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BREGENZ / Seebühne: Festspielstart mit DER FREISCHÜTZ

Der Freischütz zu Wasser gelassen - zum Glück kein Regenwasser

 

freichütz

Footo: Bregenzer Festspiele / Anja Koehler

BREGENZ / Seebühne: Festspieleröffnung mit DER FREISCHÜTZ

17. Juli 2024 – Premiere

Von Manfred A. Schmid

Das erste, was an dieser Neuinszenierung auffällt, ist die Bühne: Ein in einer hügeligen Winterlandschaft angesiedeltes Dorf, wie eine Landzunge von Wasser umgeben, mit ein paar windschiefen Gebäuden und einer stattlichen Anzahl kahler Bäume. Wenn später die Bewohner hinzukommen und die Szene beleben, wirkt das Ganze wie ein Gemälde von Pieter Bruegel, dem Hieronymus Bosch über die Schulter schaut. Das Wasser ist – passend zur Seebühne – das vorherrschende Element. Die meisten Handlungen werden im Wasser stattfinden, entweder dort beginnen oder enden. Sogar das Lied der Brautjungfern wird als Wasserballett zelebriert. Im Winter eigentlich kaum vorstellbar, denn da müssten einige Beteiligte wohl an Unterkühlung oder Lungenentzündung sterben. Eindrucksvoll ist die Szenerie von Philipp Stölzl, der auch für die Inszenierung zuständig ist, aber allemal. Die Farben Schwarz und Weiß geben den Ton an, nur Samiel, der Beelzebub, der in der Regie Stölzls fast die ganze Zeit über anwesend ist und für das Publikum das düstere Geschehen kommentiert und aus seiner Sicht auslegt, ist in Rot gekleidet (Kostüme Gesine Völlm). Samiel, eine Sprechrolle, imponierend dargestellt von Moritz von Treuenfels, ist ein in einem fort in Knittelversen plappernder, amüsanter Geselle, der an den Mephisto in Goethes Faust erinnert, nur dass seine Verse nicht von Goethe stammen, sondern vom Regisseur und von Jan Dvorák, was ihnen auch anzumerken ist, wenn sie zuweilen ziemlich hanebüchen daherkommen. Die Nähe zu Faust ist aber durchaus beabsichtigt, geht es doch auch hier um einen Mann, der seine Seele für ein irdisches Glück verkauft und bitter dafür bezahlen muss, wie Stölzl im Programmheft ausführt. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich von Treuenfels in der Art und Weise, wie er die Rolle Samiels anlegt, offensichtlich am legendären Mephisto von Gustav Gründgens orientiert. Das Ergebnis ist jedenfalls überzeugend.

Nicht nur der Part von Samiel, sondern alle nicht gesungenen Texte sind von Stölzl und Dvorák stark überarbeitet, um sie mehr an das Heute anzupassen und veraltete Rollenbilder, vor allem die der beiden weiblichen Figuren, vom Mief des 19. Jahrhunderts zu befreien. Agathe, Maxens Braut, ist von einem anderen Mann schwanger, und Ännchen will sie dazu überreden, mit ihr das Land zu verlassen und in die Schweiz zu flüchten. Auch von Lindau und vom Bregenzer Hausberg, dem Pfänder, ist im Zusammenhang mit der Flucht die Rede. Jedenfalls geht es um Emanzipation und Selbstbestimmung: Darum, sich von den traditionellerweise zu übernehmenden Vorschriften, wie etwa die, den erfolgreichen Schützen heiraten zu müssen, zu befreien. Eine mögliche lesbische Beziehung zwischen beiden ist zudem zumindest angedeutet.

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Copyright: Anja Köhler

Auch die Handlung wird geschärft, um sie „seetauglicher“ zu machen und die unheimliche Abenteuergeschichte in einen Horrorthriller zu verwandeln. Das beginnt schon mit der ersten Szene, die auf das Ende vorgreift und zeigt, wie Max, nachdem er den Freischuss vermurkst und tragischerweise seine Braut erschossen hat, Verzweiflung und Schuldbewusstsein,erie von Philipp Stölzl, der auch für die Inszenierung zuständig ist, aber allemal. Die Farben Schwarz und Weiß geben den Ton an, nur Samiel, der Beelzebub, der in der Regie Stölzls fast die ganze Zeit über anwesend ist und für das Publikum das düstere Geschehen kommentiert und aus seiner Sicht auslegt, ist in Rot gekleidet (Kostüme Gesine Völlm). Samiel, eine Sprechrolle, imponierend dargestellt von Moritz von Treuenfels, ist ein in einem fort in Knittelversen plappernder, amüsanter Geselle, der an den Mephisto in Goethes Faust erinnert, nur dass seine Verse nicht von Goethe stammen, sondern vom Regisseur und von Jan Dvorák, was ihnen auch anzumerken ist, wenn sie zuweilen ziemlich hanebüchen daherkommen. Die Nähe zu Faust ist aber durchaus beabsichtigt, geht es doch auch hier um einen Mann, der seine Seele für ein irdisches Glück verkauft und bitter dafür bezahlen muss, wie Stölzl im Programmheft ausführt. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich von Treuenfels in der Art und Weise, wie er die Rolle Samiels anlegt, offensichtlich am legendären Mephisto von Gustav Gründgens orientiert. Das Ergebnis ist jedenfalls überzeugend.

Die Oper geht ohne Pause und einigermaßen spannungsgeladen über die Bühne. Die gesanglichen Leistungen der meist noch recht jungen Sängerinnen und Sänger sind durchwegs gut. Die blutjunge Sopranistin Nikola Hillebrand ist eine anmutige, leicht verunsicherte, aber im Grunde vertrauensvolle Agatha. Ihr „Leise, leise, fromme Weise“ bleibt im Rahmen des Volkliedhaften und strahlt Zuversicht und Hoffnung von oben aus.

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Copyright: Anja Köhler

Das Ännchen von Katharina Ruckgaber ist ein kokettes, quirliges Mädchen. Mit ihrem silbrig schimmernden Sopran meistert die mit spielerischer Leichtigkeit die Koloraturläufe und ist auch darstellerisch eine ideale Ergänzung zur Agatha, die sie antreibt und ermuntert.

Mauro Peter ist mit seinem Mozart-Tenor ein guter Max, der sein Selbstvertrauen verloren hat und in seiner wachsenden Verzweiflung auf die falsche Bahn gerät. Christof Fischesser ist sein gelassener, selbstsicherer Rivale Kaspar.

Der österreichische Bariton Liviu Holender als Ottokar und der bewährte bayerische Bassbariton Franz Hawlata  als Erbförster Kuno komplettieren die Riege der erfreulichen Männerstimmen. In Nebenrollen treten noch Andreas Wolf und Maximilian Krummen als Eremit und Kilian in Erscheinung.

Etwas verhalten klingt der Chor. Mehr als zufriedenstellend die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Enrique Mazzola.

Ganz so thrillerhaft, wie angestrebt, ist das Ganze wohl nicht. Der Applaus fällt aber doch zustimmend bís begeistert aus, und das hat sich dieses Unternehmen auch verdient.

 

 

 

 

 

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