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DRESDEN/Semperoper:11. SYMPHONIEKONZERT MIT ANJA HARTEROS UND CHRISTIAN THIELEMANN

Dresden / Semperoper: 11. SYMPHONIEKONZERT MIT ANJA HARTEROS UND CHRISTIAN THIELEMANN 8.6.2014

Unbenannt 

Zurzeit überstürzen sich in Dresden die musikalischen Ereignisse. Die Musikfestspiele locken mit ihrem reichhaltigen Angebot, die Oper mit Starbesetzung, und last, but not least wird der 150. Geburtstag von Richard Strauss (11. Juni) mit mehreren großartigen Konzerten gefeiert. Den Auftakt bildete das, Richard Strauss gewidmete, 11. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatkapelle Dresden mit Christian Thielemann am Pult. Es war gleichzeitig auch ein Gedenken an den 100. Todestag (10.5.1914) des legendären Dresdner Generalmusikdirektors Ernst von Schuch, dessen Wirken in Dresden mit den beiden Richards – Wagner und Strauss – eng verbunden ist.

Ihm wurde mit einer grandiosen Aufführung der „Alpensinfonie„, die er nicht mehr selbst dirigieren konnte, gedacht. Sie war der Abschluss eines großartigen Konzertes, in dessen Mittelpunkt die wunderbare Anja Harteros die „Letzten Lieder für Sopran und Orchester: „Frühling„, „Malven„, „September„, „Beim Schlafengehen“ und „Im Abendrot“ sang – und wie!

Strauss‘ letztes vollendetes Lied, „Malven„, erfuhr in der, von Wolfgang Rihm, dem Capell-Compositeur dieser Konzertsaison, eigens für seine Dresdner Residence als Auftragswerk der Osterfestspiele Salzburg und der Sächsischen Staatskapelle (2013) erstellten, Orchesterfassung in diesem Konzert seine deutsche Erstaufführung.

 Wie Anja Harteros in ihrer zurückhaltenden und doch so ausdrucksvollen Art nicht nur alle Schwierigkeiten perfekt meisterte, sondern auch Emotion und Seele hineinlegte, nicht aufgesetzt, sondern von innen heraus, war einfach überwältigend. Sie war die ideale Interpretin dieser Lieder. Hier stimmte einfach alles.

Trotz groß besetztem Orchester waren Solostimme und Orchester ideal abgestimmt. Thielemann überwachte sehr dezent die feingliedrige Orchesterbegleitung. An seinen Dirigierbewegungen war bereits die Musik abzulesen. Allein, wie die Harteros das Lied „September“ sang, so natürlich und wie selbstverständlich und doch so großartig, vom Orchester und der solistisch führenden Solovioline des 1. Konzertmeisters (Matthias Wollong) ergänzt und einfühlsam begleitet, war einfach ein Glücksfall, ein herausragendes Ereignis in einer Zeit, wo ein großes Musik-Erlebnis das andere „jagt“.

Diesen Liedern, die zum Mittel- und Höhepunkt wurden, war Rihms „Ernster Gesangfür Orchester vorangestellt, ein tonales, gut anhörbares Stück, bei dem trotz bester Interpretation durch Thielemann und Staatskapelle (in mittlerer Besetzung), die trotz Vormittagsstunde schon groß in Form waren, die Suche nach Sinn und Inhalt der Komposition nicht leicht wurde.

Die „Alpensinfonie“ hat Strauss seinem Lieblingsdirigenten Schuch „auf den Leib geschrieben“. Unter Thielemanns Leitung wurde der Kontrast zwischen den entfesselten Naturgewalten in „Gewitter und Sturm„, „Gefahrvollen Augenblicken“ usw. und der Naturschilderungen wie „Nacht„, „Sonnenaufgang„, „Eintritt in den Wald“ „Auf blumigen Wiesen“ usw. und der „Versöhnung“ mit der Natur nach dem Unwetter bei „Sonnenuntergang“ und „Ausklang“ sehr plastisch geschildert und nachempfunden. Bei dieser intensiven Wiedergabe kam unwillkürlich das Bild mit Strauss‘ freundlichem Lächeln, das das Programmheft ziert, in den Sinn. So sehr fühlte man sich in diese Gedankenwelt versetzt und hätte sich vorstellen können, dass Straus bei dieser Wiedergabe wahrscheinlich ebenso glücklich gelächelt hätte.

Ein Sonderlob gebührt auch dem Paukisten (Thomas Käppler), der – entgegen dem gegenwärtigen (wenig sinnvollen) Mainstream – die Pauke(n) wie ein Musikinstrument behandelte und neben wunderbar sanften, den Gesamtklang kongenial unterstreichenden, Paukenschlägen auch die geforderten harten Schläge nicht ausufern ließ, sondern immer das genau richtige Maß traf, um dem Werk in schönster Weise zu dienen.

 Ingrid Gerk

 

 

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