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BURGENLAND / Lockenhaus: KAMMERMUSIKFESTIVAL

LOCKENHAUS: KAMMERMUSIKFESTIVAL
14., 15. und 16.Juli 2025

Das 44.Lockenhauser Kammermusikfestival wartete heuer wieder mit etlichen Höhepunkten auf.
Eines der eindrucksvollsten Konzerte fand in der wunderschön restaurierten Synagoge im nahegelegenen ungarischen Ort Köszeg statt.
András Schiff präsentierte hier im Rahmen seiner Talente-Reihe „Building Bridges“ die junge ungarisch-amerikanische Pianistin Julia Hamos, die mit einem atemberaubenden Programm aufhorchen ließ. Nach einem vordergründig „harmlosen“ (aber auch schon kraftvollen) Beginn mit Mozarts Sonate Nr.8 in a-moll traktierte sie bei György Kurtágs Hommage a Márta, Play with Overtones, Capriccioso-luminoso und Doina aus Jatétok das Klavier mit einer solchen Wucht und Leidenschaft (und Ärmelschonern), dass man sich frug, woher dieses zierliche Persönchen diese scheinbar unerschöpfliche Energie denn eigentlich nahm. Wer an diesem Montag Mittag nicht in der Synagoge war, kann auf ihrer jüngst erschienen CD „Ellis Island“(eben mit Kurtágs Janétok, aber auch mit Bela Bartoks 6 Bulgarischen Tänzen, Meredith Monks Ellis Island, Charles Mingus’ Myself when I am real und György Ligetis Etüde Nr. 4 „Fanfares“) einen ersten Eindruck von diesem Ausnahmetalent erhalten.
Naturgemäß hochinteressant und qualitativ hochstehend das Abendkonzert von Altmeister und Festivalgründer Gideon Kremer in der Ritterburg Lockenhaus mit Werken von Eugène Ysaÿe, Milosz Magin, Michail Pletnev, Oscar Strock, Ernst Toch und Viktor Kissine. Lauter Überraschungen und Entdeckungen, die Lust auf die Begegnung mit weiteren Werken dieser Komponisten machten.
Verzichtbar hingegen die Exzerpte aus Kremers Briefen, die der Meister von Josefstadt-Schauspieler Michael Dangl zwischen den Musikstücken vortragen ließ.
Einen nachhaltigen Eindruck, um nicht zu sagen: eine nachhaltige Verstörung hinterließ auch das Konzert in der Pfarrkirche mit dem Liederzyklus „Exil“ des georgischen Komponisten Giya Kancheli (1935 – 2019), einer Vertonung von Psalmen aus dem Alten Testament und Gedichten von Paul Celan, wunderbar gesungen von Anna-Lena Elbert. Ein bewegender Abend von nahezu unerträglicher Intensität…

Robert Quitta

 

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