin rühmen konnte, und Elisso Bolkvadze war eine seiner später berühmtesten Schülerinnen. Sie kam 1996 und verbrachte „sechs unvergessliche Jahre“ hier.

Tirol ist nach Georgien mein zweites Land“, sagt die Künstlerin noch heute, da sie längst in Paris lebt und besonders in Frankreich populär ist (der Musik-TV-Kanal „Mezzo“ sendet regelmäßig ihre Konzerte): „Diese Zeit war beruflich wichtig für mich, aber auch menschlich habe ich eine regelrechte Metamorphose erlebt“, erzählte sie in einem Interview für die Tiroler Tageszeitung. Von den Bergen und der majestätischen Schönheit der Natur, von der man dort umgeben ist, schwärmt sie unveränderlich. Die Natur ist für sie eine Kraftquelle, in der sie ihre „Batterien auflädt“.

Aber sie weiß auch, dass eine Karriere heutzutage davon abhängt, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und dass man die richtigen Menschen kennt, „und das ist von Tirol aus schwieriger zu bewerkstelligen als in Paris“. Die richtige Weichenstellung aber ergab sich durch die zahlreichen Wettbewerbe, an denen sie teilnahm und die sie gewann – Preise errang sie bei Vianna da Motta (Lissabon, Portugal), AXA International Piano Competition (Dublin, Irland), Marguerite Long (Paris, Frankreich). Aber der wichtigste war der Van Cliburn International Contest in den USA, nach dem weltberühmten Pianisten benannt: Dieser Sieg öffnete ihr die großen Konzertsäle der Welt.

Die Liste der Säle, in denen sie aufgetreten ist, der Orchester, mit denen sie spielte, der Dirigenten, mit denen sie auftrat, ist endlos, und es gibt auch viel hohes Lob: „Ich war äußerst beeindruckt von ihrer Musikalität und der vollständigen Kontrolle, die sie über ihr Instrument hat“, sagte beispielsweise Zubin Mehta. Kritiker machten ihr das enorme Kompliment, dass sie an die junge Martha Argerich erinnere, die ja nun wahrlich ein Stern allererster Größenordnung ist.

Für ihre Heimat Georgien ist Elisso Bolkvadze eines der schönsten Aushängeschilder, und man hat sie auch mit Ehrungen überhäuft, darunter der „Medaille der Georgischen Regierung“, der höchsten Auszeichnung, die das Land überhaupt zu vergeben hat. Und wenngleich sie im Ausland lebt, trägt sie Georgien nach eigener Aussage „immer in mir, wo ich auch bin.“ Darum wohl auch hat sie die Foundation „Lyra“ gegründet, die helfen soll, eine neue Generation georgischer Pianisten auszubilden.

Elisso Bolkvadze, die jüngst mit größtem Erfolg das Klavierkonzert Nr. 2 von Camille Saint-Saëns auf CD eingespielt und höchstes Lob dafür erhalten hat („außerordentliche Sensibilität“ / „brillante Virtuosität“) weiß, dass Ehrgeiz, Talent und Fleiß, aber auch Idealismus dazu gehören, ihren Beruf auszuüben. Dafür hat sie auf ein Familienleben mit Ehemann und Kindern verzichtet – weiß aber, dass sie nie allein sein wird: „Ich habe ja meine Musik.“

Renate Wagner

 

 

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