Dresden/Frauenkirche: MOZART-SCHUBERT-BACH – 6./7.7.2013
Das Wochenende in der Dresdner Frauenkirche stand im Zeichen der drei Komponisten W. A. Mozart, Franz Schubert und J. S. Bach.
Jörg Faßmann, der 1. Konzertmeister des Ensembles Frauenkirche und Stellvertretender 1. Konzertmeister der Sächsischen StaatskapelleDresden, eröffnete das Konzert in der Reihe „Aufbruch und Ewigkeit“ (6.7.) mit Mozarts “Violinkonzert Nr. 4 D Dur(KV 218), zusammen mit seinen Musikerkollegen in kleiner Orchesterbesetzung und Matthias Grünert am Cembalo.
Ohne große Gesten, einfach nur mit großer Musizierfreude und Verantwortungsgefühl für die Musik beeindruckte Faßmanndurch seine edle, klangvolle Tongebung und viel Gefühl für die Eleganz und den Gedankenreichtum dieses Konzertes. Er spielt auf einer Geige der Jetztzeit nach alter Bauart mit dem Klang einer alten italienischen Meistergeige. Sein Spiel bestach u. a. auch durch sehr schöne Doppelgriffe in der Kadenz und sehr feines Piano im Kontrast zur klangvollen Linienführung der Hauptpassagen. Souverän, ohne aufgesetzte „Extras“ oder gewollte Effekte, nicht „verspielt“ oder leichtfertig, ließ er nur die Musik für sich „sprechen“. Nicht vordergründing, aber immer klar zu verfolgen, führte die Solovioline das Konzert an. Er und seine Mitstreiter hatten das richtige Gespür für Mozart. Mit sehr gutem musikalischem Empfinden hatten sie ein ideales (mittleres) Tempo gewählt, nicht übereilt, genau richtig, um auszumusizieren und vor allem auch im langsamen Satz die geistig-musikalische Spannung zu erhalten.
Franz Schuberts„Messe Es Dur“ (D 950)gehört wohl zu den schönsten und eindrucksvollsten Messen überhaupt. Sie entstand im letzten Lebensjahr Schuberts (1828) und scheint schon etwas von den letzten Dingen vorwegzunehmen.Schubert soll über sie gesagt haben, er habe „das Höchste in der Kunst“ angestrebt, und das ist unverkennbar. Er selbst hat sie – wie viele seiner Spätwerke (u. a. die große „C Dur-Sinfonie“) nicht mehr gehört. Bei ihrer Uraufführung (1829) gefiel sie aber sehr und wurde mehrmals wiederholt.
Grünert betontevor allem die hochdramatische, erschütternde, zuweilen auch geheimnis- und verheißungsvolle, mitunter emotional überbordende, Seite. Das Orchester spielte hier sehr präzise. Besonders fielen die sehr guten, sauberen Bläser mit ihrem schönen Klang auf. Die trotz aller Lautstärke sehr gut angepasste Pauke steigerte sich in einem großen Crescendo wie zum „Jüngsten Gericht“. Gegen Ende wurden die Paukenschläge dann wieder sehr fein und versöhnend.
Der Kammerchor der Frauenkirche sang mit viel Hingabe an die Musik und sehr exakt. Das Solistenensemble bestand aus im Oratorienfach(und auch in der Oper) sehr erfahrenen, Sängerinnen und Sängern. Mit schöner Stimme und guter Gestaltung meisterten Stefanie Krone (wenn auch mit einigen wenigen scharfen Spitzentönen) die Sopranpartie und Matthias Weichert die Basspartie. Eric Stockloßa, Tenor, ebenfalls erfahren im Oratorienfach, sang stilsicher und mit sehr deutlicher Artikulation, allerdings etwas vordergründig im Miteinander mit Fritz Feilhaber, dem 2. Tenor, den Schubert in seiner längsten und größten Messe (auch hinsichtlich der Besetzung) zu den üblichen vier Solisten hinzugefügt hat.
Die Altistin Rahel Haar hatte hier (wie in fast allen Messen der klassischen Epoche) relativ wenig zu singen, konnte sich aber am nächsten Tag in der Sonntagsmusik (7.7.) in der Bachkantate „Christ, unser Herr zum Jordan kam“ (BWV 7) neben Stephan Heinemann, Tenor und Albrecht Sack, Bass, dessen Stärke im Rezitativ lag, mit ihrer schönen, klaren Altstimme mit dem angenehmen, warmen Timbre entfalten. Das Solistenensemble bildete mit 3 weiteren Sängerinnen und 2 weiteren Sängern auch den Chor, der jedoch bei allem Bemühen um ein abgestimmtes Miteinander den guten Chorklang des Frauenkirchenchores nicht ersetzen kann. Im Hinblick darauf, dass Bach oft auch nicht viele Sänger zur Verfügung standen, wurde hier offenbar aus der Not eine Tugend gemacht.
Jörg Faßmann war nun wieder der „Primus interpares“ des Ensembles Frauenkirche, das er in einemeinleitenden „Concerto B Dur“ (op. 7/3) für Oboe, Streicher und Basso continuo von Tomasi Albinoni anführte. Das Ensemble brachte das Werk in seiner edlen Musizierweise zu Gehör, mit seinen besonderen Qualitäten, dem edlen, klaren Streicherklang und guten Oboen.
Mit Hinblick auf die Bachkantate spielte Grünertdavor den gleichnamigen Choral „Christ, unser Herr zum Jordan kam“ (BWV 684) aus „3. Theil der Clavier-Übung“ und schuf damit einen interessanten thematischen Bezug.
In dieser glücklichen Verbindung zwischen reiner Instrumentalmusik, Bachkantate und Orgelmusik steuerte er abschließend noch den 1. Satz aus einem „Konzert für Orgel solo“ von J. C. H. Rinck (1770-1846)“, einem deutschen Komponisten und „Enkelschüler“ J. S. Bachs, bei – eine interessante Entdeckung eines wenig bekannten Komponisten der Romantik. Mit „gebändigter“ Virtuosität ließ Grünert das klassisch-romantische Klangbild dieses Komponisten an der großen Frauenkirchenorgel entstehen.
Ingrid Gerk