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BIETIGHEIM/Kronen-Zentrum: BELLA DONNA von Stefan Vögel mit dem Ensemble Jacob Schwiers

22.10.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Theater

Bella Donna“ im Kronenzentrum Bietigheim-Bissingen

EIN SIEG ÜBER DIE MÄNNER

TM-22-10-14-Bella Donna - Fota Das Ensemble Jacob-Schwiers GmbH-IMG_8680[1]
Foto: Jacob Schwiers GmbH.

Das Ensemble Jacob Schwiers gastierte am 22. Oktober 2014 im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN In der subtil-rustikalen Regie von Ellen Schwiers konnte sich diese schwarze Kriminal-Komödie von Stefan Vögel mit dem beziehungsreichen Titel „Bella Donna“ bestens entfalten. Katerina Jacob mimte die gewiefte Kochbuch-Autorin Carmen Wolf, die gutes Essen, kühlen Champagner und schöne Männer liebte – letztere aber leider immer nur auf Zeit. Darin lag auch der sarkastische Witz dieser Inszenierung, wobei es Ellen Schwiers zusammen mit Julia Gutsch und Gabriel Klee (Bühnenbild) sehr gut gelang, die psychologischen Personenkonstellationen nuancenreich herauszuarbeiten. Leider waren auch hier die anhänglichen Begleiter nach Ablauf ihrer Schonfrist nicht so leicht loszukriegen. Und so musste einer nach dem anderen aus dem Leben scheiden – scheinbar, wie sich wenig später herausstellte. „Wir hatten mehr Sex als die gesamte Junge Union seit ihrer Gründung“, stellte Katerina Jacob als Carmen Wolf fest. Dank Carmens wohlschmeckender Kräuterküche traf dieses schwere Schicksal auch Carmens alten Freund Bernie (nuancenreich: Frank Hangen), der einem raffinierten Silvestermenü zum Opfer fiel. Später kam jedoch überraschend heraus, dass er gar nicht tot war, was bei Carmen zu einem wahren Verzweiflungsausbruch führte: „Männer gehören alle zwei Jahre entsorgt!“ Als Carmen Liebhaber Nummer fünf um die Ecke bringen wollte, stand ausgerechnet ihre von Liza Riemann wandlungsfähig gespielte Tochter Sabine vor der Tür. Sie hatte in Valentin Strachwitz (facettenreich: Johann Anzenberger) die Liebe ihres Lebens und ihren Verlobten gefunden. Carmen war strikt dagegen und verbat sich gleichzeitig Ratschläge von ihrer Tochter. Katerina Jacob und Liza Riemann waren hier zwei Kontrahentinnen, die die Bühne mit elektrisierendem Leben erfüllten. Carmen glaubte nicht mehr an die ewige Liebe. Doch als der auf der Bühne stets präsente Holger Schwiers als Carmens neuer Freund auftauchte, war diese plötzlich wieder von männlichem Charme regelrecht hingerissen. Auch Sabine erlag schließlich Valentins Verführungskünsten, obwohl sie „Sex vor der Ehe“ eigentlich verabscheute: „Mach‘ mir den Stier!“ Als Sabine die vermeintliche Leiche „Bernies“ im Gartenhaus entdeckte, ahnte sie natürlich, dass ihre Mutter keine Frau der leeren Worte war. Als Liebhaber Nummer Sechs führte Martin ein überaus riskantes Spiel, denn er war eigentlich ein Kriminalkommissar, der Carmen Wolf auf die mörderische Schliche gekommen war und sie schließlich verhaften wollte. Doch sie bekam seine heimlichen Telefonate mit und schlug ihm damit ein Schnippchen. Letztendlich gelang es ihr, den Polizisten mit einem Rotweinglas zu vergiften und unschädlich zu machen. Dies war die größte Überraschung des Abends.

Während des hintersinnigen mörderischen Spiels entdeckte man so manche menschliche Schwäche – und nicht jeder war das, was er vorgab zu sein. Dies galt auch für Valentins Vater Hans-Jürgen Strachwitz (Ingo Neise in einer Paraderolle), der zunächst von Carmen fasziniert war, aber dann aufgrund eines „Zaubertranks“ auf einmal für „Bernie“ schwärmte, der panisch die Flucht ergriff. Hier hatte die erfahrene Regisseurin Ellen Schwiers die Situationskomik bestens im Griff. Sie machte ja in den vergangenen Jahren vor allem als Intendantin der Burgfestspiele in Jagsthausen von sich reden. Die Kostüme von Reni Laumer passten sich dem fast schon nostalgischen Ambiente des Bühnenbildes an. Dieser spezielle literarische Kräutermix für erotische Höhenflüge wechselte sich dann mit „Belladonna“ ab, einem Tollkirschengetränk, das die Liebhaber ins Jenseits beförderte. Ein heftiger szenischer Wechsel, der beim Publikum jedenfalls ausgezeichnet ankam.  

 Alexander Walther

 

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