GESPRÄCH MIT BERNARDA BOBRO IN DER MERKER – ONLINE-REDAKTION
Bernarda Bobro. Foto: Barbara Zeininger
Am Montag (16.6.2014) war die slowenische Sopranistin Bernarda Bobro Gast in der online-Merker-Redaktion in der Zeleborgasse im 12. Wiener Bezirk. Peter Dusek führte das Gespräch, das mit einem Ausschnitt der jüngsten Traviata-Serie an der Volksoper begann, und stellte als erste Frage:
Dusek: Kann man Sie als „rising star“ der Volksoper bezeichnen?
Bobro: Ich war ja tatsächlich von 2000 – 2005 also am Beginn meiner Karriere Ensemble-Mitglied an der Volksoper und habe dort von Pamina bis zur Despina, von der Gretel und Gilda bis zur Norina mein gesamtes Repertoire gesungen. Seit ich „freie Sängerin“bin sind meine Gagen offenbar so angestiegen, dass ich immer seltener – zuletzt als Adele und Traviata – geholt werde. Sie müssen also die Volksoper fragen, wie diese mich beurteilt…
Dusek:. Mit dem Karriereverlauf können Sie in jedem Fall zufrieden sein. Sie haben in wichtigen Europäischen Opernhäusern wie Berlin, Paris, Brüssel oder London gesungen und stehen vor dem US-Debüt in Seattle…Sie sind Slowenin?
Bobro: Ja aus Maribor!
Dusek: Stammen Sie aus einer musikalischen Familie?
Bobro: Im weitesten Sinn ja. Meine Mutter ist Krankenschwester, der Vater arbeitet in einer Papierfabrik –meine jüngere Schwester ist Hausfrau und Mutter. Und nur der Opa hat regelmäßig im Chor gesungen…Aber an klassischer Musik waren wir alle interessiert! Und so habe auch ich in einem Kinderchor (noch vor der Wende) begonnen…
Dusek: Wie oft im Jahr sind sie in Slowenien?
Bobro: So 10 Mal wird es schon sein!
Dusek: Gibt es nicht doch auch noch eine persönliche Bindung nach Wien
Bobro: Ja, zu einem Oboisten der Volksoper, mit dem ich gerade mein verflixtes siebentes Jahr gut überstanden habe.
Dusek: Ihr Studium absolvierten Sie in Graz?
Bobro: Ja, das waren nur 60 Kilometer von Maribor. Mein erstes Engagement kam dann übrigens in Klagenfurt zustande. Mein Bühnendebüt war die Mi in Lehars’s „Land des Lächelns“ in der Regie von Werner Schneyder. Dann kam schon die Volksoper!
Dusek: Hatten Sie mit der Entscheidung für ein „freies Engagement“ Probleme?
Bobro: Im ersten Jahr habe ich mit den Pausen umgehen lernen müssen. Da ist man nicht arbeitslos, sondern muss Rollen studieren, Stimmübungen beginnen und sich für Stoffe interessieren!
Dusek: Gibt es Traumrollen?
Bobro: Ja, Lucia, Sophie oder Puritani – oder auch die Mozart-Konzertarien! Ich habe aber nicht vor, über meine Fachgrenzen hinauszugehen…
Dusek: Haben Sie Vorbilder
Bobro: Ich schätze ganz besonders Hilde Güden!
Dusek: Sind Sie eine Kämpfernatur wie Christa Ludwig oder lassen Sie die Dinge an sich herankommen.?
Bobro: Ich vermisse den direkten Kontakt zu Direktoren und Dirigenten. Das wird alles durch „Vermittler“ abgewickelt – früher war dies offenbar ganz anders.
Dusek: Ist Bobro ein Künstlername?
Bobro: Er ist der Name von meinem Exmann – Bobro heißt übrigens im Ukrainischen Biber.
Dusek: Haben Sie Hobbies?
Bobro: Ja wenn ich Text und Rollen lerne, dann häkle ich oder stricke – zuletzt für meine kleine Nichte…Außerdem lese ich gerne!
Dusek: Welche Art von Büchern?
Bobro: Politik, Geschichte, Biographien..Liebesromane sind mir zu fad…
Dusek: Und TV oder Kino?
Bobro: Da gilt das Gleiche – Dokumentationen mit politischen oder ökonomischen Themen kommen ganz vorne. Und ja – den französischen Spielfilm schätze ich wegen seines Humors ganz besonders.
Mit Vittorio Grigolo als Violetta in „La Traviata“ in London/ Royal Opera House. Foto: Royal Opera House
Dusek: Eine heikle Frage zum Schluss. Was halten Sie vom Regietheater?
Bobro:: So viele Erfahrungen habe ich da noch gar nicht. Aber die Traviata von Ruth Berghaus in Berlin hat mich überzeugt – sie war nicht gegen den Geist der Musik!
Dusek: Wo werden Sie als nächstes auftreten?
Bobro: In Bregenz – wieder als Pamina auf der Seebühne!
Dusek: Dann drücke ich die Daumen!