Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DRESDEN/ Semperoper: COSÌ FAN TUTTE

09.09.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Dresden / Semperoper: „COSÌ FAN TUTTE“ 8.9.2014    (Pr. 22.1.2014)

Unbenannt
Foto: Semperoper/ Creutziger

 Über die Inszenierung von Andreas Kriegenburg, das Bühnenbild von Harald Thor und die Kostüme von Andrea Schraad wurde bereits anlässlich der Premiere (22.1.2014) ausführlich berichtet. Jetzt ging es vor allem um zwei Neubesetzungen, die der Dorabella durch Barbara Senator und die des Guglielmo durch Rainer Trost, für den jedoch wegen Krankheit Martin Miterrutzner eingesprungen war.

 Statt am Dirigentenpult stand Omer Meir Wellber am Hammerflügel, auf dem er auch die Rezitative begleitete, und dirigierte die Sächsische Staatskapelle Dresden. Er nahm viel Rücksicht auf die Sänger, indem er das Tempo bei mancher Arie stark zurücknahm. Die anfangs vordergründige Pauke hielt sich später im Laufe des Abends glücklicherweise wieder zurück, so dass die Sängerinnen und Sänger den Ton angeben konnten.

 Georg Zeppenfelds sängerische Qualitäten zu rühmen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Er kann nicht nur Verdi und Wagner perfekt singen, sondern auch Mozart, und da auch nicht nur den Sarastro. Allerdings nehmen ihm in dieser Così-fan-tutte-Inszenierung Regie und Kostüm die Möglichkeit, die Rolle des Don Alfonso, der eigentlich die Fäden dieser gehobenen Verwechslungskomödie in der Hand hält, so zu gestalten, wie sie von Mozart und Lorenzo da Ponte ursprünglich gedacht war, seiner Persönlichkeit entspricht und Sinn gemacht hätte. So sehr Zeppenfeld auch seine schöne Stimme mit der guten Tiefe einsetzte, blieb in dieser Inszenierung von der Figur des Alfonso mehr eine Art Karikatur übrig, obwohl es ganz anders hätte sein können – schade!

 Zeppenfeld als Don Alfonso und Ute Selbig als Despina bildeten ein gutes „Gespann“, um heimlich die Handlung mit ihren Verwechslungen zu steuern. Ute Selbig verhilft jeder Rolle zu großer Bühnenwirksamkeit. Als junges, gewitztes Hausmädchen, nur wenig älter als die beiden jungen, verliebten Damen, und mit sehr viel Erfahrung samt „weisen“ Ratschlägen in Liebesdingen und hinsichtlich Männertreue, begeisterte sie mit ihrer unverbrauchten, schönen Stimme das Publikum so sehr, dass viele nicht an sich halten konnten und der Applaus schon vor Ende der Arie losbrach, was sie mit charmanter Handbewegung in die richtigen Bahnen lenkte – auch das gehört zu einer guten Bühnenpräsens.

 Rachel Willis-Sørensen war nicht nur äußerlich durch Kostüm und Perücke eine ziemlich opulente Fiordiligi, sondern auch stimmlich. Als Mozartstimme etwas zu stark, zu energisch, schimmert bei ihr immer schon etwas Wagner durch. Ihre Arien nahm sie in gemessenem Tempo, unterstützt durch den Dirigenten, der auffallend zurücknahm und am Ende das Tempo stark anzog, um der entsprechenden Arie noch zur nötigen Wirkung zu verhelfen.

 Im Gegensatz zur Premierenbesetzung (Rachel Frenkel) verlieh Barbara Senator der Rolle der Dorabella viel Flair und schönen Gesang. Sie ist auf jeden Fall ein Gewinn für diese Rolle. Beide jungen Damen mussten sich laut Regie in ihrem verrückten Outfit nicht wie verwöhnte, adelige Salondamen, sondern eher wie die untersten Volksschichten benehmen. Ihre Stimmen passten aber im Duett gut zusammen und hoben das Niveau wieder an.

Die Timbres der beiden Herren, Christoph Pohl als Guglielmo und Martin Mitterrutzner als Ferrando waren sehr unterschiedlich und passten in den Ensembleszenen nicht unbedingt zusammen. Während Christoph Pohl mit seiner schönen Stimme und guter Gestaltung einen ansprechenden Guglielmo gab, war Mitterrutzner auch auf ein vermindertes Tempo des Orchesters angewiesen, um vor allem die Höhen zu schaffen. Er hielt sich wacker mit seiner nicht sehr kräftigen Stimme, aber bei der berühmten Arie vom „Odem der Liebe“ fehlte dann doch der berühmte Schmelz in der Stimme.

Etwas fehlte auch an der gesamten Aufführung. Man hätte sich mehr Schwung seitens des Dirigenten gewünscht. Daran konnte auch nichts ändern, dass er mit Augenzwinkern verfremdende Töne wie „Yesterday“ u. a. am Hammerklavier anschlug, um die beiden jungen Damen den beiden vermeintlichen Albanern auf der Bühne gefügig zu machen. Alle Ausführenden gaben sich zweifellos viel Mühe, aber es fehlte der zündende Funke.

 Der Sächsische Staatsopernchor (Einstudierung: Wolfram Tetzner) hatte das richtige Gespür für Mozart, wenn er auch noch nicht wieder ganz an seine Glanzzeiten anschließen konnte.

 Fazit: Die bekannte Oper wurde als nette, kurzweilige Geschichte ohne größeren Tiefgang erzählt, der auch etwas von der „zündenden“ Musikalität einer Mozartoper fehlte.

 

Ingrid Gerk

 

Diese Seite drucken